Mystrade

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Wörter: 932

Für @EllieLovesCrime und alle anderen, die Mystrade shippen und lieben

Greg seufzte. Wie hatte er es all die Jahre ausgehalten, mit Sherlock zusammenzuarbeiten? Er war arrogant, nervig, neunmalklug und nicht gerade einfühlsam. Aber er brauchte ihn, schließlich gab es niemand anderen, der seine Fälle so schnell lösen konnte.

Doch was sollte er nun machen? Er hatte Sherlock einen Fall außerhalb Londons zugewiesen, weil er mal ein wenig Ruhe vor ihm brauchte. Er und John waren also irgendwo im Nimmerland unterwegs, während Greg hier am nächsten Fall verzweifelte. Er hatte wohl keine andere Wahl. 

Er wählte Sherlocks Nummer, doch der Detective ging nicht ran. Stirnrunzelnd legte Greg auf und versuchte es bei John. Nach dem fünften Klingeln nahm dieser endlich ab. 

"He-hey, G-Greg", stotterte er am anderen Ende der Leitung. "Wa-ah-s ist los?" 

"Alles in Ordnung bei euch", fragte Greg besorgt. "Du klingst irgendwie seltsam." 

"Alles ok. Oh Gott, Sherlock! Wieso rufst du an?"

"Ich wollte eigentlich nur wissen, wie weit ihr mit dem Fall seid. Ich brauche euch hier."

"Tu-tut mir leid, a-ah-aber wir werden wohl noch ein wenig brauchen. Ist es dringend?" 

Langsam dämmerte es Greg, warum John so komisch klang und Sherlock nicht an sein Handy ging. Von wegen der Fall sei noch nicht abgeschlossen. "Eigentlich schon. "Greg versuchte alles, um nicht vor Verlegenheit zu stottern. "Aber, wenn ihr noch Zeit braucht..."

"Naja, du könntest Mycroft fragen. Ich schick dir seine Nummer. Es, ah, wird nur nicht so leicht, ihn zu überzeugen, für dich zu arbeiten wie aah Sherlock."

"OK, danke. Viel Glück noch bei eurem Fall." Greg wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden. Johns Stimme zitterte immer heftiger und sein Atem ging immer schneller. Er war erleichtert, als John einfach auflegte. Kurz darauf summte sein Handy erneut. John hatte ihm einen Kontakt geschickt.

Plötzlich nervös drückte er auf die Nummer und dann auf Wählen. Er hatte Sherlocks älteren Bruder noch nie persönlich kennengelernt, doch er hatte schon viel von ihm gehört.

"Holmes", meldete sich eine Stimme am Apparat. Sie klang mächtig und ließ Greg noch ein wenig nervöser werden. "Wer ist da?", fragte Mycroft nach. Greg merkte in diesem Augenblick, dass er vermutlich etwas sagen sollte.

"Ähm, hier spricht Greg Lestrade. John Watson hat mir Ihre Nummer gegeben."

"Ah, der Detective Inspector. Was verschafft mir die Ehre?" Greg war ein wenig perplex. Er hätte nicht damit gerechnet, dass Mycroft Holmes so freundlich zu ihm sein würde. Nach allem, was er gehört hatte, war er sogar manchmal schlimmer als Sherlock.

"Also ich, ähm, ich brauche Hilfe bei einem Fall und, also, Ihr Bruder ist momentan... beschäftigt..."

"Und da dachten Sie, Sie könnten mich hinzuziehen?"

Greg nickte, bis ihm wieder einfiel, dass er ja am Telefon war. "Ja, wenn Sie nichts dagegen haben."

Es entstand eine kurze Pause bevor Mycroft antwortete: "Ich denke, das kann ich einrichten. Wo soll ich Sie treffen?"

Zwanzig Minuten später stand Mycroft neben Greg am Tatort und deduzierte vor sich hin. Er war sogar noch schneller als Sherlock und musste sich nicht einmal seinen teuren Anzug ruinieren, indem er sich neben die Leiche kniete.

Trotz des angeberischen Verhaltens, was wohl in der Familie zu liegen schien, war Greg beeindruckt. Und zwar auf eine andere Art und Weise als bei Sherlock. "Fantastisch", konnte er einfach nicht zurück halten, als Mycroft geendet hatte. 

Geschockt drehte der andere sich zu ihm um. Greg wurde rot. Warum um alles in der Welt hatte er das gerade gesagt?

Irgendwoher kam ihm das Szenario bekannt vor. Hatte John nicht genauso reagiert, als er Sherlock das erste Mal an einem Tatort erlebt hatte? Und nachdem, was Greg am Telefongehört hatte, waren die beiden wohl nun zusammen. 

"Reagieren Sie bei meinem Bruder auch immer so, Detective, Inspector?, fragte Mycroft verschmitzt.

"Äh, nein, ich äh... Ihre Bezahlung", wechselte Greg schnell das Thema. "Oder sind Sie in diesem Fall wie Ihr Bruder und machen das ohne Bezahlung."

"Oh, ich bin keineswegs wie mein Bruder. Aber ich möchte kein Geld. Mir schwebt da eine andere Art der Bezahlung vor."

Greg schluckte. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass Mycroft sehr viel näher an ihm dran stand als vorher. "Und was wäre das?", brachte er zitternd hervor.

"Laden Sie mich auf ein Essen ein. Sie können entscheiden, wo."

"He-heute?" Gregs Stimme war auf einmal zwei Oktaven in die Höhe geschossen. 

Mycroft grinste. "Ja, heute. Ich weiß, dass Sie keine anderen Pläne haben."

"Wo-woher...?"

"Ich beobachte meinen kleinen Bruder auf Schritt und Tritt, Detective Inspector. Sie haben ziemlich oft mit Ihm zu tun. Irgendwann habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, auch Sie zu beobachten. Also, ich hole Sie um sieben ab. Keine Sorge, ich weiß, wo Sie wohnen."

Irgendwie störte Greg dieser Eingriff in seine Privatsphäre nicht so sehr, wie es das sollte. 

Um kurz vor sieben, tigerte Greg nervös in seinem Wohnzimmer auf und ab. Er würde tatsächlich mit dem mächtigsten Mann Englands essen gehen. War das ein Date? Oder einfach nur die Bezahlung für seine Hilfe beim Fall? Sicher war es nur das. 

 Es klingelte und Greg zuckte zusammen. Nach dem Schock, flitzte er so schnell es ging ohne über irgendetwas zu stolpern zur Tür und öffnete sie. 

Mycroft hatte einen Anzug an. Natürlich hatte er das, er war schließlich Mycroft Holmes. Der graue Stoff seines Jacketts und seiner Hose passten perfekt zu dem Lila seines Hemdes. Greg bekam den Mund nicht mehr zu, als Mycroft seine Hände hinter dem Rücken hervor holte und einen Strauß blauer Vergissmeinnicht vor sich hielt.

Blau war Gregs Lieblingsfarbe und Vergissmeinnicht hatte seine Mutter früher geliebt. Woher Mycroft das wusste, oder ob er einfach nur sehr gut geraten hatte, wusste Greg nicht und es war ihm auch egal. Er wusste nur, dass er diesen Abend wohl nie vergessen würde. Denn wer vergisst schon sein erstes Date mit dem Typen, in den man hoffnungslos verknallt ist?

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt