Chemischer Defekt

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Typ: Fluff
Wortzahl: 786



Sherlock PoV:

"Gefühle sind ein chemischer Defekt, der nur auf der Verliererseite zu finden ist!" Diesen Satz wiederholte ich ständig, mal laut, mal leise, je nachdem ob John gerade in der Nähe war oder nicht. Trotzdem wollte irgendetwas in mir diesen einen simplen Satz nicht akzeptieren.

Immer, wenn John in der Nähe war, konnte ich selbst fühlen wie sich mein Puls, ebenso wie mein Atem beschleunigte und meine Pupillen sich weiteten, sobald er nahe genug an mich heran trat.
Gefühle waren für mich messbar, sie waren chemisch in unserem Gehirn verankert, aber ich selber hatte keine!

Das ging einfach nicht. Nicht als hochfunktionaler Soziopath!

"Sherlock, alles OK mit dir?" Johns Stimme holte mich aus meiner Trance zurück, in der ich wohl schon eine längere Zeit verweilt hatte.

"Ähem, alles bestens", antwortete ich nach kurzem Zögern. "Warum?"

"Du hast mich jetzt seit knapp zehn Minuten so komisch angestarrt ohne zu blinzeln und es sah nicht nach deinem typischen Gedankenpalast-Starren aus."

So ein Mist! Innerlich verfluchte ich mich. Hoffentlich hatte er nichts bemerkt, obwohl das selten der Fall war. "Gefühle sind nur ein chemischer Defekt, der auf der Verliererseite zu finden ist", murmelte ich leise.

"Was hast du gesagt?", fragte John und guckte erneut von seinem Laptop auf.

"Nichts", antwortete ich nur knapp, stand auf und ging in mein Zimmer.

Am nächsten Tag

"Kann denn hier niemand auch nur ein bisschen seinen Verstand benutzten?", rief ich frustriert aus. "Der Fall ist doch offensichtlich!"

John und ich waren - mal wieder - von Graham zu einem Tatort gerufen worden. Manchmal fragte ich mich echt, warum es das Yard überhaupt noch gab. Ich erledigte doch sowieso die ganze Arbeit für sie.

"Klären Sie uns auf", seufzte Lestrade.

"Es war ihr Mann. Er hat sie mit einem Anderen erwischt." 'Was mir ein weiters Mal beweist, dass Gefühle nur auf der Verliererseite zu finden sind',fügte ich leise murmelnd hinzu.

"Was?" Lestrade hatte es immer noch nicht begriffen? Wie zum Geier war so etwas möglich???

"Gavin-"

"Greg"

"Ihr Ring ist von außen-"

"Von außen matt und von innen glänzend, was beweist, dass sie ihn öfter abgezogen hat, ja ja. Das hab ich mittlerweile auf verstanden. Ich meinte Ihre Aussage über Gefühle und dass es Ihnen etwas beweist und nicht uns"

"Ich weiß nicht, was Sie meinen", haspelte ich nervös. "Wir sind dann hier fertig, oder? John, kommst du?" Plötzlich wollte ich einfach nur hier raus.

Auf der Straße hatte John mich endlich eingehohlt, packte mich am Ellbogen und drehte mich zu sich herum.

"Was war das denn gerade?", fragte er verwundert.

"Was meinst du?", tat ich unschuldig.

"Das mit den Gefühlen. Wir wissen alle, dass sie für dich nur ein chemischer Defekt sind, aber warum musst du dir das selbst beweisen? Und das in letzter Zeit häufiger."

Warum musste er so viel fragen? Wieso konnte er nicht ein einziges Mal dann unaufmerksam sein, wenn ich es von ihm wollte? Ich raufte mir meine Haare. Ich war verzweifelt und das widerum machte mich wütend.

"Sherlock, was ist los mit dir?"

"Ich weiß es nicht John, sag du es mir. Ich war immer der Überzeugung, dass Gefühle für Verlierer sind, nichts weiter als ein Defekt im Gehirn, den ich in der Lage bin zu erkennen. Geweitete Pupillen, erhöter Puls und verschnellerter Atem. Alles Anzeichen für Gefühle gegenüber einer anderen Person. Ich weiß nicht was mit mir los ist, ich weiß nur, dass ich die selben Anzeichen aufweise, wenn ich in der Nähe einer bestimmten Person bin."

John starrte mich nur an, etwas shockiert über meinen Ausbruch und höchstwahrscheinlich auch über mein Geständnis.

"Wer ist es?", brachte er schließlich heraus.

Ich seufzte. Jetzt war es sowieso egal. Er würde mich solange damit nerven, bis ich es ihm sagte. Dann konnte ich unsere Freundschaft auch gleich ruinieren.

"D-du", murmelte ich so leise, dass ich es selber kaum hörte.

"Du musst schon etwas lauter reden, wenn ich dich verstehen soll", lächelte er.

"Du, John", schrie ich nun. " Ich habe einen verdammten chemischen Deffekt für dich!"

Einem Moment stand er einfach nur da, sein Mund leicht geöffnet und starrte mich, wie so oft in den letzten paar Minuten, einfach nur an. Dann ging ein Ruck durch ihn und plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen.

Erst konnte ich gar nicht reagieren, dafür war ich viel zu geschockt, doch als ich Johns Hand an meinem Nacken spürte, wie sie sich leicht in meine Haare krallte, erwachte ich aus der Schockstarre und erwiederte den Kuss. Als wir uns sehr zu meinem Bedauern wieder lösen mussten um nach Luft zu schnappen, lehnte er seine Stirn an meine, indem er meinem Kopf mit seiner Hand , die immernoch in meinem Nacken lag, zu sich herunterzog.

"Ich liebe dich auch", flüsterte er und lächelte.




Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt