Telefongespräch

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Angst
Wörter: 456



Sherlock würde allein sterben. Allein in der Kälte des Londoner Herbstes. Er lag zitternd auf dem Boden einer dunklen, nasse Gasse und spürte, wie ihn mit seinem Blut auch sein Leben langsam verließ. Keiner war bei ihm. Der Typ, der ihm aufgelauert und das Messer in den Bauch gestoßen hatte, war längst über alle Berge. 

John war zu Hause geblieben. Sherlock hatte immer gedacht, dass er während eines Falls sterben würde, auf der Jagd nach dem Täter und jetzt war er einem einfachen, zufälligen Raubüberfall zum Opfer gefallen, der ihn nun das Leben kostete. 

Und das alles nur, weil John schon wieder seine Zigaretten versteckt hatte und er neue brauchte. 

Mit tauben Händen zog er sein Handy aus seiner Manteltasche und drückte auf die Schnellwahltaste für Johns Nummer.

"Sherlock?", meldete John sich. "Was ist los?" 

"Kannst du dich noch an unser erstes Date erinnern?", fragte Sherlock. Er musste sich anstrengen, seine Stimme normal klingen zu lassen. 

"Was? Natürlich kann ich das. Warum fragst du das?"

"Ich brauche nur etwas, das mich von all diesen Idioten hier ablenkt. Weißt du eigentlich, wie viele Trottel einkaufen gehen?" Immer mehr Blut floss aus seiner Wunde und er merkte wie sein Atem immer flacher wurde.

"Das ist dann wohl der Grund, warum du mich immer einkaufen schickst, oder?" Sherlock lächelte schwach als er Johns Lachen hörte. 

"Ich liebe es, wenn du lachst", sagte er. Er konnte selbst die Trauer hören, die in seiner Stimme mitschwang als er daran dachte, dass er dieses Lachen nie wieder hören würde. 

"Sherlock? Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?" fragte John besorgt. "Du klingst irgendwie komisch."

Shit. John kannte ihn einfach zu gut. "Alles in Ordnung bei mir. Die Verbindung ist nur schlecht in diesem Loch hier. Tust du mir einen Gefallen?"

"Ich werde dir keine Zigaretten kaufen. Wenn du unbedingt welche haben möchtest, musst du sie selbst holen oder besser suchen."

"Das meine ich doch gar nicht. Ich will, dass du mir eine Frage beantwortest."

"Natürlich, Sherlock. Was willst du wissen?"

"Würdest du mich heiraten?"

Einige Zeit lang herrschte Stille, in der John wohl zu verarbeiten versuchte, was Sherlock gerade gefragt hatte. "John", fragte Sherlock noch einmal nach, als er merkte, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Er brauchte diese Antwort.

"Sherlock, komm nach Hause."

"Erst, wenn du meine Frage beantwortest."

"Das macht man nicht am Telefon. Komm nach Hause."

"John, bitte", flehte Sherlock. "Ich brauche jetzt eine Antwort."

"Also schön. Ja, natürlich will ich dich heiraten. Jetzt komm endlich nach Hause, damit ich dir richtig zeigen kann, wie sehr ich das will und wie sehr ich dich liebe."

"Ich liebe dich auch John. Vergiss das nie. Ich liebe dich über alles."

Damit verließ Sherlock sein letzter Atemzug und er tauchte ins Dunkle ab. Sein letzter Gedanke galt John und dem, was sie zusammen hätten haben können. 



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Nicht sonderlich lang oder gut, aber ich musste mal wieder etwas Schreiben.

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt