Mystrade ~ Das Date

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"Ich hoffe, diese Blumen sind nicht übertrieben", sagte Mycroft anstelle einer Begrüßung und sah doch wirklich ein wenig nervös aus. "Ich wusste nicht ob..."

"Sie sind perfekt", funkte Greg schnell dazwischen. "Die Blumen, meine ich. Nicht, dass Sie das nicht auch wären, aber... Oh Gott, ich rede schon wieder zu viel. Vergessen Sie einfach, was ich gerade gesagt habe."

Mycroft lachte und übergab Greg die Blumen, die er immer noch in der eigenen Hand hielt. "Ich denke, Sie sollten sie ins Wasser stellen."

"Richtig. Ähm, wollen Sie vielleicht noch kurz mit rein kommen?" Verlegen kratzte Greg sich am Kopf und trat einen Schritt zur Seite, damit Mycroft eintreten konnte. 

"Mit dem größten Vergnügen", erwiderte Mycroft und betrat Gregs Wohnung. Ein wenig neugierig schaute er sich um. Er wusste schon viel über den Detective Inspector, jahrelange Beobachtungen hatten das nun mal an sich, doch seine Wohnung hatte er noch nie von innen gesehen. Sie war klein, aber gemütlich eingerichtet und sie erzählte ihm noch ein paar Dinge über sein Date, die er noch nicht wusste. 

"Tut mir leid wegen Ihrer Scheidung", sagte er, als Greg gerade mit der Vase für die Blumen in der Hand wieder aus der Küche kam. Der DI zuckte nur mit den Schultern. "Sie war nicht die Richtige. Hab ich wohl ein wenig zu spät gemerkt, aber besser spät als nie." 

Mycroft lachte. "Man merkt sofort, dass Sie meinen Bruder kennen." Fragend schaute Greg ihn an. "Die meisten Menschen würden jetzt fragen, woher ich das weiß, aber Sie nehmen das schon als selbstverständlich. Da hab ich wohl Glück gehabt, dass ich Sie damit nicht mehr verschrecken kann."

"Ich glaube, Sie können mich gar nicht verschrecken", flüsterte Greg kleinlaut. Mycroft lächelte ihn an. "Wollen wir los, oder wollen Sie lieber etwas bestellen?" Greg schüttelte den Kopf. "Nein, wir können los. Sie sollen sich nicht umsonst so herausgeputzt haben."

Das brachte Mycroft erneut zum Lachen. "Ich fühle mich ja geehrt, Detective Inspector, aber ich besitze kaum etwas anderes. Der Anzug ist zum Essen gehen genauso gut geeignet wie für's Herumlungern auf dem Sofa. Die Entscheidung liegt also ganz bei Ihnen."

Greg war erleichtert. Er mochte es nicht sonderlich, in der Öffentlichkeit zu essen. Gemütliche Abende auf dem Sofa waren viel eher nach seinem Geschmack. Außerdem war er schon immer der Meinung gewesen, dass man bei einem Date in der Wohnung den Anderen viel besser kennenlernen konnte und alles nicht so gezwungen war. "Was halten Sie von chinesischem Take Out und einem Film?" 

Mycroft grinste. "Klingt perfekt."

Während Greg bestellte, machte Mycroft es sich auf dem Sofa bequem. "Das Essen ist in einer halben Stunde da. Welchen Film wollen Sie gucken?" 

"Ich habe da wirklich keine Präferenzen. Suchen Sie doch einen aus." Die Wahrheit war, dass Mycroft schon seit einer Ewigkeit keinen Film mehr geguckt hatte. Er hatte also keine Ahnung, welche es so gab oder welche er mochte. Doch das musste er ja nicht unbedingt verraten. 

Greg setzte sich mit etwas Abstand neben Mycroft und griff nach der Fernbedienung. "Was halten Sie von Iron Man?" Mycroft zuckte nur mit den Schultern und nickte. 

Während der ersten zwanzig Minuten des Films wurde nicht wirklich geredet. Die beiden sahen Tony einfach dabei zu, wie er gefangen genommen wurde und gerade dabei war, sich aus seiner Lage zu befreien, bis es an der Tür klingelte. "Das wird das Essen sein", sagte Greg und drückte auf Pause. Er stand auf und ging zur Tür.

Ein paar Momente später kam er mit einer Tüte in der Hand wieder zurück. Er stellte sie auf den Wohnzimmertisch und holte zwei Gabeln aus der Küche. Er setzte sich wieder auf seinen Platz, reichte Mycroft, der die Boxen mittlerweile schon ausgepackt hatte, eine der Gabeln und griff nach seinem Essen.

"Guten Appetit", wünschte er und ließ den Film weiter laufen. 

Als der Film zu Ende und das Essen vertilgt war, drehte Mycroft sich zu Greg  um. "Wirklich? Das ist das Ende? Ich bin Iron Man und das war's? Bitte sagen Sie mir, dass es davon einen zweiten Teil gibt."

Greg gluckste. "Einen zweiten, einen dritten und noch ein paar andere aus der Reihe." Er konnte einfach nicht glauben, dass Mycroft Holmes erstens nichts über das Marvel Universum wusste und zweitens wie ein kleines Kind da auf seinem Sofa saß und offenkundig den zweiten Teil gucken wollte. 

Unauffällig rückte er ein wenig näher an Mycroft heran und schaltete den zweiten Teil von Iron Man ein.

Am nächsten Morgen wachte er in seinem Bett auf. Verwundert schaute er sich um. Wie war er hier hingekommen? Den Körper, der sich von hinten an seinen kuschelte, bemerkte er erst als Zweites. Langsam drehte er sich um und blickte wirklich in das schlafende Gesicht von Mycroft Holmes. Was war letzte Nacht passiert?

Vorsichtig, um den anderen Mann nicht zu wecken, schälte er sich aus dem Bett und schlich in die Küche. Während er sich den Kopf darüber zerbrach, wie er mit Mycroft in einem Bett gelandet war, konnte er auch wenigstens Frühstück machen. 

Als die Brötchen fast fertig waren, kam Mycroft verschlafen in die Küche. "Morgen", murmelte er und griff nach Gregs Kaffee Tasse. Wortlos beobachtete Greg Mycroft dabei, wie er seinen Kaffee trank und mit jedem Zug ein wenig besser gelaunt aussah. Mycroft Holmes war ein Morgenmuffel. Interessante Beobachtung. 

Der Wecker riss Greg aus seiner Trance und erinnerte ihn daran, dass er noch Brötchen im Ofen hatte.  Schnell holte er sie raus und stellte sie auf den bereits gedeckten Frühstückstisch. "Frühstück ist fertig, falls Sie Hunger haben", sagte er ein wenig verkrampft.

"Danke", sagte Mycroft und setzte sich an den Tisch. Greg nahm gegenüber von ihm Platz. 

Nach fünf Minuten hielt er es nicht mehr aus. "Können Sie mir... also... können Sie mir sagen, wie wir in einem Bett aufgewacht sind?" Er spürte selbst, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.

Lächelnd erklärte Mycroft: "Sie sind ungefähr bei der Hälfte des Films eingeschlafen. Als ich Sie in Ihr Schlafzimmer gebracht habe und gehen wollte, haben Sie gemurmelt, dass ich doch bleiben solle. Sie waren ziemlich überzeugend, dafür, dass Sie eigentlich geschlafen haben."

"Tut mir leid", murmelte Greg mit hochrotem Kopf.

"Das muss es überhaupt nicht, Detective Inspector", lächelte Mycroft. "Ich fand es ehrlich gesagt, wie sagt man das noch gleich, ziemlich niedlich." Dieser Kommentar trug nicht wirklich dazu bei, dass Gregs Gesicht wieder eine normale Farbe annahm. 

"Danke für das Frühstück, aber ich muss leider los. Der Job ruft. Es war wirklich ein schöner Abend gestern." 

"Äh, ja, ich denke, das war es. Ich, äh, ich bringe Sie noch raus."

Sie standen auf und gingen in Richtung Flur. Während Mycroft sich die Schuhe anzog, zerbrach Greg sich den Kopf darüber, wie er sich verabschieden sollte. Hand schütteln? Zu förmlich. Umarmen? Küssen? 

Er hatte sich immer noch nicht entschieden, als Mycroft voll angezogen vor ihm stand und ihm die ausgestreckte Hand hinhielt. Oh, also doch nicht zu förmlich und das gestern hatte nichts zu bedeuten gehabt. 

Greg ergriff Mycrofts Hand, doch er rechnete nicht damit, dass Mycroft fest zupackte und ihn zu sich heranzog. Seine Lippen landeten auf denen des mächtigsten Mannes Englands.

"Ich hoffe, ich werde dich bald wiedersehen", flüsterte Mycroft. "Meine Nummer hast du ja."

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, stand Greg immer noch im Flur. Ungläubig fuhr er mit dem Finger über seine Lippe. Mycroft hatte ihn geküsst. Mycroft hatte ihn geküsst! Er konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen. 

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt