Mycroft knows

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Nach dem ganzen Fluff in letzter Zeit, wollte ich mal wieder ein bisschen was trauriges schreiben (auch, wenn man nie zu viel Fluff haben kann). Ich würde ja sagen viel Spaß, aber das würde nicht so ganz passen.

Angst
Wörter: 713



Die Hochzeit war wunderschön. Die Planung war perfekt in die Tat umgesetzt worden. Alle Gäste hatten Spaß und das Brautpaar war auch überglücklich. Alles war perfekt.

Alles war perfekt für Mary und John.

Sherlock dagegen zerbrach innerlich.

Er sollte es sein, der John heiratete, er sollte dieses Glück, dieses Privileg verdient haben, doch das hatte er nicht. Er hatte Johns Leben gerettet und dafür einen Preis bezahlt und John hatte sich für Mary entschieden.

Sherlock kämpfte sich durch die Vermählung, flüsterte die Worte "ich will" leise mit und spielte Best Man um John glücklich zu machen. Er unterdrückte seine Gefühle so gut es ging. Früher wäre das kein Problem gewesen, doch bei John fiel es ihm so schwer, so verdammt schwer.

Der Walzer war das Letzte, was er aushielt. Er quälte sich durch die letzten Noten und beobachtete John beim Tanzen.

Er wusste, wie es sich anfühlte mit ihm zu tanzen. Er hatte es ihm beigebracht. Umso mehr wünschte er sich jetzt, mit seinem besten Freund, der nie mehr sein würde, dort auf der Tanzfläche zu sein und ihre Hochzeit zu feiern. Doch das ging nicht. Denn John war jetzt mit Mary verheiratet.

Nach dem Tanz schnappte Sherlock sich seine Sachen und ging. Ohne sich zu verabschieden.

Die ganze Taxifahrt über riss er sich zusammen, doch sobald er 221B Bakerstreet erreicht hatte, brach er zusammen. Er schaffte es gerade noch, die Haustür aufzuschließen und in seine Wohnung zu gelangen. Dann ließ er die Tränen frei fallen.

Mycroft war da. Er hatte sich vermutlich mit seinem Zweitschlüssel, den er unerlaubterweise besaß, rein gelassen. Er wusste, wie sehr Sherlock litt. Er sagte nichts, sondern breitete einfach nur seine Arme aus. 

Sherlock war es egal, dass sein Bruder schon wieder in ihre, jetzt nur noch seine, Wohnung eingedrungen war, war es egal, dass er ihn eigentlich nicht leiden konnte und, dass er sich geschworen hatte, nie wieder Gefühle vor ihm zu zeigen. Alles, was ihn im Moment kümmerte, war, dass Mycroft bescheid wusste und dass er da war.

Er schmiss sich in die Arme seines großen Bruders und weinte. Er durchnässte den teuren Anzug mit seinen Tränen, doch es war ihm egal. Er krallte sich an Mycrofts Hemd fest, doch es war ihm egal. Alles war ihm egal.

Mycroft ließ ihn weinen. Er ließ ihn seinen Anzug durchnässen und sein Hemd knitterig werden, weil Sherlock sich so sehr daran festkrallte. Sein kleiner Bruder brauchte ihn jetzt.

Er konnte nicht ganz nachempfinden, was Sherlock im Moment durchmachte, doch er stellte sich einfach vor, wie es sein würde, Sherlock zu verlieren und nahm das Ganze mal zehn.

Er sagte nichts, sondern stand einfach nur da, seinen kleinen Bruder fest im Arm. Es dauerte ewig bis Sherlock sich so weit beruhigt hatte, dass er seinen Griff löste und sich ein wenig zurückzog. Mycroft führte ihn zum Sofa und setzte ihn hin. Er machte den Fernseher an und schaltete auf ein lustiges Programm.

"Du guckst das und ich hole Schokoladeneis. Ich habe gehört, das soll helfen und ich bin sicher, Mrs. Hudson hat noch etwas im Gefrierschrank."

Schnell legte er Sherlock, der sich nicht rührte, sondern einfach nur ins Leere starrte, eine Decke um und lief schnell runter, um das Eis zu holen. Als er wieder hoch kam, liefen Sherlock wieder Tränen über die Wange.

"Doktor Watson ist ein Idiot", versuchte er es, doch Sherlock ging nicht darauf ein.

Mycroft konnte es nicht ertragen, seinen kleinen Bruder so gebrochen zu sehen. Er würde Dr. Watson dafür den Hals umdrehen. Oder wenigstens mit ihm reden. Drohen. Wie hatte er Sherlock das antun können?

Er setzte sich zu Sherlock auf das Sofa. Er hielt ihm das Eis hin, doch Sherlock schüttelte den Kopf. Mycroft seufzte und stellte die Box auf den Tisch. Er zog Sherlock an sich und dieser fing wieder an zu weinen. Mycroft streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Doch viel mehr konnte er nicht tun. Er war ein wenig überfordert mit der Situation.

"Er liebt mich nicht, Mycroft", schluchzte Sherlock. 

"Ich bin sicher, dass er das tut", versicherte Mycroft. "Manche Menschen brauchen nur länger bis sie das verstehen. Doch sogar Doktor Watson wird irgendwann erkennen, dass er dich liebt."

Sherlock schüttelte den Kopf und vergrub diesen wieder in dem Anzug seines Bruders.

Das Eis auf dem Tisch schmolz dahin bis irgendwann nicht mehr zu erkennen war, was es eigentlich war - genau wie Sherlocks Herz, was nur noch ein Haufen Scherben war.



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Was habe ich getan??? Das war heftig. Warum habe ich das geschrieben??? Ah, ich weiß! Weil ich gemein bin und euch zum weinen bringen wollte. Hab ich's geschafft? 

Johnlock OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt