He called me Sherlock

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Der OS spielt im 19. Jahrhundert, also nicht wundern, warum ich nicht die Vornamen benutze.

Wörter: 761
Angst

Holmes saß im Wohnzimmer und dachte über seinen größten Feind nach. Moriarty hatte ihn. Es gab einfach keinen Ausweg. Wenn er niemanden, der ihm etwas beteutete, verlieren wollte, musste Holmes sterben.

Als Watson ihre Wohnung betrat, war sein Entschluss gefallen. Er würde seinen Mitbewohner wohl nie wieder sehen.

Vielleicht war das besser so. So oft war er so kurz davor, sie beide in Gefahr zu bringen. Alles nur, weil er seinen Gefühlen nicht standhalten konnte. In letzter Zeit musste er immer öfter überstürzt das Zimmer verlassen, weil er es nicht aushalten konnte, mit Watson in einem Raum zu sein, ohne ihn berühren zu können.

Es war verboten, doch er konnte nicht anders, als diesen Mann zu verehren, wie eine Frau ihren Ehemann verehren sollte.

Also hatte sein Tod vielleicht mehr als nur einen Sinn.

"Holmes!", riss Watsons Stimme Holmes aus seinen Gedanken. "Hören Sie mir überhaupt zu?"

"Ähh, ja, natürlich. Was haben Sie gesagt?" Gott, Watson machte ihn noch verrückt.

"Wir haben schon wieder keine Milch mehr. Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie Mrs. Hudson bescheid geben sollen, wenn Sie die letzte Milch trinken?"

"Das muss ich wohl vergessen haben. Wenn Sie mich entschuldigen würden." Und wieder verließ er fluchtartig das Zimmer.

Zwei Tage später lag ein Brief auf Holmes Tischchen neben seinem Sessel. Es stand kein Absender drauf, doch er wusste trotzdem sofort, von wem er kam.

Bereit für ein kleines Treffen, Mr. Holmes? Ich denke ihr Haustier hat sich einen tollen Platz zum Studieren gesucht.

Er wollte Watson nicht mit in die Sache hineinziehen, doch er konnte ihn auch nicht einfach verlassen, in dem Wissen, dass er nie wieder zurückkehren würde.

Also schrieb auch er einen Brief. Er gestand alles und gab seinen Gefühlen die Schuld an seinem Freitod. Komischer Name für etwas, zu dem man gezwungen wird. Er erwähnte Moriarty nicht mit einem Wort. Nur so konnte er Watson schützen.

Als er am Barts ankam, sah er Moriarty bereits auf dem Dach sitzen. Holmes straffte seine Schultern und ging in das Krankenhaus hinein. Den ganzen Weg nach oben dachte er daran, warum er das tat. Warum er sich selbst von dieser Erde auslöschte. Er konnte sie alle nicht sterben lassen. Er konnte ihn einfach nicht sterben lassen.

"Ah, Mr. Holmes." Moriarty tat überrascht, als Holmes die Tür aufstieß und auf das Dach trat. "Was für eine Freude, Sie wiederzusehen."

"Hören Sie auf mit den Spielchen, James. Sie wissen, warum wir hier sind und ich weiß, warum wir hier sind. Bringen wir es einfach hinter uns."

"Aber, aber. Wo bleibt denn dann der Spaß? Ich will Sie flehen hören, sagen hören, dass der große Sherlock Holmes besiegt wurde. Und alles wegen seiner Gefühle. Und ich dachte, Sie seien gefühlsimmun."

"Ich werde es nicht noch einmal sagen. Sie wissen, wie ich empfinde und dafür werde ich meine Strafe in Kauf nehmen. Ich weiß, dass Sie ihr Versprechen halten, denn bei allem, was Sie getan haben, sind Sie doch ein Mann der Ehre und halten Ihr Wort."

"Vielleicht haben Sie recht, aber können Sie sich auch wirklich sicher sein?"

Holmes trat dicht an Moriarty heran, sodass er über ihm stand. "Ich schwöre Ihnen", zischte er "krümmen Sie Watson auch nur ein Haar, wird Mycroft Sie für mich in hundert kleine Einzelteile zerlegen lassen." Er ließ wieder von ihm ab. "Also, wie soll das Ganze ablaufen?"

Moriarty grinste und zog eine Pistole hervor. "Ich könnte Sie erschießen, doch das wäre langweilig. Sie, mein Lieber, werden springen."

Ohne weiter nachzudenken, trat Holmes an den Rand des Daches. Er war bereit, das alles hinter sich zu bringen. Doch unten auf dem Bürgersteig stand jemand, der es ihm unglaublich schwer machte.

"John", keuchte Holmes. Manchmal konnte er nicht anders und musste einfach Watsons Vornamen benutzen.

Watson sah zu ihm hoch und Holmes konnte vom Dach aus erahnen, wie seine Augen sich weiteten, als er seinen Mitbewohner dort stehen sah.

"Ach kommen Sie schon, Holmes. Jetzt machen Sie nicht so ein Drama daraus", sagte Moriarty gelangweilt.

Als Holmes sich nicht regte und weiterhin auf Watson hinunterstarrte, kam Moriarty ein paar Schritte heran und guckte selbst über den Rand, um zu sehen, was Holmes von seiner Rettungsmission abhielt.

"Oh, Sie haben Ihr Haustier mitgebracht. Wie niedlich. Wollen Sie nicht zu ihm? Der schnellstmögliche Weg ist ein Schritt nach vorne."

Holmes erwachte aus seiner Starre. Er musste das tun. Er drehte sich blitzschnell um, zog Moriarty an sich und sprang mit ihm in den Tod.

Das letzte, was er hörte, was ihn den Aufprall zwei mal durchleben ließ, war, wie Watson seinen Namen rief.

"Sherlock!"

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt