Liam 2.0

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Frustriert lief ich im Zimmer auf und ab.
Konnte er denn nicht sehen wie unglücklich ich war?
Kannte er mich denn wirklich kein bisschen mehr?

„Liam".
Ich hörte das Rascheln der Sofakissen und einen kurzen Moment später merkte ich, wie Zayn mich an den Schultern fest hielt um mich beim wirren auf und ab laufen zu stoppen.
Er drehte mich, sodass ich ihm genau in die Augen schauen musste.
Verdammt.
Ich war ihm sowas von ausgeliefert.
Nur wusste er das nicht.
Er konnte ja nicht ahnen, dass ich einfach alles machen würde, was er von mir verlangte.
Ich Idiot.
Hatte ich wirklich geglaubt, Cheryl konnte mich von ihm ablenken? Ihn ersetzen?

„Wieso bist du nicht glücklich?"
Meinte er diese Frage gerade Ernst?

Zayn schenkte mir ein leichtes Lächeln und zog mich wieder auf das Sofa.
Ich sträubte mich nicht.
Warum auch?
Ich würde eh alles machen was er verlangte.

„Ich habe doch die Bilder gesehen, Liam. Du bist glücklich. Du hast einen wundervollen Sohn, eine tolle Verlobte. Diese Bilder lügen doch nicht. So wie du sie ansiehst.... du liest sie doch".
Ich lachte bitter auf.
Kam das wirklich so glaubhaft rüber?
Klar, ich hatte es mir immer und immer wieder eingeredet.
Sie als die Liebe meines Lebens bezeichnet und so getan, als wenn ich sie vergöttern würde - doch die Wahrheit sah ganz anders aus.
Sie füllte nur eine Lücke.
Cheryl füllte den leeren Platz in meinem Herzen aus, den Zayn geschaffen hatte.

Auf mein bitteres Lachen bekam ich von Zayn erneut einen überraschten und fragenden Blick.
Ich hatte nichts mehr zu verlieren.
Meine Beziehung zu Cheryl war so oder so nur noch eine Frage der Zeit und Zayn hatte eine Freundin, die er liebte.
Autsch.
Bei dem Gedanken zog sich mein Herz zusammen.

„Hast du es denn nie gemerkt?".
Meine Stimme hatte einen traurigen Beiklang, der mich selbst wunderte.
„Was gemerkt?".
Frustriert atmete ich einmal aus.
„Hast du nie gemerkt, dass ich dich immer angelogen habe?".

Zayns Mund öffnete sich als wolle er etwas sagen, schloss ihn aber gleich darauf wieder und seine Stirn zog sich in Falten.
Er hatte wirklich keinen blassen Schimmer.

„Ich habe dich immer angelogen, Zayn. Jedes Mal wenn es um meine Gefühle für dich ging, habe ich dir das blaue vom Himmel vor gelogen."
„Ich....ich verstehe nicht".

Ja, das sah man dir an.

„Ich wollte mich schützen. Wollte niemals meine tiefen Gefühle für dich zeigen. Ich dachte...Gott, keine Ahnung was ich gedacht habe. Ich glaube einfach das ich mir eingeredet habe, das es wirklich nur so ein Freundschaftplus-Ding ist. Dabei war es doch so viel mehr."
Zayn verstand gar nichts mehr.
Er sah mich an, als wenn ich vor seinen Augen gerade einen Hund gehäutet hätte.
„Ich hatte einfach Angst vor meinen Gefühlen. Sie waren so stark und .... ich glaube ich hatte einfach Angst verletzt zu werden. Deshalb hielt ich es für eine kluge Idee, so zu tun als wenn meine Gefühle nicht so stark wären."

Noch immer bekam ich den Hundemörderblick.

„Als du SIE dann kennen lerntest, konnte ich nur schmerzhaft mit ansehen, wie du mir mehr und mehr entgleitest und immer tiefer in ihre Arme ranntest. Ich konnte ja wohl kaum zugeben, dass ich doch mehr für dich empfand, als ich es dir gesagt hatte. Vermutlich hättest du es mir zu dem Zeitpunkt eh nicht geglaubt. Ich war eifersüchtig.
So eifersüchtig, dass ich es nicht länger aushielt und dich vor eine Wahl stellte."

So.
Es war raus.
Doch erleichtert fühlte ich mich nicht.

Es blieb eine Weile still in der New Yorker Wohnung.
Ich hatte Zayn geschockt.
Vielleicht sogar verstört.
Er starrte vor sich hin und regte sich nicht mehr.

Und dann, wie aus dem Nichts erklang ein seltsamer Laut aus seinem Mund.
Ein Stöhnen, welches frustriert, traurig und wütend zugleich war.
Bei dem Klang zuckte ich zusammen.

„LIAM!".
Erneut zuckte ich zusammen und traute mich nicht Zayn anzuschauen.

„Sieh mich an!".

Ich gehorchte, auch wenn es mir schwer fiel.
Zögernd neigte ich meinen Kopf und sah in die dunklen Augen, die noch immer meine Welt bedeuteten.
„Du bist ein Idiot!".

Danke, dass wusste ich auch.

„Warum verdammt hast du mir nie etwas gesagt?".
Hatte ich doch gerade erklärt, oder?
„Wenn... Gott wenn ich das damals gewusst hätte.... verdammt Liam. Wir hätten so glücklich werden können."

Hätten.
Erneutes Autsch.

„Aber du hast den Weg eingeschlagen und nun ist es eben so wie es ist. Du hast einen Sohn, eine Verlobte und ich habe Gigi."
Bei ihrem Namen kam mir die Galle hoch.
Er hatte SIE.
Dennoch...
„Bist du glücklich?".
Es war nur berechtigt es zu erfahren.
Immerhin hatte er es mich auch gefragt.

Zayn überlegte einen Moment und nickte dann kaum merklich.
„Ja, Liam. Ich bin glücklich. Sehr sogar."

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt