Loupingfahrt und guten Morgen

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Die Tage im Tonstudio rasten so vor uns hin. Jeden Tag nahmen wir einen Song auf, wiederholten es oder sangen etwas neues ein.
Wir hatten nur ein Ziel - so schnell wie möglich ein neues Album zusammen zu stellen und auf Tour zu gehen.
Doch neben den Tonaufnahmen erwarteten uns zahlreiche Interviews und Fernsehauftritte.
Es war wie Früher. Und das gefiel mir.
Wir waren wieder eng zusammen gewachsen. Wieder die Familie, die wir vor sieben Jahren waren. Selbst mit Louis verstand ich mich wieder so gut, wie damals zur Zeit nach X Faktor. Nur fiel mir zunehmend auf, dass Louis immer mehr meine Nähe suchte. Er stand stets neben mir, saß neben mir und wenn ich irgendwo hin ging, folgte er mir.
Und nun sollte ich meinem Hirn einreden, dass da nichts war?
Verdammt schwere Angelegenheit.

Niall hatte wieder seinen Larry-Fanclub gegründet und schloss Wetten ab, wann Louis und ich endlich wieder rumknutschen würden, so seine Worte. Doch ich wehrte mich mit aller Macht dagegen. Ich wollte nicht wieder verletzt werden.

Als wir unser Album endlich fertig hatten und die Termine für die Tour festlagen, trafen wir uns abends bei Niall um dies zu feiern.
Die Stimmung war ausgelassen.
Liam hatte Cheryl mitgebracht, während sein Sohn bei seiner Mutter war und auch Hailee, Nialls Freundin war dabei.
Ich begann ihr immer mehr zu glauben, dass sie wirklich Gefühle für NIall hatte und umso mehr begann ich sie zu mögen.
Es wurde viel getrunken, sehr viel und irgendwann begannen wir Karaoke zu Disneyliedern zu singen.

„Can you feel my love tonight...".
Louis und Liam sagen zu König der Löwen.
Ich saß neben Niall und trank einen Schluck aus meinem Bier. Das Louis mich während des Liedes unentwegt ansah, versuchte ich ignorieren.
Aber es war verdammt schwer.
„Ich habe doch gesagt ihr braucht Alkohol", flüsterte mein bester Freund mir ins Ohr und ich sah ihn zornig an.
Er hatte immer noch nicht aufgegeben und es wollte einfach nicht in seinen blondierten Schädel rein gehen, dass ich mit der Larry-Sache fertig war.

Ich tat das, was ich am besten in solch einer Situation machen konnte.
Ich betrank mich.

Die Vögel vor meinem Fenster schienen Lautsprecher zu haben. Noch nie in meinem Leben haben sie solch eine Lautstärke von sich gegeben, wie heute.
Mit brummenden Kopf öffnete ich meine Augen und war im ersten Moment verwirrt.
Ich war gar nicht zu Hause.
Ich lag bei Niall im Garten in der Hängematte.
Gezeichnet vom Alkohol und noch immer wackelig auf den Beinen versuchte ich in die Küche zu kommen. Das ich gegen sämtliche Türrahmen stoß, interessierte mich nicht.
Im Kühlschrank fand ich ein kaltes Wasser und kippte es eilig die Kehle herunter.
Nie wieder Alkohol.
„Bekomme ich auch Wasser?".
Erschrocken zuckte ich zusammen und hätte fast die Flasche fallen lassen, als ich mich umdrehte und in das verschlafene Gesicht von Louis schaute.
Sein verschlafenes Gesicht. Sein wunderschönes, niedliches - stop.
Ich machte einen Schritt zur Seite und Louis öffnete den Kühlschrank, nahm die Flasche und trank einen Schluck. Sein Adamsapfel zucket dabei und schon kamen mir versaute Gedanken.
Schnell schüttelte ich meinen Kopf, was Louis bemerkte und mich fragend ansah.
Doch ich schwieg.
Er stand viel zu nahe bei mir. Vielleicht zwanzig Zentimeter von mir entfernt. Ich konnte ja fast seine Körperwärme spüren.
Ich musste schlucken und meinem Drang widerstehen.
„Alles okay?".
Louis raue Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken und weil das nicht genug war, drehte er sich und kam noch einen Schritt auf mich zu, blieb direkt vor mir stehen.
„Du bist ganz blass", murmelte er besorgt und legte eine Hand auf meine Stirn.
Eine Hand, die meinen Körper zum kribbeln brachte und mein Herz in einem unregelmäßigen Ton schlagen ließ.
Verdammt!
Ich wollte zurück weichen, konnte mich aber keinen Millimeter bewegen. Meine Füße waren wie festgeklebt und anscheinend dachte Louis nicht mal im entferntesten daran, sich wieder von mir weg zu bewegen, geschweige denn seine Hand von meiner Stirn zu nehmen.
Seine Hand glitt langsam über meine Wange, hinterließ eine brennende Spur und eine Loupingfahrt in meinem Magen.
Er schwieg, genau wie ich. Starrten uns nur in die Augen.
Wie war das noch gleich?
Was wollte ich nicht mehr?
Zaghaft näherte sich Louis Gesicht und ich wusste, was als nächstes passieren würde.
Und verdammt meine vorherigen Gedanken waren mir in diesem Moment sowas von egal. Dann würde ich halt wieder verletzt werden, dann ...dann - Louis Lippen streiften federleicht meine, als wollte er mir die Entscheidung überlassen.
Und ich entschied.
Ich - „Guten morgen!".

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt