EINUNDVIERZIG

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Zusammen mit meinem Klassenlehrer stand ich auf dem Flur und alle starrten uns an. "Hast du starke Schmerzen, Vitus?" fragte Herr Koch und sah mich durchdringend an. Ich sah weiterhin auf den Boden und sagte: "Meine Schulter ist noch lädiert und ich habe die ein oder andere Faust ins Gesicht bekommen.".

Ich schämte mich ihm gegenüber zuzugeben, dass meine Aktion mehr als nur dämlich war. Herr Koch drehte meinen Kopf mit zwei Fingern in seine Richtung und schaute mit einem prüfenden Blick eine geschwollene Stelle an meinem Kiefer an, anschließend tastete er meine leicht blutende Nase ab, was mich zusammenzucken ließ.

"Die Nase scheint nicht gebrochen zu sein. Das andere ist alles nur geprellt." sagte er mit emotionsloser Stimme. Wir warteten noch einen Augenblick, dann kamen schon Tim gefolgt von dem anderen Lehrer den Gang entlang.

Zusammen gingen wir in einen leeren Klassenraum und setzten uns. Es kam noch eine andere Lehrerin in den Raum, dann erhob, der mir unbekannte, Lehrer die Stimme und sagte durchdringend: "Ihr wisst beide, dass eine Prügelei keine Lösung für eure Probleme ist! Ihr könnt euch nicht einfach gegenseitig schlagen. Was wollt ihr dazu sagen? Tim, warum hast du Vitus geschlagen?".

Tim saß mir gegenüber und räusperte sich. Dann fing an er an zu sprechen: "Ich habe mich nur gewehrt! In der Pause habe ich ihn angesprochen und plötzlich hat er mir mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Ich weiß ja nicht, was er für Aggressionen der Junge hat, aber er sollte sich dringend mal untersuchen lassen!".

Durch diese Aussage stieg in mir schon wieder die Wut. Ich wollte aufspringen, doch mein Klassenlehrer hielt mich unter strengem Blick zurück.  Jetzt wendete sich der Lehrer an mich: "Vitus, was möchtest du denn dazu sagen?".

Ich atmete tief ein, dann sagte ich: "Es stimmt: Ich habe zuerst zugeschlagen, aber Tim hat mich provoziert und das schon seit gestern!". "Na gut, es liegt jetzt nicht an mir das zu entscheiden. Das liegt jetzt ganz an euren Klassenlehrern, die dann noch mit euren Eltern sprechen werden." sagte der Lehrer und verließ den Raum.

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt