Stamford

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Wörter: 523


Mike war auf seinem Weg von der Unibibliothek zurück zu seinem Zimmer. Die schweren Bücher, die er zum Lernen brauchte, drohten ihm runterzufallen, doch er hielt sie fest. Er freute sich schon auf einen gemütlichen Abend. Vielleicht konnten er und John einen Film gucken, bevor sie ins Bett gingen. Gelernt hatte er für heute definitiv genug. 

Als er um die Ecke bog, die zu seinem und Johns Zimmer führte, stockte er. Ein gut aussehender, gut gebauter Junge mit braunen Haaren verließ gerade eben dieses Zimmer, welches Mike sich mit John teilte. Er zog sein T-Shirt zurecht und schaute sich verstohlen um. Es war offensichtlich, was er in ihrem Zimmer gemacht hatte.


 Mike hatte den Jungen nie erwähnt und auch nicht, dass er von Johns Bisexualität wusste. Er meinte, John würde es ihm erzählen, wenn er sich bereit fühlte. Doch es kam nie dazu. 

Nachdem sie beide die Uni erfolgreich abgeschlossen hatten, verloren sie den Kontakt. Mike wurde Professor an der selben Uni, an der auch er studiert hatte, während sein alter Mitbewohner als Militärarzt in den Krieg zog. 

Als er John zufällig einige Jahre später im Park traf, hatte er den Vorfall fast vergessen. 

Sie redeten über alte Zeiten, betrieben ein wenig Smalltalk und erfuhren, was der jeweils andere mittlerweile so trieb. Und dann fiel das Gespräch auf Johns Unterkunft.

"London ist zu teuer für eine Armee Pension", klagte John. Und sofort kam Mike eine Idee. 

"Teil dir doch eine Wohnung mit jemandem", schlug er vor. 

"Ach ich weiß nicht. Wer würde mich schon als Mitbewohner wollen?"

Mike grinste. "Weißt du? Du bist der zweite, der mich das heute fragt."

"Wer war der erste?", fragte John überrascht.


Nur eine halbe Stunde später fanden sie sich im Barths wieder. Mike wusste irgendwie, dass sein Vorhaben gelingen würde. Sherlock sah dem Jungen von damals so ähnlich, dass es einfach klappen musste.

Und tatsächlich ging John trotz des eigenartigen Verhaltens des Detectives auf dessen Angebot, sich morgen eine Wohnung gemeinsam anzusehen, ein.

Mike hatte es geschafft.


Zwei Jahre später leiste Mike John bei seinem Junggesellenabschied Gesellschaft. In nur einer Woche würde der Arzt seinen Mitbewohner und besten Freund heiraten.

"Woher wusstest du es?", fragte John. 

"Woher wusste ich was?" Mike tat unschuldig. 

"Dass es mit mir und Sherlock gut gehen würde. Dass ich nicht nur auf Frauen stehe."

"Da war dieser eine Junge in der Uni. Ich hab gesehen, wie er aus unserem Zimmer gegangen ist, Haare total zerzaust und Hemd immer noch geöffnet. Es war klar, was ihr getrieben hattet." Mike zuckte mit den Schultern. "Ich hab nichts gesagt, weil es mich nichts anging, aber als du sagtest, dass du eine Wohnung brauchst, ist es mir wieder eingefallen und da Sherlock diesem Jungen so ähnlich sieht, dachte ich, ich versuch's mal. Anscheinend hatte ich recht."

John grinste verlegen. "Du weißt es also schon so lang?" Mike nickte. "Danke", sagte John aufrichtig und zog Mike in eine Umarmung. Er schuldete diesem Mann so viel. Das würde er nie zurück zahlen können, doch er konnte es versuchen. 

Mike hatte von Anfang an gewusst, dass sein Vorhaben gelingen würde. Er war froh, dass er recht behalten hatte.

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt