Savings from the cold (AU)

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Fluff
Wörter 1041

Es war ein kalter, regnerischer Tag. John versuchte sich warm zu halten, doch sein Pullover war nicht allzu dick und hatte Löcher. Außerdem waren seine Schuhe durchnässt, sodass man seine Füße leicht mit Eisblöcken verwechseln konnte. 

Das Leben auf der Straße war immer unangenehm, aber im Winter war es echt scheiße. Im Sommer musste er sich nicht frierend in eine Ecke rollen und Angst haben, dass er die Nacht nicht überleben würde. Außerdem spendeten die Menschen im Sommer mehr, da sie nicht ganz so oft vor dem Regen flüchten mussten. Gut, in der Weihnachtszeit konnte er immer mit ein wenig mehr rechnen, aber ein warmes Bett konnte er sich trotzdem nicht leisten.

John beobachtete frierend wie ein weiterer Mann einfach an ihm vorbei eilte ohne ihn zu beachten. Er seufzte und packte seine Sachen zusammen. Viel war es nicht, nur eine dünne Decke und ein Pappbecher, in dem er Geld sammelte. Dann stand er auf und lief die Straße hinunter. 

Es war schon spät. Niemand würde ihm noch etwas geben, da konnte er genauso gut nach Hause gehen. 

Zu Hause war ein wenig benutztes Parkhaus. Der Wachdienst war gutmütig und unternahm nichts gegen ihn, wofür er wirklich dankbar war. So hatte er wenigstens ein Dach über dem Kopf.

John bog um die nächste Ecke und stolperte über einen kleinen Hund und fiel - natürlich - in eine Pfütze. Der Hund winselte und ein Paar Schuhe kam in Johns Blickfeld. Er sah auf und blickte in das wutentbrannte Gesicht einer mit Make-Up überzogenen Frau. Sie trug einen roten, warm aussehenden Mantel und dazu passende Handschuhe. 

"Können Sie nicht aufpassen, wo Sie hinlaufen?", schrie sie John an. "Mein armer Hund! Sollte ihm irgendetwas passiert sein, werde ich Sie dafür zahlen lassen!"

John wollte ironisch fragen, mit welchem Geld er bitte für den Schaden, der vermutlich nicht mal entstanden war, aufkommen sollte, aber die Frau ging schon mit großen Schritten weiter, ohne ihm auch nur in kleinster Weise behilflich zu sein.

Er stand auf und musterte verärgert und leicht besorgt seinen klatschnassen Pulli. Es war schweinekalt und das Wasser half nicht wirklich dabei ihn aufzuwärmen. Er fing noch mehr an zu frieren und seine Zähne begannen zu klappern.

Schnell ging er weiter Richtung Parkhaus, wo er noch einen etwas dünneren Pullover hatte. Der würde reichen müssen. 

Völlig in Gedanken versunken und total in Eile, prallte er das zweite Mal heute mit etwas zusammen. Doch diesmal war es kein Hund und er fiel auch nicht hin. Es war ein Mann mit Mantel, Schal, wilder Lockenmähne und... OMG diese Wangenknochen.

"Tut mir leid", nuschelte John, nachdem er den Schock über die - ihm fiel einfach kein anderes Wort ein - Schönheit dieses Mannes halbwegs überwunden hatte.

"Kein Problem, es war meine Schuld", antwortete der Mann. Seine Stimme war so verdammt tief. John durchfuhr ein Schauer. Er guckte zu Boden, leicht beschämt von seinen Gedanken und seiner Reaktion.

Plötzlich spürte er, wie sich etwas auf seine Schultern legte. Er schaute auf und bemerkte, dass es der Mantel des Mannes war. Verwirrt starrte er ihn an.

"Sie sind komplett durchnässt und dieser Pullover scheint nicht sonderlich warm", erklärte der Fremde. "Sie holen sich hier draußen den Tod, wenn Sie so rumlaufen. Wo wohnen Sie?"

Immer noch nicht ganz bei der Sache, antwortet John: "Ähm, das, ähm Parkhaus fünf Straßen weiter."

"Ok, heute Abend nicht. Wenigstens heute schlafen Sie in einem warmen Bett. Ich kann Ihnen entweder das Hotelzimmer bezahlen oder Sie kommen mit zu mir. Wie hätten Sie es gerne?"

"Was?", fragte John, der immer verwirrter wurde. "Das kann ich nicht annehmen! Ich kenne Sie ja nicht mal."

"Der Name ist Sherlock Holmes, ich bin Consulting Detective und 31 Jahre alt. Jetzt kennen Sie mich und können meine Frage beantworten."

John wusste nicht, was er tun sollte. Es war ein riesen Glück, so ein Angebot überhaupt zu bekommen, aber dann auch noch von so einem Kerl. Schnell wägte er die Möglichkeiten ab. Klar, er kannte diesen Mann kaum, aber was hatte er schon großartig zu verlieren. Das Hotelzimmer wäre vermutlich sicherer gewesen, aber er wollte Sherlock unbedingt näher kennenlernen.

"Ich, äh, würde gerne mit zu Ihnen kommen, wenn Ihnen das nichts ausmacht."

Sherlock grinste. "Natürlich nicht. Kommen Sie nur. Es ist nicht weit."

Sie liefen relativ schweigsam die Straße entlang. John wollte etwas sagen, doch ihm fiel einfach nicht ein, was er hätte sagen können, also schwieg er.

Als sie am Haus ankam, schloss Sherlock die Tür auf und führte John eine Treppe hinauf. 

Das Wohnzimmer war vollgestellt, aber sah gemütlich aus.

"Setzten Sie sich vor den Kamin und wärmen Sie sich auf. Ich mache in der Zeit Tee", sagte Sherlock und schob John zu einem der beiden großen  Sessel vor dem Kamin.

"Warum tun Sie das?", fragte John, als Sherlock ihm die Tasse mit dampfendem Tee und einen Teller mit Sandwiches hinhielt. "Ich meine, die meisten Leute sind nicht mal bereit, mir etwas Kleingeld zu geben und Sie lassen mich gleich in ihre Wohnung."

"Sagen wir einfach, ich kenne die Situation und will nicht, dass irgendjemand so leben muss. Soll ich Ihnen Ihr Zimmer zeigen? Sie sehen echt erschöpft aus."

"Das wäre wirklich nett, wobei ich mich auch mit der Couch zufrieden geben würde."

"Ach, Quatsch, kommen Sie. Das Zimmer ist oben."

Sie gingen eine weitere Treppe hinauf und Sherlock führte John zu seinem Zimmer. Er gab ihm außerdem noch etwas zum Anziehen, bevor er in mit der Bitte, jederzeit zu ihm zu kommen, falls etwas sein sollte, allein.

John zog sich um und fiel sofort auf das große Bett, wo er gemütlich einschlief.

Es gab wirklich nette Leute auf dieser Welt, auch wenn sie echt selten waren. Sherlock schien einer davon zu sein. 

Am nächsten Morgen wachte er ausgeschlafen wie schon lange nicht mehr auf und ging hinunter in die Küche, wo Sherlock bereits mit dem Frühstück auf ihn wartete.

Obwohl er nur eine Nacht hatte bleiben wollen, konnte Sherlock ihn dazu überreden zu bleiben. "Wenigstens für eine Woche", hatte er gesagt, doch aus der Woche wurde schnell ein Monat und aus dem Monat schnell ein Jahr, ohne, dass es einen von ihnen störte.

Nach zwei Jahren bedankte sich John mit einem Ring bei Sherlock und Sherlock tat John einen noch größeren Gefallen als ihn bei sich einziehen zu lassen, indem er Ja sagte.

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt