Streichekrieg (der hinterher irgendwie keine Rolle mehr spielt)

2.7K 166 96
                                    

Fluff
Wörter: 1083



Sie waren in einem Krieg. Sherlock, John, Mrs. Hudson, Greg und Molly waren in einem Krieg.

Na gut, es war nur ein Streichekrieg, aber nichtsdestotrotz war es ein Krieg. John wusste nicht mehr genau, wie es angefangen hatte, aber er glaubte, dass es seine Schuld gewesen war.

Ja, genau. Er hatte Sherlock vorgeworfen, keinen Humor zu haben, wenn es nicht um Serienmörder ging und als er am nächsten Morgen aufgestanden war, hatte er Butter in seinen Hausschuhen und Zucker im Salzstreuer vorgefunden, was er aber erst gemerkt hatte, nachdem er sein Ei großzügig gewürzt hatte und hinein biss.

Zugegebenermaßen war es ziemlich kindisch, aber irgendwie war das Ganze ausgebrochen und Spaß machte es ja auch. Die anderen hatten sich auch anstecken lassen und nun waren sie zu fünft. Fünf erwachsene Menschen, die Pläne schmiedeten, wie sie die anderen in die Pfanne schlagen konnten.

Natürlich gab es auch Allianzen wie in einem echten Krieg. Mrs. Hudson hatte sich einmal mit John zusammen getan, um Sherlock richtig eins auszuwischen, weil er immer auf ihre Wände schoss und die Wohnung mit seinen Experimenten - so fühlte es sich manchmal wirklich an - unbewohnbar machte. Das hatte mit einem beleidigten aber mit Glitzer übersätem Sherlock geendet, der noch ewig in seinen Haaren hängen geblieben war.

Doch nicht lang danach hatte er sich gerächt und Mrs. Hudson wäre vor Schreck fast vom Stuhl gefallen, als sie sich setzte und dadurch das clever angebrachte Airhorn betätigte, während John, dank seiner Spinnenphobie, von der nur Sherlock wusste, wie ein kleines Mädchen geschrien hatte, als er neben einer aus Plastik aufgewacht war.

Irgendwie waren alle Allianzen zerfallen und für kurze Zeit hieß es jeder gegen jeden, doch nun stand es Sherlock und John gegen den Rest. 

Nun hatte "der Rest" jedoch ein Ziel, von dem die beiden nichts wussten. Obwohl John mittlerweile eine leise Ahnung hatte. Immerhin war er momentan mit Sherlock in einem ein Quadratmeter großen Raum eingesperrt.

Er wusste, er hätte Lestrade nicht trauen dürfen. Aber Sherlock war so aufgeregt wegen des angeblichen Falls gewesen, dass er John einfach blindlinks mit in die Falle gezogen hatte. Kurz darauf war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen und Lestrade hatte den Schlüssel umgedreht.

"Das war mal einfach", hatte er gerufen. "Ich lasse euch in drei Stunden wieder raus. Ihr entscheidet, ob ihr den vollen Streich abbekommt, oder es auf die drei Stunden auf engstem Raum beschränkt. Ich glaube, ihr seid schlau genug, um zu erkennen, wie ihr es abmildert."

Ja, John hatte eine Ahnung, wie er den Eimer Wasser, oder was auch immer die drei geplant hatten, umgehen konnte, doch er war sich nicht sicher, ob er das wirklich tun sollte. Es waren jedoch erst zwanzig Minuten vergangen seit sie hier eingesperrt worden waren und die Spannung war jetzt schon ziemlich hoch. Noch weitere zwei Stunden 40 würde er nicht aushalten. Nicht, wenn Sherlock so nah war.

 Er räusperte sich. "Ähm... also, weißt du, was Greg meinte? Wie wir hier ohne zusätzlichen Streich heraus kommen?"

Sherlock verdrehte die Augen. "Das weißt du ganz genau, John. Ich habe gehört, was du gedacht hast."

Ach ja, Sherlock konnte ja Gedanken lesen. John glaubte ihm das zwar nicht, aber er war ziemlich sicher, dass der Jüngere ihn wenigstens deduziert hatte.

"Wollen die wirklich, dass wir das tun sollen, oder wollen die uns nicht doch zu irgendetwas anderem bringen?"

"Ist das nicht offensichtlich?", rief Mrs. Hudson durch die Tür. John zuckte bei dem Klang ihrer Stimme zusammen. Sie wurden bei dieser ohnehin schon zweifelsohne peinlichen Unterhaltung belauscht. Na toll!

"Sie hat recht", bestätigte Sherlock leise. "Es ist offenkundig, was sie von uns wollen. Aber ich werde nicht den ersten Schritt machen. Du weißt, dass ich nicht gut in sowas bin."

"Ach, und ich bin es?", lachte John auf. "Ich habe meiner Psychologin nichts anvertraut, obwohl ich dringend Hilfe brauchte."

"Und dann hast du innerhalb eines Tages beschlossen, mir zu vertrauen, hast einen Taxifahrer erschossen, um mich zu retten und du hast mir alles anvertraut, was du deiner Psychologin nicht erzählt hast."

John wusste nicht, wie er es sagen sollte. Theoretisch hat er es schon so oft gezeigt und er war sich sicher, dass Sherlock es ganz genau wusste. Er wusste nicht, ob es jemandem wie ihm irgendetwas bedeutete. Einem Soziopathen, der nichts von Gefühlen wissen wollte. Er wusste nicht, ob es etwas bedeutete, dass er ihn liebte.

"Technisch gesehen, hab ich dir nie etwas erzählt. Du wusstest es einfach. Und genauso gut weißt du, was ich jetzt sagen sollte, aber nicht sagen kann, denn ich kann deine Gedanken nicht lesen."

"Unter all den Leuten auf dieser Welt, habe ich mich dazu entschlossen, dich als meinen Mitbewohner und besten Freund auszuwählen."

Er stieß sich von der Wand ab, gegen die er gelehnt hatte, machte einen Schritt und stand so direkt vor John.  Er müsste seinen Kopf nur ein Stück heben und könnte seine Lippen auf die Sherlocks legen. Doch er hielt seinen Blick nach unten gerichtet.

Sherlock legte einen Finger unter sein Kinn und hob es. John versuchte, seinen suchenden Blick nicht zu erwidern, doch er scheiterte und  blickte in die strahlend blauen Augen seines besten Freundes.

"Du hast mir das Leben gerettet, hast mich ein wenig menschlicher gemacht und ich bin gestorben, um die zu retten. Wie kannst du nur jemals daran zweifeln, dass ich dich liebe?"

Und dann machte er etwas, was beide schon seit Ewigkeiten machen wollten, sich aber nicht getraut hatten. Er küsste John und John küsste zurück. 

Viel zu früh hörten sie das Klicken des Schlosses und Greg kam herein.

"Bevor ihr zwei euch noch hier die Klamotten vom Laib reist, lass ich euch mal raus und nach Hause gehen." Er zwinkerte und John fühlte, wie er rot wurde. Er hatte völlig vergessen, dass sie Zuhörer hatten. 

"Schade," sagte Sherlock ausdruckslos. "Ich wollte gerade Johns und meine Hose loswerden."

Greg lachte laut los und John stimmte nervös mit ein. "Natürlich, Sherlock. Trotzdem, geht dafür lieber nach Hause", erwiderte Greg, als er sich wieder beruhigt hatte. "Ach ja. Glückwunsch euch beiden. Es hat lang genug gedauert."

"Ja, das hat es", stimmte Sherlock zu, nahm Johns Hand in seine und zog ihn an Mrs. Hudson und Molly, die ihnen beide Glückwünsche zuriefen, vorbei zur Straße. 

Als sie im Taxi saßen, legte John seinen Kopf auf Sherlocks Schulter. "Ich weiß, dass du es schon weißt, aber ich muss es auch sagen", begann er. "Ich liebe dich auch, Sherlock."

Sherlock kicherte. "Du hast recht, ich weiß es schon, aber du hast keine Ahnung, wie froh ich bin, dass du dich doch noch dazu entschieden hast, es dir einzugestehen. Darauf habe ich gewartet. Denn ich liebe dich schon mindestens genauso lang."

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt