Den bringe ich um

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Dieses Gefühl.
Dieses unglaubliche Gefühl, welches das Adrenalin in deine Venen schießen lässt, den Herzschlag beschleunigt und einem dieses unermessliche Kribbeln im Bauch beschert.
Glück.
Freude.
All das spiegelt dieses irre Gefühl in einem wieder.
Mein Körper drehte gerade durch und das nur weil Louis so etwas gesagt hat. Dennoch fühlte es sich an wie das erste Liebesgeständnis.

„Haz?".

Unsicher schaute Louis zu mir, wartete vermutlich auf eine Reaktion, doch die konnte ich ihm nicht geben. Ich war gefangen in diesem berauschenden Gefühl, wollte mich nicht der Realität stellen - doch Louis durchkreuzte meine Pläne.

„Hast du denn gar nichts gefühlt?".

Traurig senkte er seinen Blick und sofort reagierte ich.

„Louis". Sanft nahm ich sein Gesicht in meine Hände, streichelte sanft seine Wangen und sah ihm in die Augen.

„Natürlich hat es mir etwas bedeutet".

Was dachte er nur.

„Auch ich fand diese Nacht wundervoll. Glaub mir, ich tue mich auch schwer an etwas Anderes zu denken."

Seine Augen blitzen auf und ein liebevolles Lächeln schlich sich auf seine wundervollen Lippen.

„Dann...dann können wir es doch eigentlich wieder miteinander versuchen, oder?".

Hoffnungsvoll sah er mir in die Augen, doch ich wich seinem Blick aus.
Ich wollte ja - wirklich, aber war es dafür nicht noch ein bisschen früh?

„Du zögerst".

Beklommen nickte ich.
Louis vor mir seufzte, legte nun diesmal seine Hände auf meine Wangen und zwang mich damit ihn anzuschauen.

„Haz, ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr, dass es wirklich schon weh tut und ich weiß das du mich auch liebst. Natürlich ist es nicht leicht mit mir, ich habe meine...Macken, aber ich bin in Therapie und die läuft wirklich gut."

"Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob es für eine Beziehung nicht doch noch zu früh ist. Was ist, wenn du dadurch wieder in dein altes Muster verfällst? Wenn die Eifersucht und der Kontrollzwang durch eine Beziehung nur verstärkt werden?", gab ich meine Bedenken frei, doch Louis schüttelte seinen Kopf.

"Es kann passieren, natürlich, aber wir wissen es nicht. Ich brauche dich, Haz. Ich...ich brauche dich und deine Liebe und...und die Gewissheit was zwischen uns ist. Ich könnte ja mehrere Termine die Woche bei meiner Therapeutin machen und sobald du eine negative Veränderung an mir feststellst, sagst du mir bescheid und ich verspreche dir, dass ich sofort zu ihr renne und daran arbeite. Bitte, Haz...ich...ich kann einfach nicht ohne dich".

Abermals begann mein Herz zu rasen und als Louis mich dann auch noch unschuldig ansah und sich auf meinen Schoß setzte, legte mein armes Herz nochmal einen Gang drauf.

"Ich liebe dich", kam es flüsternd aus Louis' Mund und hinterließ eine Gänsehaut auf meinen Armen. Louis legte seine Stirn gegen meine und automatisch schloss ich meine Augen.

"Ich liebe dich so sehr". Seine Stimme war nun nur noch ein Hauchen und er drückte sich noch enger an mich. Automatisch legten sich meine Hände auf seine Hüfte, übten leichten Druck aus, als mir klar wurde was hier gerade passierte.

Meine Augen gingen auf und ich drückte Louis sanft von mir.

"Du tust es schon wieder".

Verständnislos sah er mich an, ich schüttelte nur meinen Kopf.

"Du setzt deine Reize ein um das zu bekommen was du willst".

"Nein, ich...das...", nachdenklich sah Louis auf seine Oberschenkel, die noch immer auf meinen Beinen ruhten. "Es war keine Absicht. Ich ... mein Körper sehnt sich nur so sehr nach deinem und alles in mir schreit nach dir."

Er hob seinen Blick und dann kam er - der Hundeblick.

Eine leichte Schmolllippe, kugelrunde Augen und ein so flehender Blick, dass ich Louis sofort ein Haus und ein neues Auto gekauft hätte, hätte er mich darum gebeten.

Wiedereinmal rebellierte mein Herz und langsam verzweifelte ich.

Gestresst stand ich auf, schob Louis dabei von mir und ging zu meiner großen Glastür, die das Innere meines Wohnzimmers vom Garten trennte.

Ich schloss meine Augen, rieb mir mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken und seufzte.

Mir war klar was ich wollte.

Und brauchte.

Auch war mir klar was mein Herz sagte - es war ja mehr als deutlich.

Aber eine kleine Stimme in mir warnte mich.

Die kleine Stimme sagte mir das es noch zu früh sei, dass wir damit vielleicht alles zerstören würden. Doch sollte ich dieser Stimme glauben schenken?

Sollte ich auf diese Stimme hören und das unvermeidliche noch weiter hinauszögern?'

Noch länger auf das warten was ich doch so offensichtlich haben wollte?

Und auch haben könnte?

Versicherte mir diese kleine Stimme, dass es in einigen Monaten ein besserer Zeitpunkt war?

Nein.

Das alles tat sie nicht.

Ich drehte mich zurück zum Sofa, öffnete meine Augen und betrachtete Louis der mich aufmerksam musterte. Seine Haltung war unsicher, gar zurückhaltend. Als wenn er absolut nicht wüsste was als nächstes passieren würde.

Tief atmete ich ein.

Ich hatte meine Entscheidung getroffen.

Ob diese richtig oder falsch war wusste ich nicht.

Das wusste niemand und konnte mir auch niemand sagen.

Doch was ich wusste war, dass ich so nicht weiter machen konnte.

Es machte nicht nur mich kaputt.

"Du wirst mindestens zwei Mal die Woche zu Dr. Sullivan gehen, Louis. Du wirst mit mir reden wenn irgendwas ist, mir deine Bedenken mitteilen und sobald du merkst das deine Zwänge zunehmen, reden wir darüber. Keine Geheimnisse".

Louis' Augen wurden groß und hastig nickte er.

"Wir werden beide hart an dieser Beziehung arbeiten und vermutlich brauche ich selbst auch einige Termine bei Dr. Sullivan". Immerhin würde es für mich nicht leicht werden. Ein bisschen zusätzliche Hilfe konnte da nicht schaden.

"Heißt das-"

"Wenn du das möchtest, dann ja", unterbrach ich den Braunhaarigen und Louis sprang vom Sofa. Ungläubig fiel er mir in die Arme und schmunzelnd fing ich ihn auf.

"Harry, ich...ich...wir beide? Ist das dein Ernst?".

Nun kam ein leises Lachen aus meinem Mund und ich drückte Louis enger an mich.

"Du lässt mir doch keine Wahl. Wie du schon sagtest, ich liebe dich, du liebst mich... wir sind machtlos".

"Du...Gott, ich liebe dich", rief Louis euphorisch und prompt landeten seine Lippen auf meinen. Wohlig seufzend erwiederte ich den Kuss, genoss das Gefühl welches sich in mir ausbreitete und ignorierte die kleine, meckernde Stimme in meinem Kopf.

Ich hörte ab jetzt auf mein Herz und wenn wir damit auf die Schnauze fielen, dann war es eben so. Es würde weh tun und uns beide vermutlich zerstören, aber wer konnte das schon wissen.

Genüsslich vertieften wir unseren Kuss, als wir ein Klopfen hörten, welches uns auseinander schrecken ließ. Fragend sahen wir uns an, als sich der Gesichtsausdruck von Louis änderte und er perplex zu meinem Garten schaute.

Mit fragenden Blick drehte ich mich ebenfalls um und konnte nicht glauben was ich da sah.

Mein bester Freund stand grinsend mit seinem Handy in der Hand vor der Glasscheibe der Tür, winkte und hielt dann seinen Daumen nach oben.

"Den bringe ich um", kam es knurrend aus meinem Mund und schneller als Niall gucken konnte, rannte ich auf meine Glastür zu um meinen besten Freund einen Kopf kürzer zu machen.

Lachend lief der Ire davon, doch das hielt mich nicht davon ab ihn durch die Nachbarschaft zu jagen.

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt