Halt die Klappe Version II

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Fluff (mit Streit)
Wörter: 610

Das Leben mit Sherlock Holmes war kein einfaches. Keiner wusste das besser als John Watson. Jeden Morgen von Geigenmusik geweckt werden, abgetrennte Körperteile und Essen, das kein Essen mehr war, irgendwo ganz hinten im Kühlschrank finden, die Schusslöcher in der Wand und die kleinen und großen anderen Macken, die vor allem auftraten, wenn keine Fälle aufkamen und ihm langweilig war.

Und doch blieb John. Natürlich hatte er ein paar Probleme mit diesen Macken, doch sein Geduldsfaden war erstaunlich strapationsfähig. Aber natürlich musste auch dieser irgendwann mal reißen.

Eigentlich hatte es nicht wirklich etwas mit Sherlock zu tun. John war in erster Linie sauer auf sich selbst. Er hatte gerade mal wieder eins seiner Dates verscheucht, weil er nicht aufhören konnte seine Klappe zu halten und über seinen besten Freund und Mitbewohner zu reden. Und Sherlock musste natürlich darauf herumreiten.

"Natürlich ist sie gegangen. Sie war ziemlich dumm und egoistisch. Außerdem wollte sie nur etwas von dir, weil ihr Mann gerade auf Geschäftsreise ist und sie sich langweilt. Wieso versuchst du dieses ganze Date-Gedöns überhaupt noch? Es ist doch offensichtlich, dass es nicht funktioniert, da du mit deinen Gedanken bei etwas oder jemand anderem bist."

Das half nicht wirklich. Weder, dass John sich irgendwie besser fühlte, noch, dass Sherlock ihn nicht vorher hätte warnen können. Immerhin hatte er mal wieder von Anfang an davon gewusst.

"Danke, Sherlock", zischte er darum. "Das baut mich total auf. Weißt du was? Warum erzählst du mir demnächst nicht einfach alles, was es über sie zu wissen gibt, bevor sie mich abserviert? Oder hältst einfach mal deine besserwisserische Klappe und bist einfach mal normal!"

Das hatte gesessen. John konnte förmlich sehen, wie Sherlock von seinen Worten getroffen wurde und bereute sie in dem Moment, da sie seinen Mund verlassen hatten.

"Sherlock, ich..." setzte er leise an, doch Sherlock unterbrach ihn harsch.

"Nein, John! Ich bin nicht normal, du hast recht. Du wusstest das seit dem ersten Tag. Alle haben dich vor mir gewarnt. Mein eigener Bruder hat dich vor mir gewarnt und sogar ich habe dich versucht davon zu überzeugen, wie abnormal ich bin. Doch du warst begeistert und bist geblieben. Ich hab gedacht, du würdest bald sehen, dass das ein Fehler war, aber das hast du nicht. Und ich kann dir auch genau sagen warum, aber das willst du ja nicht hören. Es ist ja nicht normal und ich soll meine Klappe halten!"

Sherlock schrie nun. John war sich sicher, dass Mrs. Hudson ihn hören konnte. Trotzdem hatte er Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. Es kam ihm vor, als wäre er in einer Blase eingeschlossen, die alles versuchte auszublenden, aber nicht hundertprozentig dicht war, sodass er immer noch ein wenig hören konnte.

"Ich werde dir nicht sagen, warum du nicht gegangen bist, aber ich werde dir etwas anderes sagen. Etwas, das dir auch normale Leute sagen könnten. Ich finde es grausam von dir, dass du versuchst, deine Gefühle zu unterdrücken. Und noch grausamer, dass du genau weist, was du mir damit antust."

Nun blendete John wirklich alles aus. Er wusste, wovon Sherlock redete. Und er wusste, dass er recht hatte. "Halt die Klappe", flüsterte er. Doch Sherlock schien ihn nicht zu hören und redete einfach weiter.

"Halt die Klappe!" schrie er in die Salve von Aufzählungen, warum er ein grausames Miststück war, hinein.

"Bring mich doch dazu!" schrie Sherlock zurück und John handelte instinktiv und abrupt. "Weißt du was? Schön!" Er zog Sherlock zu sich und presste seine Lippen auf die des Consulting Detectives.

Der Kuss war wütend und doch zärtlich und beraubte John all seiner Sinne. Er nahm nur noch Sherlock wahr und nichts anderes.

Als sie sich lösten, hielt Sherlock wirklich die Klappe.

"Ich denke, das hat gewirkt", triumphierte John. "Macht nur das Atmen ein wenig schwierig."

Sherlock lächelte. "Atmen ist langweilig."

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt