Dreht ihr alle vollkommen am Rad?

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„Harry, ich...ich möchte keine Geschenke. Ich feiere diesen Tag nicht gerne".
Erstaunt schaute ich zu Louis.
„Das ist mir aber neu, ich meine - wer von uns ist denn immer wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend gerannt und hat jedem erzählt das er Geburtstag hat, sobald der Dezember begonnen hatte? Wer konnte Tage vorher nicht schlafen da er so aufgeregt war? Wer wollte das dieser Tag nie endete?".
Louis senkte traurig seinen Blick und drehte die Schachtel in seinen Händen.
„Das war einmal. Seit...seit sie nicht mehr da ist macht das alles doch keinen Sinn mehr".
Meine Hand wanderte wie von alleine auf seinen Oberschenkel und tröstend streichelte ich über sein Bein.
„So hätte sie das aber nicht gewollt. Jay hatte gewollt das du auch weiterhin deinen Geburtstag feierst. Ich bin mir sicher sie schaut gerade vom Himmel auf dich herunter und wünscht sich nichts sehnlicher, als das ihr Junge mit einem Lächeln auf den Lippen seinen großen Tag feiert."
Louis biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.
Automatisch legte ich meinen Daumen auf seine Unterlippe und entzog diese seinen Zähnen. Auch wenn wir nicht mehr zusammen waren, leiden konnte ich es immer noch nicht.
Er sollte seine wundervollen Lippen nicht kaputt machen.
Ob wir nun zusammen waren oder nicht.

„Dann öffne wenigstens das Geschenk", bat ich ihn und erneut drehte Louis die kleine Schachtel.
Zögerlich begann er das Geschenkpapier zu öffnen und zog eine goldene Schachtel hervor. Fragend sah er mich an, als er diese öffnete und sein Blick nun dem Inhalt galt.
„Das - Harry".
Louis schüttelte den Kopf, nahm das Geschenk komplett aus der Verpackung und betrachtete es eingehend.
„Weißt du, eine Freundin sagte einmal zu mir das Zeit alle Wunden heilt. Nun, dem stimme ich nicht ganz zu. Zeit heilt nicht die Wunden, aber man lernt mit ihnen klar zu kommen."
Ein Lächeln huschte über das Gesicht von Louis und nun betrachtete er die Uhr in seinen Händen genauer.
„Ein...ein Kompass und ...ein Anker?".
Ich hatte die Gravur extra auf das Lederarmband brennen lassen.
Die Uhr an sich war zwar schon wunderschön, doch sollte sie noch etwas Symbolisches bekommen.
„Der Kompass zeigt dir immer den richtigen Weg und der Anker zeigt dir dein zu Hause. Er verankert dich dort, wo du dich am wohlsten fühlst. Und wenn du einmal vom Weg abkommst, bringt dich der Kompass wieder zum Anker."
„Das-", Louis hob den Kopf und sah mich mit einem Schmunzeln auf den Lippen an.
„Das war wirklich kitschig".
Lachend zuckte ich mit den Schultern.
„Kitschig, aber ich freue mich. Danke".
Zögerlich legte Louis die Uhr zur Seite und sah mich an.
Ich wusste was er wollte und ohne zu überlegen umarmte ich ihn.
„Vielen dank, Haz".

Wir lösten unsere Umarmung und Louis nahm die Uhr in die Hand und band sie sich gleich um das Handgelenk.
„Ich habe noch ein Geschenk für dich".
Nun kamen wir zu Nialls Idee.
Die Idee, bei der ich mir so unsicher war.
Ich holte aus meiner Jackentasche eine weitere Schachtel. Nur dieses Mal weitaus kleiner als die der Uhr.
„Ein Geschenk ist mehr als genug."
Lächelnd schüttelte ich den Kopf.
„Eines für deinen Geburtstag und eines kommt vom Weihnachtsmann".
„Quatschkopf".
Louis lachte und nahm die kleine Schachtel in seine Hände.
Skeptisch betrachtete er die grüne Schachtel, was mich lachen ließ.
Er wollte keine Geschenke, wollte sich nicht freuen und dennoch konnte man ihm die Neugier und die Freude ansehen.
„Na los, öffne schon", drängte ich ihn und betete das diese Idee nicht zu albern war.

Louis öffnete die Schachtel, starrte den Inhalt an und bewegte sich nicht mehr. Nichtmal seine Wimpern zeigten einen Augenschlag und ich war mich auch nicht sicher, ob er noch atmen würde.
Ich hatte es gewusst.
Diese Idee war -
„Ist das...ist das dein Schlüssel?".
Zögerlich nickte ich.
Louis starrte den Schlüssel noch immer an und ich fühlte mich dazu verpflichtet ihm etwas dazu zu sagen.
„Ich weiß das wir nicht mehr zusammen sind, aber...also...wir...wir befinden uns auf einem guten Weg und ich wollte einfach das...naja das du jederzeit zu mir kannst. Wenn es dir schlecht geht oder so. Meine Tür steht dir jederzeit offen."
„Hazza".
Louis' Augen schienen förmlich zu leuchten, als er sich in meine Arme drückte.
„Heißt das, wir-".
„Das heißt noch gar nichts, Louis", flüsterte ich und drückte ihn enger an mich.

Still genossen wir die innige Umarmung, als ich meinen Blick schweifen ließ und schmunzelnd feststellte, dass wir nicht unbeobachtet waren.
„Wir sollten wieder rein gehen, sonst drücken Lottie und dein Stiefvater sich noch die Nase an der Glastür platt".
„Hmmm, noch einen Moment".

****

Lottie tat so, als wenn nichts gewesen sei, starrte Louis und mich aber mit einem verräterischen Grinsen an.
Es war unverkennbar, dass die beiden Geschwister waren. Louis hatte nämlich genau das gleiche Grinsen drauf, wenn er wollte.
„Wein?".
Nickend hielt ich Lottie mein Glas entgegen, welches sie sogleich füllte und sich anschließend im Stuhl zurück lehnte.
„Also Harry, mir hat ein Vögelchen gezwitschert, dass du ein ganz besonderes Geschenk für Louis hast?".
Überrascht schaute ich die Blondine mir gegenüber an.
Auch Louis sah neugierig aus.
„Ich hörte es sei ein Schlüssel".
Ich verdrehte meine Augen.
„Kommt das Vögelchen vielleicht aus Irland und hört auf den Namen Niall?".
Schmunzelnd zuckte Lottie mit ihren Schultern.
„Wieso um alles in der Welt hast du Kontakt zu Niall?", wollte nun Louis wissen und sah seine Schwester irritiert an.
„Also eigentlich weiß ich es von Hailee".
Nun war ich noch verwirrter als vorher.
„Wieso denn bitte von Hailee?".
Auch Louis schien nicht zu verstehen.
„Na weil sie das in die Whatsappgruppe-", schlagartig schlug die Blondine sich die Hand vor den Mund.
„Whatsappgruppe?".
„Ich sag nichts mehr".
„Lottie". Louis sah seine Schwester drohend an und diese verdrehte die Augen.
„Es war Gemmas Idee".
Gemma?
„Wieso denn die meiner Schwester?".
Ich verstand wirklich nur Bahnhof.
„Na weil sie dich so wenig sieht und immer auf dem neusten Stand bleiben wollte. Also hat sie Niall und mich in die Gruppe hinzugefügt und dann nahm alles seinen Lauf. Wir wollen halt alle wissen was zwischen euch ist".
Schmollend verschränkte Louis' Schwester die Arme vor der Brust.
„Wer ist denn alle?".
„Ich habe schon zu viel gesagt".
„Alle sind eine Menge Leute", mischte sich nun Daisy, Louis' jüngere Schwester ein.
„Niall, Hailee, Lottie, Fizzy, Gemma, ich....ähm...ach ja, deine Mum".
Bitte?
Sogar meine Mutter?
„Dreht ihr alle vollkommen am Rad?", wollte nun Louis wissen und wurde unterbrochen, als sein Stiefvater lachte.
„Also ich bin nicht in dieser Gruppe".
„Ja, weil du kein Whatsapp hast, Dad".
Daisy kicherte und griff nach ihrem Handy.
„Es ist eigentlich ganz lustig. Nur den Namen fand ich nicht so toll. Hier, lest doch, immerhin geht es ja um euch".
Daisy stand auf und stellte sich zwischen Louis und mich.
Ihr Handy legte sie zwischen uns auf den Tisch und öffnete den Chat der Gruppe.
Mein Blick glitt auf den Bildschirm und mir klappte wirklich die Kinnlade herunter.

Ein besonderer Dank geht an raining_cloud und an
@Hanniii1000
Danke für eure Hilfe ❤️❤️❤️❤️

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt