Scars

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Angst und Trigger (Selbstverletzung und Folter)
Wörter: 1672

Elskatrad hat vor mindestens zwei Ewigkeiten vorgeschlagen, dass ich ein Kapitel schreibe, in dem John Sherlocks Narben entdeckt. Es tut mir leid, dass das so lange gedauert hat, aber ich hab den Vorschlag echt vergessen, weil er nicht bei den anderen stand. Ich hab ihn wiederentdeckt, als ich die alten Kommentare nochmal alle durchgegangen bin. Also hier jetzt doch noch dieser Wunsch. Ich hoffe, es gefällt dir trotz des ganzen Dramas darin.

John war mal wieder sauer auf Sherlock. Der Detective konnte es einfach nicht lassen, blöde Kommentare von sich zu geben. Stattdessen verletzte er John immer wieder mit seinen Worten, ohne es überhaupt zu merken.

Diesmal war es eigentlich gar nicht so schlimm gewesen. Es ging eigentlich nur wieder um's Milch holen. John hatte Sherlock wie so oft darum gebeten, doch wie immer hatte der Lockenkopf sich geweigert. "Du holst sonst auch immer die Milch, warum sollte ich es diesmal tun? So etwas Gewöhnliches überlasse ich dir."

Und das allein hatte gereicht, um John aus der Haut fahren zu lassen. Schnell hatte er ihre Wohnung verlassen und war in die kühle Nachmittagsluft Londons gestolpert. Er war sich ziemlich sicher, dass er noch etwas gerufen hatte, bevor er die Tür hinter sich zugeknallt hatte, doch er konnte sich nicht mehr erinnern, was es war.

Er machte einen langen Spaziergang um sich wieder etwas zu beruhigen und hielt schließlich doch am Supermarkt um die Milch zu holen.

Er kam sich blöd vor, dass er so die Fassung verloren hatte. Klar, Sherlocks Worte hatten wehgetan - er hatte ihn als gewöhnlich bezeichnet, etwas, was John definitiv nicht war - doch John wusste, wie Sherlock tickte, oder nicht? Er müsste mittlerweile wirklich daran gewöhnt sein. Aber aus irgendeinem Grund war er das nicht. Er wollte nicht einfach der gewöhnliche Mitbewohner seines besten Freundes sein. 

Mit einem schlechten Gewissen ging er zurück in die Bakerstreet und zurück in ihre Wohnung. Sherlock war nirgends zu sehen. Er war wahrscheinlich beim Yard oder so und löste einen Fall. John stellte die Milch in den Kühlschrank und setze sich in seinen Sessel. Eine halbe Stunde schrieb er an seinem Blog weiter, doch er konnte sich nicht konzentrieren. Irgendetwas stimmte nicht.

Er schaltete den Laptop wieder aus und schaute sich in der Wohnung um. Erst fiel ihm nichts ungewöhnliches auf. Nur ein Schädel auf dem Kamin, eine Geige beim Fenster, Sherlocks Mantel an der Geradrobe, überall lag irgendetwas herum... doch irgendetwas störte ihn.

Dann ging ihm endlich ein Licht auf. Sherlocks Mantel hing an der Geradrobe. Er verließ das Haus niemals ohne dieses Ding. Er war also doch noch in der Wohnung. "Sherlock?", rief John. Keine Antwort. Besorgt ging der Arzt  zu Sherlocks Schlafzimmertür und klopfte vorsichtig. "Sherlock, bist du da drin?" Wieder erhielt er keine Antwort. Er wollte gerade wieder gehen und seinen Freund in Ruhe schmollen lassen, als er ein leises Schluchzen durch die Tür hörte.

Weinte Sherlock etwa? Vorsichtig stieß John die Tür auf. Was er sah, brach ihm das Herz.

Sherlock saß in der hintersten Ecke seines Raumes, die Beine an sich heran gezogen und die Arme um seine Knie geschlungen. "Sherlock", flüsterte John sanft, um seinen Freund nicht zu erschrecken.

Sherlock hob seinen Kopf. Seine Augen, die John nun weit aufgerissen anstarrten, waren gerötet und ihm liefen Tränen über die Wange. Was war los mit ihm? "J-John, i-ich da-dachte, du k-kommst frühestens mo-morgen wieder." Die Stimme des Jüngeren zitterte heftig. So hatte John ihn noch nie erlebt. Sherlock sah so jung, so verletzlich aus. John ging einen Schritt auf ihn zu und Sherlock versuchte, noch weiter in seine Ecke zu rutschen.

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt