FÜNFUNDNEUNZIG

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Als ich meine Augen wieder öffnete, hatte ich immer noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Tränen rollten über meine Wangen und ich zitterte leicht. Ich hielt meinen linken Arm fest an meinen Bauch gepresst und weinte. Die Erinnerungen durchzuckten mich und ließen mich heftiger atmen.

"Hey ganz ruhig, Vitus. Es wird alles gut, okay? Ich bleibe bei dir, egal was passiert. Du kannst das alles beenden. Es wird dich nie wieder jemand schlagen!", redete Phil leise auf ich ein und streichelte mir beruhigend über den Rücken.

Ich musste mehrmals tief durchatmen, um mich zu beruhigen, doch dann schaute ich Phil ins Gesicht und wischte mir die Tränen aus den Augen.

Vorsichtig zog ich meinen Arm aus dem Jackenärmel und mein blutgetränkter Pullover kam zum Vorschein. Ich merkte, wie Phil direkt professioneller wurde und sich anspannte. Ich hielt inne und versuchte meine tosenden Gedanken zu beruhigen. 

Ich kaute auf meiner Lippe herum und spielte mit den Fingern am Ärmelsaum herum. Die Angst war allgegenwärtig und ich schaffte es nicht mich zu überwinden.

Ich stand vom Bett auf und stellte mich wieder ans Fenster. Plötzlich stand Phil hinter mir und legte den Arm um mich. "Du brauchst keine Angst zu haben. Dir kann nichts passieren, dafür werde ich sorgen!", versicherte er mir und ich bekam eine leichte Gänsehaut.

Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf gegen seine Schulter und entspannte mich leicht. Ich hatte seit Tagen nur noch in ständiger Angst gelebt und mich keinen Augenblick entspannen können, doch Phil gab mir Geborgenheit und zeigte mir, dass meine Angst unberechtgt war.

Ich atmete noch einmal tief durch und spielt wieder mit meinem Ärmelsaum. Ich konnte es einfach nicht. Es war mir unangenehm, weil ich Angst hatte, Moritz könnte Recht haben.

"Ich weiß, dass ich dir vertrauen kann Phil und ich tue es auch, aber ich bin noch nicht bereit. Ich habe Angst und ich schaffe es einfach nicht.", gestand ich deshalb. "Hey, das ist vollkommen okay und verständlich! Ich werde dich zwar nie nachvollziehen können, aber ih kann mir vorstellen, dass es unglaublich hart für dich sein muss, dich anderen zu öffnen, nach allem was du erlebt hast, aber du weißt, ich bin für dich da!", erklärte Phil mir und ich zog ihn dankbar in eine Umarmung.

Das Leben ist kein WunschkonzertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt