Zayn 2.0

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Liam wollte vom Bett aufstehen, doch ich ergriff schnell seine Hand und hinderte ihn daran.
Dieses Mal würde er nicht von den Problemen davon laufen.

„Sag mir endlich die Wahrheit", forderte ich und zog Liam wieder neben mich auf die Matratze.
Er wollte gerade protestieren, als ich ihm dazwischen ging.
„Wag es ja nicht mich anzulügen, Payne. Ich bin extra hier her geflogen um dir zu helfen und jetzt bist du mir auch eine Antwort schuldig."
Abwartend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schaute Liam an.
Ich würde nicht eher diesen Raum verlassen, bis er sich alles von der Seele geredet hatte.

Doch Liam blieb stumm.
Gut.
Dann wartete ich eben.
Ich hatte Zeit.

Während Liam schwieg und ich geduldig wartete, schaute ich ihn permanent an.
Ich wusste das ihn das nervös machte und das er es hasste.

Und schon nach wenigen Minuten knurrte er beleidigt auf.
„Du willst die Wahrheit?", fauchte er und seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
Ich nickte.

Liam sprang vom Bett auf und raufte sich einmal seine Haare.
Er lief auf und ab, ballte seine Hände zu Fäusten und atmete hörbar schwer aus.
„Gut. Du bekommst die Wahrheit".

Er drehte mir den Rücken zu, starrte an die Wand. Seine Hände waren noch immer zu Fäusten geballt, jedoch bemerkte ich das sie zitterten.

„Willst du wissen an wen ich gedacht habe? Jedes verfluchte Mal, wenn ich mit einer Frau geschlafen habe? Willst du wissen, wen ich mir unter mir vorgestellt habe? Wen ich immer vor Augen hatte, wenn ich eine Frau geküsst habe? Wessen Körper ich unter meinen Händen gespürt habe? Wessen Namen ich am liebsten gestöhnt hätte?".
Er wurde immer lauter, während er sprach und seine Hände zitterten immer mehr.
Ich nickte, auch wenn er es nicht sehen konnte.

Plötzlich drehte Liam sich um, sah mich mit Tränen in den Augen an und versetzte mir abermals einen Stich in mein Herz.
„Ich habe an dich gedacht. Jedes verfickte Mal".

Ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals. Schnürte mir die Luft ab.
An mich?
Liam lachte spöttisch auf.

„Jetzt tu nicht so, als wenn dich das überrascht. Du müsstest eigentlich wissen, was ich für dich empfinde. In New York wurde alles gesagt."

Plötzlich lachte ich auf.
Ich wusste auch nicht woher dieses Lachen aus meiner zugeschnürten Kehle kam.
Aber ich wurde sauer.
So verdammt sauer.

„In New York wurde rein gar nichts gesagt. Das Einzige was ich herausgefunden habe war, dass du mich angelogen hast. Die ganzen Jahre. Du hast deine Gefühle damals für mich herunter gespielt und so getan, als wenn ich nichts weiter als eine Affäre für dich wäre. Und dann, Jahre später beichtest du mir, dass du damals doch mehr für mich empfunden hast. Doch Liam, dass liegt Jahre zurück. Also verdammt sag mir bitte endlich warum ich hier bin!".
Mir platzte langsam der Geduldsfaden.

Liam schüttelte traurig den Kopf, ehe er sich wieder umdrehte und die Wand ansah.
„Du bist wirklich schwer von Begriff, oder?"

Wollte er mich jetzt auch noch beleidigen?

„Ich habe an dich gedacht, während ich neben Cheryl geschlafen habe, ihre Hand hielt, sie geküsst habe, mit ihr geschlafen habe. Ich habe immer nur an dich gedacht und das ist keine Jahre her".

Und dann kapierte ich es endlich.
Verdammt.

Nun war ich es, der vom Bett aufsprang.
„Du...du hast noch immer Gefühle für mich?".
Klar.
Deswegen war ich ja auch der Grund für die Trennung.
Wie bescheuert war ich denn, dass ich das nicht vor einigen Stunden schon kapiert hatte. Was hatte ich denn bitte gedacht, woran es gelegen hatte?
Sicherlich nicht nur an meiner bloßen Existenz.
Nein.
Viel mehr hatte ich eigentlich daran gedacht, dass die Frage, ob er glücklich war, ihn vielleicht dazu gebracht hatte.
Ich hatte gedacht, dass er nach diesen Abend in New York vielleicht nachgedacht hätte. Das er zu dem Entschluss gekommen war, dass wenn er nicht glücklich war, er das lieber beenden sollte.
Diese simple Frage vor einigen Wochen.
Doch ich konnte doch nicht ahnen, dass es so viel mehr war, als diese dumme Frage.

Liam drehte sich erneut um und nun bedeckten sein Gesicht zahlreiche Tränen.
„Sag mir bitte nicht, dass du noch immer so fühlst wie damals", hauchte ich fassungslos, doch meine Bitte wurde nicht erhört.
Liam ließ sich an der Wand herunter gleiten und legte seine Hände über seine Augen.
Seine Antwort ging in seinem Wimmern unter, dennoch verstand ich was er gesagt hatte.

Ein simples „Doch".

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt