Rain Kiss

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Fluff
Wörter: 1070

"OMG, du bist so ein ignoranter Idiot, der nur an sich selbst denkt. Manchmal wünschte ich, ich wäre dir nie begegnet!"

Und damit verließ John ihre Wohnung. Sherlock hörte wie er die Treppe herunter polterte und die Haustür zuknallte. Es fühlte sich an als ob sein Herz in der Mitte durchbrach. Der Schmerz war so groß, dass ihm die Tränen kamen. Er hasste es mit John zu streiten, vor allem, wenn er wusste, dass John recht hatte.

Der Streit hatte wie gewöhnlich angefangen. John hatte sich über Sherlocks Experimente in der Küche beschwert und dann war es irgendwie ausgeartet. Sherlock wusste jetzt schon nicht mehr genau wie.

"Oh, Sherlock." Mrs. Hudson, die plötzlich im Türrahmen stand, sah ihn mitleidig an. Schnell wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht.
"Was ist denn los? War das John, der die Tür so geknallt hat?"

"Ja", antwortete Sherlock mit zitternder Stimme. "Wir... wir haben uns gestritten. Er sagte, er wünschte, mich niemals kennengelernt zu haben."

"Das hat er bestimmt nicht so gemeint, da bin ich mir aber 1000% sicher. Sie sollten ihm nachlaufen und sagen, wie Sie sich fühlen. Die ganze Wahrheit."

Mrs. Hudson war die Einzige, der Sherlock von seinen wahren Gefühle für John erzählt hatte. Er hatte einfach jemanden zum reden gebraucht und er vertraute der alten Dame neben seinem besten Freund am aller meisten.

"Ich kann nicht. Er hasst mich."

"Das tut er nicht. Ich bin mir sicher, dass er nur überreagiert hat. Sie kennen ihn doch. Und jetzt ab mit Ihnen. Aber nehmen Sie einen Schirm mit. Draußen schüttet es wie aus Eimern."

"Danke Mrs. Hudson. Sie sind ein Schatz", sagte Sherlock und lächelte seine Vermieterin dankbar an. Sie wusste wirklich wie sie ihm Mut machen konnte. Schnell zog er sich seinen Schal und Mantel an, schnappte sich einen Regenschirm und verließ 221B.

John lief. Er wusste nicht genau wohin, aber er lief einfach. Tränen mischten sich mit dem strömenden Regen und vernebelten ihm die Sicht. Er hatte seine Worte bereut, sobald er die Wohnungstür hinter sich zugeschmissen hatte, doch er konnte nicht zurück.

Er wusste nicht, wie er Sherlock wieder unter die Augen treten sollte. Der CD würde vermutlich so tun als ob nie etwas gewesen wäre, doch John konnte das nicht so einfach vergessen.

Plötzlich merkte er wohin seine Füße ihn trugen und beschleunigte seine Schritte. Als er an der geschlossenen Universität ankam, setzte er sich auf die Treppe vor dem Eingang und weinte. Der Regen durchnässte seine Kleidung und tropfte in seine Schuhe. Es war ihm egal.

Dieser Ort weckte so viele Erinnerungen. Hier hatte er Sherlock zum ersten Mal das Leben gerettet und im gleichen Moment realisiert, dass er mehr als nur Freundschaft für den Consulting Detective empfand.
Doch nicht nur das. Durch diesen Fall hatte er sich seit einer Ewigkeit wieder lebendig gefühlt. Sherlock hatte ihm gezeigt, wieder zu Atmen und zu Leben. Und das nicht nur einmal.

Ihm war klar, dass er nicht wegen Sherlocks Ignoranz oder Unordentlichkeit so ausgerastet war, denn diese Eigenschaften hatte er mittlerweile respektieren und irgendwie auch lieben gelernt. Es war seine eigene Unsicherheit, die in letzter Zeit immer öfter auftauchte. Er wusste, dass er seine Gefühle nicht ewig verstecken konnte, immerhin war es Sherlock Holmes, vor dem er sie verstecken wollte. Und genau davor hatte er Angst. Vor Sherlocks Reaktion.

Der CD war mit seiner Arbeit verheiratet, das hatte er ihm gleich bei ihrem ersten gemeinsamen Fall klar gemacht. Er würde Johns Gefühle niemals so erwidern wie John es sich wünschte.

Plötzlich hörte es auf zu regnen. Erst merkte er es gar nicht, doch dann schaute er auf und sah Sherlock, der einen Regenschirm über sie beide hielt.

"Es tut mir so leid, John."

Diese Worte überraschten den Arzt. Sherlock entschuldigte sich nie, nichtmal, wenn er wirklich im Unrecht gewesen war, doch diese Entschuldigung klang aufrichtig, ja fast schon verzweifelt.

"Wofür entschuldigst du dich?" John merkte wie sehr seine Stimme zitterte. "Ich muss mich entschuldigen. Ich habe gesagt, dass..." Er stockte. Er konnte es nicht nochmal über die Lippen bringen. "OMG Sherlock, es tut mir so unendlich leid! Ich hätte das niemals sagen dürfen. Ich hab das auf keinen Fall so gemeint. Du bist das Beste, was mir je passiert ist und ich kann dich nicht verlieren. Bitte, bitte verzeih mir!"

John sackte zusammen und weinte bitterlich. Sein ganzer Körper zuckte von den heftigen Schluchzern.

Plötzlich spürte er wieder den Regen auf seiner Haut und für einen Moment glaubte er, dass Sherlock gegangen war. Doch dann spürte er, wie der Größere sich neben ihn setzte und seine Arme um ihn schlang. Sherlock zog ihn näher an sich bis Johns Kopf auf seiner Brust lag.

John klammerte sich an Sherlock fest und schluchzte in dessen Mantel hinein bis er durch das stetige Klopfen Sherlocks Herzens ein wenig beruhigt wurde.

"Schhh", machte Sherlock um John zu beruhigen. "Es ist alles gut. Ich verzeihe dir und ich weiß, dass du deine Worte nicht so gemeint hast, obwohl du allen Grund dazu hättest. Du wirst mich nicht verlieren, außer du willst, dass ich gehe."

"Ich will auf keinen Fall, dass du gehst", nuschelte John. "Bitte bleib bei mir und versprich mir, dass es für immer ist." Er sah auf und schaute Sherlock tief und aufrichtig in die Augen.

"Ich verspreche es", sagte Sherlock und schaute ebenso aufrichtig zurück.

Er bewegte seinen Kopf ein wenig nach vorn, voll und ganz im Blick des Anderen versunken. John tat es ihm nach, ebenso unfähig seinen Blick von dem seines besten Freundes zu lösen. Ihre Nasenspitzen berührten sich. Nun bemerkten beide, in welcher Situation sie sich befanden, doch keiner schreckte zurück.

"John", flüsterte Sherlock. Es klang wie eine Frage, eine Bitte um Erlaubnis.
John lächelte. So unsicher hatte er den Consulting Detective noch nie gesehen. Als Antwort überbrückte er die letzten paar Zentimeter Entfernung und legte seine Lippen auf die butterweichen Sherlocks.

Sherlock erwiderte den Kuss augenblicklich und legte so viel Gefühl und Liebe hinein wie nur irgend möglich. Johns Hand wanderte in Sherlocks Haare, die vom immer noch strömenden Regen klitschnass waren. Der Lockenkopf öffnete seinen Mund und fuhr mit der Zungenspitze über Johns Unterlippe. Überrascht über die Intensität und Leidenschaft, die der Jüngere aufbrachte, seufzte John auf und gewährte Sherlock den Eintritt.

Als sie sich aus Luftmangel wieder von einander lösen mussten, grinsten beide glückselig vor sich hin.

"Ich liebe dich", flüsterte Sherlock voller Gefühl.

"Ich liebe dich auch", flüsterte John ebenso gefühlvoll zurück.

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I'm back!
Ab jetzt kommen wieder regelmäßig Kapitel. Ich hoffe, dieser "Einstieg" hat euch gefallen. Er ist ein wenig länger geworden als die letzten Kapitel, aber das stört euch hoffentlich nicht.
Lasst gerne ein Kommentar da, was ich evtl. noch verbessern könnte (ich hab das Gefühl, dass ich immer das gleiche Ende schreibe 😅). Ich würde mich echt freuen.

Heal,
super_student ;)

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt