Louis

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Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete ich Harry beim schlafen.
Wie ein Engel sah er dabei aus, so friedlich und wunderschön.
Meine Frage war noch immer unbeantwortet, aber aus dem Alter, wo man sich Zettel schrieb, die man mit JA, NEIN, oder VIELLEICHT ankreuzte waren wir raus.
Man war heutzutage einfach zusammen.
Doch waren wir das jetzt?

Harry genoss meine Zuneigung, meine Berührungen und auch die Küsse, das merkte ich. Dennoch entging mir dabei nicht, wie er sich innerlich noch ein wenig sträubte.
Ich hatte ihn damals gebrochen.
Hatte ihm sein blutendes Herz aus der Brust gerissen und es mit meinen Füßen getreten.
Warum ich damals so gehandelt hatte war mir noch immer ein Rätsel.
Heute könnte ich mich dafür ohrfeigen.
Ich hatte ihn zerstört und nun lag es alleine bei mir ihn wieder zu heilen.

Es kam langsam Bewegung in Harry und nach kurzem hin und her Gedrehe, öffnete er endlich seine grünen Augen und sah mich verschlafen an.
Wieso hatte ich nur damals meine Gefühle nicht richtig deuten können?

„Guten morgen" kam es leise aus seinem Mund und lächelnd beugte ich mich zu ihm, hauchte einen zarten Kuss auf seine Lippen.
„Gut geschlafen?".
Harry nickte und zog mich an seine Brust.
Wohlig seufzend kuschelte ich mich an ihn und schloss meine Augen.

„Einen wundervollen guten Morgen!".
Erschrocken zuckten Harry und ich zusammen, als der Vorhang aufgerissen wurde und Niall freudestrahlend auf uns herab sah.
„Ich will eure Larry-Zweisamkeit ja nicht stören, aber wir müssen aus dem Bus raus."
Niall betrachtete uns glücklich und schmunzelte.
„Zieht euch an und dann kommt frühstücken".
Damit verschwand Niall.

Anziehen?
Fragend sah ich zu dem Lockenkopf, der genauso wie ich, Fragezeichen auf der Stirn hatte. Wir waren angezogen. Gut, außer ein Shirt. Wir schliefen beide eigentlich immer Oberkörperfrei, wenn es die Temperaturen zu ließen.
„Was er nur wieder für Gedanken hat", grummelte Harry und stieg sich aus dem Bett.

Schnell zogen wir uns etwas über, kramten unsere Sachen zusammen und stiegen aus dem Bus.
Die Sonne strahlte und lächelnd setzte ich meine Sonnenbrille auf, ehe ich kurz entschlossen die Hand von Harry nahm und ihn in die Halle zog.
Niall und Liam saßen bereits in unserem Backstagebereich an einem Tisch, worauf ein Frühstück aufgebaut war.
Nialls Blick glitt auf unsere Hände und er quiekte einmal unmännlich auf, was Liam dazu brachte uns ebenfalls genau zu mustern.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, ehe er sich wieder seinem Brötchen widmete.

Wir probten und ehe wir uns versahen, standen wir in auf der Bühne, tausende Fans vor uns und gaben unser Bestes.
Wie immer war es die reinste Freude und ein voller Erfolg.
Und die Freude darauf, heute Nacht endlich in einem richtigen Bett zu schlafen, spornte uns alle nur noch mehr an richtig Gas zu geben.

„Ich liebe Deutschland".
Liam schmiss sich erschöpft auf eine Couch und wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn.
„Das sagst du bei jeder Stadt", lachte Harry und warf ihm sein verschwitztes Handtuch ins Gesicht.
„Harold! Das ist widerlich".
Angewidert legte er das Handtuch neben sich auf den Boden und schüttelte sich einmal.

„Lieber widerlich, als wieder nicht!".

Das - nein.
Wir drehten uns alle zur Tür und mir klappte der Mund auf.
Das konnte nicht sein.

„Zayn?".
Harry war der Erste der es realisierte und rannte auf den dunkelhaarigen zu, riss ihn in seine Arme und wirbelte ihn durch die Luft.
„Was machst du denn hier?", wollte ich freudig wissen und klopfte ihm einmal auf die Schulter.
Wie lange hatten wir uns nicht mehr gesehen?
„Ich habe morgen Termin hier in der Stadt und da dachte ich, ich schaue mal bei euch vorbei. Wenn wir schon alle am selben Ort sind, muss ich euch ja zu dem mehr als gelungenen Comeback gratulieren".
Niall sauste an mir vorbei und schneller aus er gucken konnte, hatte er sich bei Zayn in die Arme geschmissen.
„Du hast mir so gefehlt", schniefte er und drückte sich an die Brust unseres ehemaligen Bandkollegen.
Langsam löste Niall sich und wischte sich verstohlen eine Träne von der Wange.

Es wurde Still im Raum und langsam drehte Zayn seinen Kopf zu Liam, der wie versteinert auf dem Sofa saß und ihn anstarrte.
Seine Miene?
Ausdruckslos.
„Hallo Liam".
Zayns Stimme klang ungewohnt hohl und unsicher schaute ich zu Harry, welcher besorgt zu Liam schaute.
Doch von Liam kam keine Antwort. Auch keine Reaktion.
„Atmet er noch?" wollte Niall wissen und betrachtete Liam sorgsam.
„Ähm... gehen wir doch mal vor die Tür", schlug Harry vor und griff nach Nialls Hand und zog ihn nach draußen. Schnell eilte ich hinterher.
Ich wollte nicht dabei sein, wenn Zayn und Liam das erste Mal aufeinander trafen und anscheinend nach all den Jahren das erste Mal wieder miteinander redeten.

Vor der Tür blieb ich stehen und sah zu Harry, welcher noch immer die Hand von Niall hielt.
„Meins!", knurrte ich Niall zu und entriss ihm die Hand von Harry, ehe ich meine eigene in die seine legte und zufrieden lächelte.
Ein Seufzen kam von dem Iren und fragend sah ich zu ihm.
„Könnt ihr euch nicht einmal küssen? Für mich?".

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt