Happy Birthday, Sherlock

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Wörter: 1105


Seit Sherlock sich erinnern konnte, hatte er seinen Geburtstag schon immer gehasst. Doch seit John in sein Leben getreten war, war dieser Tag ein wenig erträglicher geworden. Denn nun hatte er tatsächlich jemanden, mit dem er diesen Tag verbringen konnte und der nicht einfach nur da war, weil er zur Familie gehörte und somit mehr oder weniger gezwungen war, aufzutauchen. 

Doch dieses Jahr enttäuschte John ihn. Er musste ausgerechnet an Sherlocks Geburtstag eine Doppelschicht in der Klinik schieben, weil sie momentan krankheitsbedingt unterbesetzt waren. Und da sag nochmal jemand, dass Ärzte nicht auch selbst krank werden. 

Also würde es wieder ein ganz gewöhnlicher und doch zugleich ein ziemlich trauriger Tag für Sherlock werden. 

Er schlief an diesem Tag aus, da er sowieso nichts zu tun hatte und ohne John in der Wohnung fiel es ihm immer schwerer, sich zu beschäftigen. Als er gegen Mittag aufstand, checkte er sein Handy, doch Greg hatte ihm keinen neuen Fall geschickt. Die einzige Nachricht war ein halbherziger Geburtstagsgruß von Mycroft und ein verpasster Anruf seiner Eltern. 

Sherlock beschloss, dass er sich noch nicht fit genug fühlte, sie zurückzurufen und ging stattdessen in die Küche und machte sich einen Kaffee und ein ziemlich üppig ausfallendes Frühstück. 

Danach ließ er sich im Wohnzimmer in seinen Sessel fallen und schaltete den Fernseher ein. Nachdem er durch ein paar Kanäle gezappt hatte, schaltete er ihn frustriert wieder aus und schaute auf die Uhr. Normalerweise war es gerade Zeit für Johns Mittagspause. 

Sherlock griff nach seinem Handy und wählte die Nummer des Arztes. 

"Hey Sherlock, ich kann jetzt nicht wirklich", meldete John sich. "Ist es etwas wichtiges?"

Sherlock schüttelte ein wenig verletzt den Kopf. Nicht mal sein Freund hatte ein Happy Birthday für ihn übrig. "Nein, John. Es ist nichts wichtiges. Ich... ich vermisse dich nur."

"Dir ist nur langweilig. Du hast es schon öfter ohne mich ausgehalten. Heute dürfte keine Ausnahme sein. Ich muss jetzt wieder los. Es wird spät werden. Warte nicht auf mich, ok?"

"Ok, John. Ich..." Doch John hatte bereits aufgelegt. "Ich liebe dich", flüsterte Sherlock noch, bevor er niedergeschlagen das Handy sinken ließ.


John hatte ein wirklich schlechtes Gewissen. Er benahm sich aus Sherlocks Sicht vermutlich wie das aller größte Arschloch. Er hatte ihm nicht mal zum Geburtstag gratuliert. Auch das Ich liebe dich, das sie normalerweise am Ende jedes Telefonats austauschten, hatte er diesmal ausgelassen. 

Doch er versuchte sich selbst einzureden, dass er das alles für Sherlock tat. Und in einem gewissen Sinne tat er das ja auch. 

Er war nicht wirklich in der Praxis. Er hatte sich schon vor Monaten für diesen Tag frei genommen. 

Stattdessen stand er mitten in einer Bar, die er für heute gemietet hatte und versuchte schon seit mehreren Stunden, alles für später vorzubereiten. 

Greg würde  Sherlock um sechs Uhr unter dem Vorwand eines neuen Falles hierher bestellen und da Sherlock den ganzen Tag gelangweilt zu Hause rumsitzten würde, würde er keine Zeit verschwenden und sich sofort auf den Weg machen. John würde die Nachricht, die immer kommt, wenn er "arbeiten" war und Sherlock einen neuen Fall hatte, einfach ignorieren. 

Bis um sechs Uhr waren es zwar noch drei Stunden, doch bis dahin war noch so viel zu tun und die Zeit rannte ihm davon. 


Um kurz nach sechs, gab Sherlocks Handy einen Ton von sich. In der Hoffnung auf doch noch einen Glückwunsch von John oder sonst jemanden, griff er sofort danach und schaute drauf. 

Es war eine Nachricht von Lestrade, die ihn zu irgendeiner Bar zehn Minuten von ihm zitierte. Irgendeine weitere mysteriöse Leiche. Sherlock seufzte. Er war eigentlich nicht in der Stimmung, das Haus zu verlassen, doch alles war besser als noch Stunden Löcher in die Luft zu starren. 

Also schnappte er sich kurzerhand seinen Schal, warf sich seinen Mantel über und verließ die Wohnung.

Nur wenige Minuten später kam er an der Bar an. Doch etwas stimmte nicht. Es war keine Menschenseele zu sehen, kein Absperrband, kein Polizeiauto.

Etwas verwirrt kramte Sherlock sein Handy aus seiner Manteltasche und starrte auf die Adresse, die Lestrade ihm geschickt hatte. Er war definitiv an der richtigen Bar.

Immer noch auf der Hut, betrat er etwas zögerlich die Bar.

Doch ihn erwartete keine Leiche oder mehrere Polizisten, die aufgescheucht herumwuselten, sondern alle seiner Freunde und Bekannten, die lauthals "Überraschung" riefen, als er die Tür aufstieß.

Geschockt starrte Sherlock in die Runde. Einen nach dem anderen sah er sie alle an, bis er endlich Johns Blick traf.

Sein Blogger hatte das größte Grinsen, das Sherlock je an ihm gesehen hatte, aufgesetzt und seine Augen strahlten vor Freude, dass die Überraschung geglückt war.

John trat einige Schritte vor, bis er direkt vor Sherlock stand. "Alles Gute zum Geburtstag, Sherlock", grinste er und umarmte Sherlock, der immer noch wie gelähmt dastand.

"John", fragte er vorsichtig und John löste sich ein Stück von ihm. "Was ist hier los?"

John lachte und küsste Sherlock. "Das ist deine Geburtstagsparty, Dummerchen. Du hast nicht wirklich geglaubt, ich hätte deinen Geburtstag vergessen, oder?"

Sherlock zuckte peinlich berührt mit den Schultern. Wie hatte er nur sowas von John denken können?

"Oh Sherlock", lachte John, doch man konnte ihm das schlechte Gewissen ansehen. "Es tut mir leid, aber ich wollte dich wirklich überraschen. Und jetzt komm, die anderen wollen dir auch gratulieren."

Damit wurde Sherlock von John durch die Menge gezogen und herumgeführt. Jeder gratulierte ihm und einige gaben ihm ein kleines Geschenk.

Als er nach einer halben Stunde endlich mit allen geredet hatte, setzte er sich ein wenig erschöpft an die Bar, wo der Kellner ihm sofort einen Drink einschenkte.

John war immer noch an seiner Seite. "Und, wie ist mir die Überraschung gelungen?", fragte er.

Sherlock grinste ihn an. "Ganz gut, aber eine kleine Feier in der Bakerstreet hätte es auch getan."

John zwinkerte. "Die können wir auch später noch nachholen. Jetzt will ich dir aber erst noch dein Geschenk geben."

Sherlock errötete. "John, du musst mir nichts schenken."

"Ich weiß", antworte der Arzt und holte trotzdem eine kleine Schachtel mit einer roten Schleife drum herum hervor und gab sie Sherlock.

"Na mach schon auf", drängte er, als Sherlock keine Anstalten machte, die Schachtel zu öffnen.

Vorsichtig zog Sherlock die Schleife auf und öffnete die Schachtel. Er hatte irgendwie damit gerechnet und trotzdem blieb ihm die Luft weg, als er den Ring sah, der in der Schachtel verborgen war.

Ungläubig blickte er zu John auf, der ihm fragend ansah. "Und, was sagst du? Würdest du mich heiraten?"

Alles, was Sherlock tun konnte, war sprachlos zu nicken.

Definitiv der beste Geburtstag, den er je hatte, dachte er, als John ihm unter Jubel und Beifall ihrer Freunde den Ring auf den Finger schob.



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Und schon wieder hat Sherlock Geburtstag. Man, das geht aber auch schnell.
Die Idee für die Überraschungsparty ist mir übrigens durch eine gekommen, die wir vor ein paar Tagen selbst erst geschmissen haben, wenn auch etwas anders als in der Geschichte.

Ich weiß, dass ich schon mal besser geschrieben habe, aber meine Schreibblockade hält irgendwie immer noch an, weshalb ich mich immer erst dazu motivieren muss, mich hinzusetzten und etwas zu schreiben und dann hab ich meisten keine Idee, was ich überhaupt schreiben soll, obwohl ich eigentlich einen ganzen Ordner voll mit Ideen habe.

Ich hoffe, das legt sich bald mal wieder, damit die Kapitel mal wieder besser werden.

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