Nur du alleine

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Die restlichen Weihnachtstage verbrachte ich bei meiner Familie.
Louis würde noch zu Hause bleiben und Lottie hatte mir versprochen ein Auge auf ihn zu haben. Er war nicht sonderlich gut drauf nachdem ich ihm seine Wunschblase zerstört hatte, aber Louis musste lernen, dass er nicht immer alles haben konnte was er wollte. Und vor allem musste er lernen, dass nicht immer alles so lief wie er es wollte.

Ich genoss die gemeinsame Zeit mit meiner Schwester und meiner Mutter.
Genoss die Ruhe.

Doch kaum hatte ich am 28. Dezember wieder mein Haus in Los Angeles betreten, herrschte wieder Trouble.
Keine zehn Minuten nach meiner Ankunft stand auch schon Niall in meinem Wohnzimmer und wollte wissen wie Weihnachten war. Das er dieses dumme Grinsen dabei auf den Lippen hatte, ignorierte ich erstmal.
„Also Haz, ich habe da etwas gehört", begann mein bester Freund und lehnte sich auf meiner Couch zurück.
„So, hast du das".
Zufrieden nickte er und ich ahnte was kam. Lottie hatte mir genau den gleichen Blick zugeworfen als ich gefahren war.
„Die Wände im Hause Tomlinson sind sehr dünn, weißt du?".
Und da fiel es mir wieder ein.
Die WhatsApp-Gruppe.
Das hatte ich ja komplett vergessen.
Sauer verschränkte ich meine Arme vor der Brut, als Niall weiter sprach.
„Und mir ist zu Ohren gekommen, dass es vor wenigen Tagen seltsame Geräusche aus Louis' Zimmer gab. Geräusche von dir und ihm".
„Warum diskutiert ihr das nicht in eurer WhatsApp-Gruppe aus?".
Niall klappte der Mund auf und sein Gesicht nahm eine rote Farbe an.
„Woher weiß du davon?".
„Hat Lottie das noch gar nicht gesagt? Nun, Louis und ich konnten den Chat von Heiligabend lesen".
Ich lehnte mich nun auch zurück und sah meinen besten Freund böse an.
Dieser kratzte sich verlegen am Kopf und sah mich entschuldigend an.
„Haz, wir... wir wollen alle so sehr das du und Louis wieder zusammen kommt. Und dann... irgendwie ist diese Gruppe entstanden und die hat sich quasi selbstständig gemacht."
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Tut mir leid, aber wir sind alle so neugierig und mussten uns einfach untereinander austauschen".
Seufzend schüttelte ich meinen Kopf.
„Weißt du was am Schlimmsten war?".
Niall sah mich neugierig an.
„Das du dieses Foto von Louis und mir gemacht hast, es als Profilbild genommen hast und meine Mutter das gesehen hat".
„Oh".
Ja.
Oh.
„Daran habe ich dabei nicht gedacht."
Schuldbewusst schaute er auf seine Hände und erneut seufzte ich. Ich konnte meinem besten Freund einfach nicht böse sein.
„Tu mir wenigstens den Gefallen und ändere das Bild".
Niall nickte eifrig, nahm sein Handy und tippte darauf herum.
„Ok. Geändert. Bist du jetzt sauer auf mich?".
In seinem Blick lag etwas leidendes und ich schüttelte meinen Kopf. Auf Niall konnte man überhaupt nicht sauer sein. Er sah einen an wie ein kleiner Hundewelpe. Es war schier unmöglich Hass auf ihn zu haben.
„Nein, nur schreibt nicht mehr über uns, bitte".
Er nickte und dann erschien wieder dieses dumme Grinsen.
„aber jetzt musst du mir noch erklären was das für seltsame Geräusche aus Louis' Zimmer waren."

Wortlos stand ich auf, verschwand in der Küche und kam wenig später mit zwei Flaschen Bier in der Hand zurück ins Wohnzimmer.
Etwas verwundert nahm Niall eins davon und bevor ich anfing zu sprechen, nahm ich einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
Mit irgendwem musste ich jetzt mal darüber reden und wenn nicht mit Niall, mit wem dann?

„Gut, ich erzähle es dir, aber Gnade dir Gott, wenn irgendetwas was ich dir jetzt sage in dieser dummen Gruppe landet."
Niall hob seine Hand, die andere legte er auf sein Herz.
„Indianerehrenwort."
Nickend nahm ich erneut einen Schluck.
„Okay, also...Louis und ich haben miteinander geschlafen".
Nialls Augen strahlten und ein Tausendstrahlenwattlächeln erschien in seinem Gesicht.
„Er...verdammt er hat mit ziemlich unfairen Mitteln gespielt. Ich wollte es gar nicht, aber...er...er weiß halt wie er bekommt was er will".
„Sag schon", drängte Niall und erneut griff ich zu meiner Flasche.
„Ich erfülle Louis doch jedes Jahr an seinem Geburtstag einen Wunsch", begann ich und Niall nickte. Er kannte diesen Brauch.
„Nun, dieses Jahr hat er ihn wieder eingefordert. Er wollte einen Kuss."
Ein Quieken kam aus dem Mund meines besten Freundes und ich verdrehte meine Augen. Vielleicht war es doch nicht so klug mit unserem größten Fangirl darüber zu sprechen.
„Jedenfalls habe ich mich geweigert. Doch Louis spielte wie gesagt mit unfairen Mitteln und dann...dann habe ich ihn geküsst."
Niall wollte etwas sagen, doch ich sprach schnell weiter.
„Dieser Kuss artete aus. Ich hatte es vorher gewusst. Ich wusste das, wenn ich ihn küssen würde, ich nicht stoppen konnte. Seine Lippen sind eine Sünde".
Nachdenklich knibbelte ich an dem Etikett der Bierflasche herum und versuchte das Gefühl von Louis' Lippen auf meinen zu verdrängen.
„Dann hat er seinen Wunsch geändert. Er wollte mehr und ich - ich hatte keine Kraft mich dagegen zur Wehr zu setzen. Ich...ich bin ihm komplett verfallen gewesen in dieser Situation und das wusste er. Er wusste das ich in diesem Zustand alles tun würde, was er von mir verlangte."
Mein bester Freund musterte mich einen Moment, ehe er zu sprechen begann.
„Du liebst ihn".
Ich nickte.
Natürlich tat ich das.
„Hast du es bereut?".
Hatte ich?
Ich dachte einen Moment nach.
Diese Nacht war wundervoll.
Vermutlich eine der leidenschaftlichsten Nächte unseres Lebens.
Es lag so viel Liebe in unseren Handlungen, so viel Begierde.
„Nein".
Niall stand auf und setzte sich neben mich. Mit einen Lächeln auf den Lippen legte er seine Hand auf meine Schulter.
„Was wünscht du dir, Haz?".
Fragend sah ich zu dem Iren, der verständnislos den Kopf schüttelte.
„Was ist dein größter Wunsch?".
Ich biss mir auf meine Unterlippe und senkte meinen Blick.
„Das ich mit Louis glücklich werde, wir wieder zusammen sind und... und das wir ... das wir genau die Beziehung führen können, die wir immer wollten".
Grinsend stand mein bester Freund auf.
„Was hindert dich dann daran?".
„Ich-".
„Nein Haz, alles was jetzt aus deinem Mund kommt sind nur plumpe Ausreden. Ihr könnt glücklich werden, könnt wieder zusammen kommen. Es gibt nur ein großes Problem bei der ganzen Sache".
Neugierig musterte ich ihn.
„Deinen Kopf. du stehst dir wiedermal selbst im Weg. Und nur du kannst an dieser Situation etwas ändern. Nur du alleine".

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt