Ich bin schwul

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Es dauerte lange bis sich Liam irgendwann einbekommen hatte und nicht mehr weinte.
Er löste sich langsam aus Louis und meinen Armen, seufzte einmal und schaute auf den Boden.
„Es tut mir leid, wenn ich euch gestört habe".
„Hast du nicht".
Louis schaute mich empört an, doch ich nickte zu Liam, welcher noch immer seine Schuhe betrachtete.
Wenn er wüsste das er uns tatsächlich gestört hatte, würde er sich nur noch schlechter fühlen.
„Ich wusste einfach nicht wohin".
Seine Hände fuhren durch seine Haare und frustriert lies er den Kopf hängen.
„Ich habe erst meinen Kumpel Greg angerufen, aber der war nicht da. Bei Niall hat mir niemand die Tür aufgemacht... wirklich...ich...ich wusste das ihr sicherlich beschäftigt seid."
Schnell schüttelte ich den Kopf und legte meine Hand auf die Schulter von Liam.
„Was ist denn überhaupt passiert?".
Zitternd atmete er ein, drohte einen erneuten Gefühlsausbruch zu bekommen, fing sich aber in letzter Sekunde wieder und ließ sich zurück gegen die Sofalehne sinken.
„Willst du vielleicht erstmal was trinken?".
Liam nickte und ich stand auf.
„Was Hochprozentiges".
Nickend ging ich in meine Küche und hörte nur noch wie Louis meinte, er würde sich schnell etwas anziehen.
Der Arme war unter meiner Bettdecke komplett nackt gewesen.
Ich verdrehte meine Augen.
Das hatte ja alles mal wieder wunderbar funktioniert - nicht.

Mit einem Glas Whiskey kam ich zurück ins Wohnzimmer, wo Louis bereits in Jogginghose neben Liam saß und ihn bedrückt anschaute.
Schnell reichte ich Liam das Glas, woraus er sofort einen kräftigen Schluck nahm und uns endlich ansah.
Seine Augen waren Blutunterlaufen und er sah einfach fertig aus.

„Cheryl hat mich rausgeschmissen".
Geschockt schaute ich zu meinem Bandkollegen und auch Louis schaute nicht anders als ich.
„Warum?".
Da Liam nicht weiter sprach, musste ich ihm einfach diese Frage stellen.
„Weil ich ihr die Wahrheit gesagt habe".
Erneut wurden seine Augen wässrig und schniefend nahm er erneut einen Schluck aus seinem Glas.
„Und ich an ihrer Stelle hätte mich auch rausgeworfen."

Louis und mein Blick lag fragend auf ihm und wir gaben ihm einen Moment um sich zu sammeln.
„Ich bin schwul".

Ähm.
Ja.
Das war jetzt nichts Neues.
Immerhin hatten wir die Liebelei zwischen ihm und Zayn damals mitbekommen.
Auch Louis schien diesen Gedanken zu haben, denn er lachte einmal kurz auf.
„Ähm Liam, dass ist jetzt nichts Neues. Immerhin waren wir im gleich Tourbus und konnten alle ziemlich gut hören, was du und Zayn dort getan habt."

Liam seufzte traurig und betrachtete wieder seine Hände.
„Nein, ihr versteht nicht. Ich bin nicht Bi, sonder schwul. Richtig schwul. Ich stehe einfach nicht auf Frauen."
„Aber...du hattest doch so viele Freundinnen".
Louis sah ihn irritiert an und bitter lachte Liam auf.
„Die hatte ich, aber keine hat mich wirklich interessiert. Ich habe mich lediglich auf sie eingelassen, weil es richtig war. Beziehungsweise weil das Weltbild es als richtig sieht. Und das habe ich auch Cheryl gesagt und darauf hin ist sie komplett ausgeflippt".

Was ich persönlich verstehen konnte.
Immerhin hatten sie ein Kind zusammen und sogar von Hochzeit war die Rede.
Wie dumm sie sich nun vorkommen musste?

Mir brannte etwas auf der Seele und ich musste Liam das jetzt einfach fragen.
„Es hat mit Zayn zu tun, oder?".
Tränen sammelten sich in seinen Augen und zaghaft nickte er.
„Als ich ihn wieder gesehen habe... mein Herz ist fast explodiert. So habe ich mich nie gefühlt. Bei keiner meiner Freundinnen. Er...er geht mir einfach nicht aus dem Kopf".
Sein Körper bebte auf und schluchzend vergrub er sein Gesicht in den Händen.
„Aber....er ist glücklich...mit IHR".
Mitleidig legte ich meinen Arm um seine Schulter und Louis griff nach seiner Hand.
„Schon alleine der Gedanke daran wie sie ihn berührt, küssen darf....all das was mir verwahrt bleibt-", er brach ab und weinte bitterlich auf.

Hilflos sah ich zu Liam.
„Bleib erstmal hier. Du kannst im Gästezimmer wohnen".
„D...danke".

Ich stand auf.
„Louis? Würdest du mir kurz helfen?".
Nickend stand mein Freund auch auf und wir gingen in das Gästezimmer, welches sich neben der Küche befand.
Leise schloss ich die Tür und sah dann zu meinem Freund.
„Ist es okay für dich?".
„Natürlich".
Lächelnd schlang er seine Arme um meinen Oberkörper und hauchte einen Kuss auf mein Kinn.
„Er braucht uns jetzt."
Nickend legte ich mein Kinn auf seinen Kopf.
„Vielleicht sollte ich Zayn anrufen und es ihm sagen".
„Ich weiß nicht."
Nachdenklich löste mein Freund sich von mir und kratzte sich an der Stirn.
„Er ist doch gerade so glücklich. Denkst du nicht er wird dadurch ein schlechtes Gewissen bekommen?".
„Aber er ist der Einzige der Liam jetzt irgendwie helfen kann".

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt