HUNDERT

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Als der Arzt weg war, herrschte Stille im Zimmer und ich hing meinen Gedanken nach. Ich hatte Phil schon so viel über mich erzählt, sollte ich ihm also auch noch den Rest erzählen?

Seufzend überwand ich mich; er würde es sowieso irgendwann erfahren. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich anfing zu sprechen: "Ich kam dann in diese Wohngruppe, obwohl ich mich mit der vom Jugendamt noch angelegt habe, aber es hat nichts geholfen.". Obwohl ich zusammenhangslos angefangen hatte, wusste Phil sofort wo ich war und sah mich interessiert an.

"Ich hatte große Schwierigkeiten mich damit abzufinden, aber die Leiterin der Wohngruppe war jung und sehr nett und mit den anderen Jugendlichen verstand ich mich eigentlich auch ganz gut.", erzählte ich weiter und dachte an die kurze Zeit in der Wohngruppe. "Doch leider habe ich es verbockt und mich scheiße benommen, was dann dazu geführt hat, dass ich direkt wieder rausgeflogen bin. Der Polizist hat sich weiterhin um mich gekümmert und schließlich bin ich in ein neues Heim gekommen.".

An das Heim zu denken viel mir schwer, aber Phils Blick entfachte neuen Mut in mir. "Ich war die meiste Zeit alleine auf meinem Zimmer, da mein Mitbewohner eine Familie gefunden hatte, aber ich habe fast jede Nacht Besuch von drei Jungs bekommen. Sie haben mich geschlagen und wollten, dass ich ihnen Drogen besorge. Und rgendwie ist das dann alles ein bisschen eskaliert: Sie haben mich Abends in den Garten gelockt und dort zusammengeschlagen und mir schließlich auch noch einen Anruf des Polizisten gezeigt, dem ich die ganze Zeit egal war.", sagte ich den schmerzhaftesten Teil der Erzählung.

Ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu fassen und fuhr dann fort: "Ja, als  ich wieder zu mir gekommen bin, bin ich dann abgehauen und einfach immer geradeaus gelaufen. Im Wald habe ich dann das Haus gefunden und mich versteckt und den Rest der Geschichte kennst du ja.".

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt