Es tut mir so leid

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Fluff (und eine klitzekleine Spur von Angst)
Wörter: 573



Der Knall war der Auslöser. Von da an geschah alles in Zeitlupe. Er konnte die Kugel quasi auf Sherlock zufliegen sehen. Er dachte nicht nach und sprang dazwischen. 

Der Schmerz, der sich schon einmal in seine Schulter gefressen hatte, bahnte sich nun einen Weg durch seine Brust. Er spürte, wie sich sein Pullover mit Blut, seinem eigenen Blut, vollsog, spürte die Kälte, die sich in seinem Körper ausbreitete und den Schmerz langsam betäubte. 

Dann sah er Sherlock, der seine Hände fest auf die Wunde presste, Schock und Angst in seinem Gesicht. Sein Mund bewegte sich, doch John verstand nicht, was er sagte. Sherlocks Umrisse wurden immer verschwommener, bis er schließlich ganz in der willkommenen Schwärze verschwand.

Er spürte ein Gewicht auf seiner Brust, eine Hand, die seine fest umklammerte und Schläuche, die in seiner anderen Hand steckten.

Er hörte das Piepen der Maschinen neben ihm, den Verkehr draußen vor dem geöffneten Fenster und leises Schluchzen.

Er öffnete die Augen, geblendet vom hellen Licht und dem grellen Weiß des Raumes. Das Gewicht auf seiner Brust kam von Sherlock, der halb auf ihm lag und weinte.

Er hatte Sherlock nie weinen sehen, nicht eine Träne, die ehrlich und nicht für einen Fall notwendig gewesen war. Und nun saß der Detektiv hier und weinte wie ein kleines Kind. Vorsichtig streckte er die freie Hand aus und legte sie in einer beruhigenden Geste auf Sherlocks Kopf. 

Der Jüngere riss diesen sofort hoch und sah ihn geschockt und mit verquollenen Augen an.

"Du bist wach", sagte er erstaunt. John lächelte und nickte. "Oh mein Gott, ich dachte, ich hätte dich verloren!", rief Sherlock und umarmte ihn wieder. "Es tut mir so leid. Ich hätte dich nie in solche Gefahr bringen dürfen. Das ist alles meine Schuld. Es tut mir so leid!"

Sherlock weinte nun wieder, schluchzte unaufhörlich. John wusste nicht ganz, was er tun sollte und umarmte Sherlock einfach nur zurück.

"Es gibt nichts, was dir leid tun muss. Du hast nichts falsch gemacht", versicherte er, seine Stimme rau, weil er sie lange nicht mehr benutzt hatte.

Plötzlich änderte sich Sherlocks Stimmung. Er versteifte sich und sah auf. In seinen Augen schimmerte etwas wie Wut.
"Warum hast du das getan?", fragte er und es klang wirklich etwas wütend. "Warum hast du dich vor diese Kugel geworfen? Sie hätte mich treffen sollen. Ich sollte hier liegen. Ich hätte sterben sollen! Warum hast du mich gerettet?"

Johns Blick war weich und er lächelte. Sein Gesichtsausdruck war das komplette Gegenteil zu Sherlocks.
"Weil du mir wichtig bis, weil das meine Natur ist, weil ich dich liebe, weil du sehr viel mehr wert bist als ich, weil ich es jeder Zeit wieder tun würde ohne zu zögern... soll ich weiter machen oder hast du es verstanden?

Sherlock blinzelte erstaunt. Dann küsste er John zum allerersten Mal. Der Kuss war leidenschaftlich und doch sanft und so voller Gefühl. John küsste zurück, versuchte genauso viel Gefühl hinein zu legen, versuchte Sherlock zu zeigen, warum er ihn gerettet hatte und wie wichtig er für ihn war.

Der Kuss schien endlos und als Sherlock sich löste, außer Atem und wieder mit feuchten Augen, legte er seine Stirn an Johns.
"Ich verstehe es nicht. Warum ich? Du könntest jeden haben. Warum ich?", flüsterte er

"Weil du du bist. Hinter dir steckt mehr als alle glauben, mehr als du glaubst. Und das verdient es geliebt zu werden. Du verdienst es geliebt zu werden. Und ich liebe dich!"

"Ich liebe dich auch", hauchte Sherlock und küsste John vorsichtig, um ihm nicht noch mehr wehzutun, erneut.

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt