Das Leben ist kein Wunschkonzert

NEUNUNDSECHSIG

Als Robin hinter der nächsten Ecke verschwunden war, drehte auch ich mich um und führte meinen Heimweg fort.

Eine Viertelstunde Fußweg später kam ich in meinem Zimmer an. Noch immer machte ich mir Gedanken über die Blamage im Sportunterricht und das Gespräch mit Robin.

Die meiste Zeit meines Nachmittags verbrachte ich damit, meine Hausaufgaben zu machen. Als ich fertig war, war die Sonne schon fast untergegangen. Gedankenverloren starrte ich aus dem Fenster und beobachtete einen älteren Herren, der seinen Hund spazieren führte.

Nach einer Weile wandte ich mit einem Seufzer meinen Blick von der abendlichen Straße in mein Zimmer. Vorhin war unser Heimleiter hier gewesen und hatte mir erzählt, dass Mike jetzt woanders wohnte. Ich war jetzt allein in diesem hässlichen Zimmer.

Meine Gedanken wanderten zu Mike. Wo er jetzt wohl wohnte? Hatte er eine Familie gefunden oder wohnte er nur in einem anderem Heim? Ich seufzte erneut. Ich wusste zwar nur wenig von ihm, aber irgendwie vermisste ich ihn schon. er war einer der Ersten, der mich verstanden hatte und mich trotzdem als normal angesehen hatte und wir hatten uns nicht einmal voneinander verabschiedet.

Nachdem ich noch einen Moment auf das leere Bett gestarrt hatte, beschloss ich mich bettfertig zu machen und ging in das Bad auf dem Flur. Keine fünf Minuten später lag ich in meinem Bett und schlief auch bald darauf ein. Doch mein Schlaf sollte nicht von langer Dauer sein.

Ich wachte auf, weil ich leises Flüstern auf dem Flur hörte. Draußen war es bereits dunkeln geworden und man konnte einzelne Sterne zwischen den Wolken erkennen. Inzwischen waren die Geräusche vor meiner Zimmertür wieder verstummt, weshalb ich mich wieder zur Wand drehte und weiterschlafen wollte.

Im nächsten Moment hörte ich wie jemand leise meine Tür öffnete. Ruckartig drehte ich mich um und starrte geschockt in die grinsenden Gesichter von Moritz und seinen Kumpels.