Altes Muster

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Erst als es bereits anfing zu dämmern schlief Louis in meinen Armen ein.
Die Nacht war lang.
Immer und immer wieder hatten unsere Körper scheinbar wie von selbst den Weg zueinander gefunden.
Es schien, als wenn wir in dieser einen Nacht die vergangenen Wochen nachgeholt hätten. Weder Louis noch ich hatten die Kontrolle darüber uns voneinander fern zu halten. Und auch wenn wir vielleicht wussten das es unserer - nennen wir es mal momentaner Lage  - nicht gut tun würde, hatten wir uns dennoch aufeinander eingelassen.
Mehrere Male.

Bei mir war im Gegensatz zu Louis nicht an Schlaf zu denken.
Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren und versuchte das Gefühlschaos in meinem Inneren zu analysieren.

Es hatte sich so verdammt gut angefühlt Louis endlich wieder auf die Art und Weise nahe zu sein.
Zu gut.
Und richtig.
Ja verdammt, es hatte sich so richtig angefühlt.
Die vergangenen Wochen waren für den Moment nicht mehr in meinem Kopf.
Alles was gezählt hatte war Louis.
Und auch jetzt, wo er friedlich an mich gekuschelt schlief, bekam ich dieses dumme Lächeln einfach nicht mehr aus meinem Gesicht.
Ich war für den Moment glücklich.
So glücklich, wie ich es in den ganzen Wochen nicht mehr war.
Und das brachte mein Gehirn dazu durchzudrehen.

****

Irgendwann schaffte ich es dann doch noch einzuschlafen. Nicht lange, denn gefühlt wenige Minuten nach dem ich meine Augen geschlossen hatte merkte ich wie Louis sich enger an mich kuschelte und anfing über meine nackte Brust zu streicheln.
Meine anfängliche Euphorie war nach meinem wenigen Schlaf schnell verflogen.
Der Rausch war vorbei.
Müde öffnete ich meine Augen und schaute in das lächelnde Gesicht des Braunhaarigen.
„Guten morgen".
Lächelnd rutschte er höher und wollte mir einen Kuss geben, doch schnell drehte ich mein Gesicht zur Seite.
„Haz, ist alles in Ordnung?".
Das fragte er noch?
Nichts war in Ordnung.
Mein Gehirn war ein wirres Etwas das nicht mehr wusste was richtig und was falsch war.
Hin in her gerissen zwischen Lust und Vernunft versuchte es irgendwie einen Ausweg aus dieser komischen Lage zu bekommen, aber es schien, als wenn es selbst auch keine Antwort hatte.

Louis neben mir setzte sich auf und nun konnte ich ihn endlich wieder ansehen. Er war mir nicht mehr so nahe und jetzt konnte ich endlich wieder etwas klarer denken.
„Louis", begann ich, doch wurde von ihm gleich unterbrochen.
„Ich weiß, Haz, ich fand es auch unglaublich", kam es kichernd aus seinem Mund, ehe er sich wieder an mich kuschelte.
Ich konnte mich gerade noch stoppen ihm nicht automatisch durch die Haare zu fahren.
„Wollen wir es gleich allen sagen, oder lieber noch ein paar Tage geheim halten?".
Verdattert starrte ich den Typen auf meiner Brust an.
Wie bitte?
Ich meine, ich war zwar verwirrt und meine Gefühle drehten am Rad, aber das wir jetzt automatisch wieder zusammen waren, das war eigentlich keine Option.
„Geheim halten hätte schon was... es ist spannend, dann aber wieder würde ich gerne sofort jedem sagen das wir wieder zusammen sind."
Nachdenklich drehte Louis sich und schaute mich an.
„Was wäre dir lieber?".
Sanft schon ich ihn von mir, setzte mich aufrecht hin und sah ihn an.
„Louis, ich glaube du hast da was falsch verstanden".
Angesprochener neigte seinen Kopf und legte sein Gesicht in Falten.
„Wie meinst du das?".
Unsicher schnappte ich mir das Kissen und begann an einer der Ecken rumzuzupfen.
„Lou, ich fand die Nacht wirklich wundervoll, aber... das... das hätte eigentlich niemals passieren dürfen.  Wir hätten nicht miteinander schlafen sollen".
Louis klappte der Mund auf und dann legte sich seine Zornesfalte auf die Stirn.
„Dein scheiß Ernst, Harold!? Erst springst du mit mir in die Kiste und jetzt kommst du damit? Wie erbärmlich bist du denn? Machst erst Bitte Bitte und dann am nächsten Tag sowas?".

Okay.
Nun änderte sich auch mein Gesicht.

„ Ich habe überhaupt nicht Bitte Bitte gemacht. Du hast mich so lange gereizt und provoziert, bis ich dir nur noch nachgeben konnte."
Louis lachte bitter auf.
„Du hättest ja einfach nein sagen können".
Wütend atmete ich ein und sah Louis an, als wenn er nicht mehr ganz dicht wäre.
„Das habe ich! Mehrere Male, aber du hast dieses Nein einfach nicht akzeptiert und einfach weiter gemacht. Du wusstest ganz genau, dass ich irgendwann nicht mehr standhaft bleiben kann. Das ich irgendwann nachgebe, weil ich das immer tue. Weil ich immer alles mache was du willst."
Kopfschüttelnd stand ich auf und suchte meine Kleidung zusammen.
„Ich will doch einfach nur das wir zusammen sind", kam es flüsternd aus Louis Mund und ich hielt in meiner Bewegung inne.
Mit meiner Hose und meinen Socken in der Hand drehte ich mich zu ihm um und seufzte leise, als ich sah das er traurig auf seine Hände schaute.
Ich legte die Kleidung auf das Bett, setzte mich neben Louis und nahm seine Hände.
„Das möchte ich auch, Boo, aber wir sind noch nicht soweit. Hast du das eben nicht bemerkt? Du bist wieder in dein altes Muster geflogen. Es wurde unangenehm und schon hast du mir etwas unterstellt, was ich nicht getan habe."
Louis starrte weiter seine Hände an.
Sanft umfasste ich sein Gesicht und schaute ihn an.
Verdammt, wie sollte ich nur sauer auf ihn sein?
Sein Anblick alleine ließ mein Innerstes weich werden und der Drang ihn jeden Wunsch zu erfüllen und alles für ihn zu machen wuchs immer stärker.

„Ich liebe dich, Louis, aber gib mir bitte noch ein bisschen Zeit".

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt