Stärker denn je

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Aus meinem Schlaf wurde leider nichts.
Erst als es bereits dämmerte, fielen meine Augen irgendwann zu, doch leider wurde ich durch das Klingeln an meiner Wohnungstür nach wenigen Minuten wieder geweckt.
Wer um Himmels Willen klingelte so früh bei mir?
Zuerst ignorierte ich das Klingeln, doch als es nicht aufhören wollte, gab ich seufzend nach und marschierte zu meiner Tür.

Wehe es war kein Notfall.

Als ich die Tür öffnete wollte ich sie am liebsten gleich wieder zuknallen, doch reagierte mein Körper nicht auf mich.
Wie versteinert stand ich da und starrte ihn an.
„Ähm.... ich habe Frühstück mitgebracht" murmelte Louis, hielt eine Tüte in die Luft und deutete auf die Kaffeebecher in seiner anderen Hand.
Frühstück?
Merkte er die Einschläge noch?
Irritiert sah ich auf meine Armbanduhr und schüttelte dann fassungslos den Kopf.

„Wie bitte kommt man auf die Idee um 6:00 bei jemanden zu klingeln und ihm Frühstück zu bringen?".
Das musste er mir wirklich erklären.
Louis druckste herum, hob dann aber doch seinen Blick und lächelte unsicher.
„Ich dachte mir du hast sicherlich nicht geschlafen und wir müssen das unbedingt klären. Ich...ich wollte mit dir vor dem nächsten Konzert reden und da habe ich eigentlich nur darauf gewartet, dass es anfängt hell zu werden."

Also hatte dieser Idiot genau die gleichen Gedanken wie ich.
War ja mal wieder typisch.
Da versuchte ich ihn aus meinem Kopf zu verbannen und er hat einfach den gleichen Kopf... also...Gedankenmäßig.
Seufzend trat ich einen Schritt bei Seite und ließ ihn in meine Wohnung.
Wenn er nun schonmal hier war, dann konnten wir das auch endlich hinter uns bringen.
Er durfte mir nur nicht zu nahe kommen.

Louis steuerte wie selbstverständlich das Wohnzimmer an, ich folgte ihm.
In der Mitte des Raumes blieb er stehen und sah sich einmal um.
Verblüfft drehte er sich zu mir.
„Es sieht alles noch genauso aus wie damals".
Ich zuckte mit den Schultern.
Ich mied diese Wohnung meistens, warum also aufwändig umdekorieren?

Ich deutete Louis sich auf das Sofa zu setzen und wie in meinem Haus in Los Angeles setzte ich mich an das andere Ende.
„Latte Macchiato, drei Esspressoshots, zweimal Zucker?".
Ich nickte.
Meine Kaffeegewohnheiten hatten sich nicht geändert.
Dankend nahm ich den Kaffee entgegen und nahm einen Schluck.
„Also... wir sollten das irgendwie klären". begann ich und sah, wie Louis die Tüte öffnete und mir einen Bagel reichte, samt Servierte.
Lachs und Frischkäse.
Auch das hatte sich nicht geändert.
Louis biss in seinen Bagel, der vermutlich ohne Frischkäse, dafür aber mit reichlich Butter beschmiert war und nickte kauend.
Er schluckte den Bissen herunter und betrachtete mich einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte und innerlich anscheinend mit sich selbst redete.
Das machte er immer und ich erkannte es daran, weil sich seine Nase dabei immer so nied- okay stop.

„Harry das bei Niall-„
„Nein. Lassen wir das. Darüber reden wir nicht. Wir müssen einfach nur einen Weg finden, um normal miteinander umgehen zu können".
Ich wollte nicht an den Fastkuss erinnert werden.
Aber Louis schien das nicht zu interessieren und er schüttelte den Kopf.
„Doch darüber müssen wir reden Harold."
Harold.
Bei dem Klang meines Namens breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus.

Louis beschloss das Reden zu übernehmen.
„Dir ist sicherlich aufgefallen, dass ich deine Nähe suche... ich...ich kann einfach nicht anders. Mein Körper zieht sich wie ein Magnet zu dir. Ich kann nur klar denken, wenn du unmittelbar in meiner Nähe stehst... und das mit dem Kuss...oder eher gesagt Fastkuss...ich...ich wollte einfach wieder deine Lippen spüren" gab er leise zu und senkte seinen Blick.
Mein Bauch begann bei seinen Worten an zu kribbeln und nur mit sehr viel Selbstbeherrschung konnte ich mich davon abhalten, ihm nicht um den Hals zu fallen.
„Harry... wenn ich damals doch nur schon so schlau gewesen wäre....ich meine...ich hatte immer diese Gefühle für dich, doch wollte ich sie niemals zulassen...und als das dann mit Briana passierte.... Gott ich schäme mich so sehr...nicht für meinen Sohn, aber für das was ich dir damit angetan habe...und...und manchmal weiß man eben erst wie wichtig jemand für einen ist, wenn dieser jemand komplett aus deinem Leben verschwindet. Als dann die Idee mit dem Comeback kam...ich...ich konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dich endlich wieder zu sehen. Und als du dann vor mir standest...meine Gefühle...sie....sie sind stärker denn je".

Das hier lief doch gerade in eine komplett falsche Richtung.
Wollten wir nicht darüber reden, wie wir einen Mittelweg finden?
Und was machte er?
Machte er mir hier gerade ein Liebesgeständnis?

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt