What sober couldn't say

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Ich weiß, dass das Lied eigentlich eine andere Aussage hat, aber ich hab das einfach mal außer Acht gelassen und meinen eigenen Sch**ß dazu geschrieben.

Angst 
Wörter: 864


Headed for a blackout hurting like hell
finding my way to the bottom of the bottle

Sherlock war betrunken. Normalerweise mochte er das Gefühl nicht, mochte es nicht, wenn der Alkohol sein Gehirn verlangsamte und seine Sinne vernebelte, doch an diesem Tag brauchte er etwas, was ihn von seinen Gedanken abschirmen konnte.

Packing up my suitcase
Leaving no trace
One step closer with every swallow

Während er seine Sachen in drei große Koffer stopfte, griff er immer wieder nach der Flasche und hieß das heiße Brennen des Alkohols in seiner Kehle herzlich willkommen. Er würde keine Spuren hinterlassen. Für John würde es so sein, als ob er niemals hier gewesen wäre, niemals existiert hätte. Er würde mit seiner neuen Familie glücklich werden können, ohne dass Sherlock dabei im Weg stand. Er würde keine Bürde mehr sein. 

A deafening silence
Like you like me
Saying nothing
But not this time
I'm gonna say

Die ganzen Jahre über hatte er nichts gesagt, sondern seine Gefühle immer für sich behalten, doch nun würde er es endlich schaffen. Nur einmal würde er sein Herz ausschütten, bevor er für immer aus Johns Leben verschwinden würde.

What sober couldn't say
Couldn'd break through
Under the influence of you
Incoherent, truth serum
Just enough to make me bullet proof

Keine Gewissensbisse mehr, der Alkohol vereinfachte alles. Er ließ sein Gehirn zwar langsam arbeiten, seine Zunge dafür umso schneller und sein Filter verschwand völlig, wenn er genug trank. Er würde sich einmal nicht zurückhalten können, wie er es normalerweise tat. Normalerweise. Komisches Wort. War es normal, seine Gefühle zurück halten zu müssen, weil man wusste, dass man den anderen für immer verlieren würde, wenn man es nicht tat? War es weise, sich selbst so großen Herzschmerz zuzufügen, nur damit die Person, die man liebte, mit einer anderen glücklich werden konnte?

I'm so over this love gone violent
I'm drunk and brave enough to say
What sober couldn't say 

Er würde neu anfangen. Irgendwo außerhalb Englands. Vielleicht in Amerika. Es würde seine Zeit dauern, doch mit etwas Glück konnte er es irgendwann schaffen, über John hinwegzukommen. Vielleicht.

Criminal in my mind
I've been doing time
Believing in the lie
That you still loved me

Making up for
The slamming of the door
Always wanting but never giving

Mit jeder freundschaftlichen Geste, mit jedem Blick, der ein wenig zu lang andauerte, hatte Sherlock sich Hoffnungen gemacht, dass John vielleicht doch mehr für ihn empfinden könnte, doch jedes Mal wurden diese Hoffnungen von einem Streit oder einem Date zunichte gemacht. 

Natürlich würde der perfekte Dr. John Watson einen Freak wie Sherlock Holmes nicht lieben können. Warum sollte er auch? Er hatte so viel besseres verdient, als einen Soziopathen, der kaum etwas von menschlichen Interaktionen verstand.

Sick of crying
Tired of trying
Always buying into every kiss
But not this time
I'm gonna say what sober couldn't say

Er würde einfach versuchen, seine Gefühle wieder wegzusperren. Vielleicht hatte er ja Glück und der Alkohol würde sie einfach wegspülen, so unwahrscheinlich das auch war. Er hatte einfach genug von Gefühlen, von Schmerzen. 

This is my intervention
Getting your attention

Nur noch eine letzte Nachricht. Ein letzter Abschied, bevor er immer aus seinem Leben verschwinden würde. Der Alkohol machte es unmöglich, eine Nachricht zu schreiben. Er würde auf die Mailbox hoffen müssen. Zu seinem Glück war es mitten in der Nacht. John würde vermutlich tief und fest schlafen. Er taumelte zu seinem Handy und drückte mit zitternden Fingern den Schnellwahlknopf für Johns Nummer. Tatsächlich meldete sich die Mailbox nach dem zweiten Klingeln. Sherlock hinterließ seine Nachricht, bevor er seine Koffer nahm, in ein Taxi stieg und auf nimmer Wiedersehen davon fuhr.

Als John am nächsten Morgen aufwachte, ging sein erster Blick wie immer in letzter Zeit auf sein Handy. Wie nach jeder Nacht wünschte er, Sherlock hätte sich gemeldet. Weil er ihn vermisste, weil er irgendwas brauchte, oder einfach nur wegen eines neuen Falls. Er wusste, dass er sich mehr erhoffte, aber auch, dass das wohl niemals passieren würde. Ihm war schon ewig bewusst, dass er die falsche Person geheiratet hatte, doch nun war er gefangen in diesem langweiligem, normalen Leben ohne Leichen und ohne Kriminelle, die durch ganz London gejagt werden mussten.

Zu seiner Freude zeigte sein Handy ihm an diesem Morgen tatsächlich an, dass er eine Nachricht von Sherlock hatte. Doch seine Freude verflog sofort, als er die Nachricht abhörte. Sherlocks Stimme klang wackelig, als ob er betrunken wäre.

"John, ich weiß, dass du mich nicht hörst. Du schläfst vermutlich gerade glücklich neben deiner schwangeren Ehefrau. Vielleicht ist das auch ganz gut so. Auf diese Weise kannst mich nicht davon abhalten. Nein, ich werde mich nicht umbringen... noch nicht. Vielleicht irgendwann, wenn es nicht funktioniert, wenn ich dich nicht vergessen kann. Ich werde wegziehen. Ich werde dir nicht sagen, wohin, denn dann wäre das ganze Vorhaben ein wenig sinnlos. Du wirst mich nie wieder sehen, John. Ich werde dein glückliches Familienleben nicht weiter behindern. Aber eins sollst du wissen: Ich liebe dich, John Watson. Habe ich immer, werde ich vermutlich auch immer. Ich hoffe, dass ich irgendwann darüber hinwegkommen kann, damit ich nicht für immer mit dem Schmerz leben muss zu wissen, dass ich diese drei Worte nie aus deinem Mund hören werde. Nicht an mich gerichtet. Bitte versuche nicht, mich zu finden. Es würde uns beiden nicht gut tun. Lebe wohl, John und auf die beste aller Zeiten."

Als Mary aufwachte, fand sie einen weinenden John vor. 

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Falls ihr das jetzt noch gelesen habt, gute Nacht 😉😈

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt