Ich kann meine Lippen auch andere Dinge machen lassen.

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Louis und ich betraten Punkt siebzehn Uhr die Lobby des Hotels, wo die anderen schon auf uns warteten.
Als Niall uns sah, schlich sich sein bekanntes Grinsen auf seine Lippen und ich ahnte böses.
„Na, wars gut?".
Wieder wackelte er dämlich mit seinen Augenbrauen und Louis und ich verdrehten synchron die Augen.
„Klappe, Niall!", kam es gleichzeitig aus Louis und meinem Mund und überrascht schauten wir uns lächelnd an.
„Eure Blicke geben mir Antwort genug", kicherte er und eilte zu Paul, unserem Sicherheitsmann, der schon wartend an der Tür des Hotels stand.
„Oh je".
Fragend schaute ich zu meinem Freund, der sich unsicher auf die Lippe biss.
„Da stehen ganz schön viele Fans vor der Tür".
Ich schaute durch die Glastür der Hotellobby und staunte nicht schlecht. Woher wussten die immer wo wir uns befanden?
„Bei Drei Jungs, ihr kennt das Spiel!".
Nickend stellten wir uns zu Paul, der bis Drei zählte und die Tür aufriss.

Ohrenbetäubender Lärm erklang und unsere Namen wurden gerufen.
So schnell es ging liefen wir zu dem schwarzen Van, Blick gesenkt und versuchten die unzähligen Fotografen und Fans auszublenden.

Im Van angekommen atmeten wir erleichtert aus.
Man fühlte sich jedes Mal wie auf einer Hetzjagd und ich konnte es Zayn kaum verübeln, dass er bei so etwas mehrmals Panik bekommen hatte.
Mein Blick huschte zu Liam, der Gedankenverloren aus dem Fenster schaute.
Wieder war er in sich gekehrt und erneut glaubte ich, dass er mit den Gedanken bei Zayn war.
Doch wenn Zayn glücklich mit Gigi war, dann musste Liam sich damit abfinden. Er musste einfach, denn so wie jetzt war es kein Zustand. So konnte es nicht bleiben.

****

„Offensichtlicher ging es nicht, oder?".
Grinsend warf mir Niall ein Handtuch entgegen, als wir gerade nach unserem Konzert in den Backstagebereich kamen.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und schaute den Iren fragend an.
„Wenn ihr das zwischen euch geheim halten wollt, dann müsst ihr euch aber schon anders verhalten. Ich meine das auf der Bühne eben, dass schrie ja förmlich nach Sex".
Lachend schüttelte ich den Kopf, als sich zwei Arme um mich schlangen.
„Ich konnte nicht anders. Du sahst einfach zu wundervoll aus in dem Scheinwerferlicht."
Lächelnd drehte ich mich in den Armen meines Freundes um und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.
„Und wenn du mir deinen Hintern so entgegen steckst, dann muss ich einfach drauf hauen", konterte ich und kniff in seinen Hintern.
Louis quiekte kurz auf und biss sich wiedermal auf seine Unterlippe. Doch schnell legte ich meinen Daumen auf diese und zog sie aus seinen Zähnen.
„Louis... deine Lippen sind zu wertvoll um andauernd von deinen Zähnen malträtiert zu werden".
In Louis 'Augen blitzte etwas auf und schmunzelnd drückte er sich enger an mich.
„Ich kann meine Lippen auch andere Dinge machen lassen".

„Okay, dass reicht jetzt!".

Louis und ich schreckten auseinander und schauten zu Liam, welcher uns genervt beobachtete.
„Euer Verhalten ging gar nicht. Entweder ihr macht klaren Tisch und sagt der Welt was zwischen euch ist, oder ihr benehmt euch auf der Bühne nicht wie pubertierende Teenager die gerade ihre Sexualität erkunden. Werdet endlich erwachsen und steht zu dem was ihr seid!".
Wütend schnaufte er auf und verließ die Garderobe.
Fragend schaute ich zu Louis und Niall.
„Da ist aber jemand frustriert.", murmelte mein bester Freund und zog sich seine Lederjacke über.
„Ich rede nachher mal mit ihm", murmelte ich und schaute zu Louis, der einen seltsamen Blick hatte. Fragend hob ich meine Augenbraue, doch er schüttelte schnell den Kopf, nahm seinen Pullover und lächelte matt.
„Wir sollten langsam zum Bus."

****
Liam war gleich in seinem Bett, der Koje, verschwunden und ich ging hinterher.
Ohne zu fragen schob ich den kleinen Vorhang zur Seite und setzte mich auf die Bettkante.
„Liam?".
Angesprochener hatte mir den Rücken zugedreht und reagierte nicht.
„Komm schon, du kannst unmöglich jetzt schon schlafen".
Seufzend drehte der Braunhaarige sich um und schaute mich an.
„Was war eben los?", wollte ich wissen und Liam richtete sich etwas auf.
„Ihr solltet das nicht so lange verheimlichen. Ich verstehe das nicht, Harry. Ihr liebt euch. So offensichtlich und ich an deiner Stelle würde der ganzen Welt voller Stolz meinen Freund zeigen. Ich würde es jedem unter die Nase reiben, zeigen wie glücklich ich bin und...und...ach vergiss es".
Liam wollte sich wieder auf die Seite legen, doch meine Hand an seiner Schulter stoppte ihn.
„Kann es sein, dass es hier nicht um Louis und mich geht, sondern um Zayn?".
Liam reagierte nicht, starrte ins Leere doch ich ließ nicht locker.
„Liam", bat ich und mein Freund zuckte zusammen.
„Sei doch froh, dass du endlich den Mann an deiner Seite hast den du liebst. Der dir so viel bedeutet, dass du alles für ihn machen würdest. Wieso versteckt ihr euch hinter den Hotelzimmertüren? Schreit es raus, zeigt es allen, aber versteckt euch nicht. Ihr solltet stolz auf das sein was ihr habt und wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich Zay - ähm meinen Freund niemals wieder los lassen. Ich würde mit Stolz der Welt zeigen, wie es ist jemanden zu lieben, seine Hand halten, ihn küssen wann und wo ich will und keinen Schritt ohne ihn gehen. Ich würde ihm somit meine Liebe zeigen. Doch was ihr macht ist nicht gut. Ihr verleugnet euch und das wird auf Dauer nicht funktionieren. Leugne es nicht weiter. Ich jedenfalls würde das nicht tun. Nicht noch einmal."

Nachdenklich schaute ich zu meinem Kumpel, der sich wieder auf die Seite drehte und gegen die Wand starrte.
Als ich mich vom Bett erhob schaute ich direkt in Louis 'blaue Augen, die mich von der Tür aus beobachteten. Sicherlich hatte er alles mitbekommen und so musste ich wenigstens nur Niall von dem Gespräch erzählen.
Was mir in dem Moment allerdings mehr Sorgen bereitete war Louis 'Blick.
Seine Augen durchbohrten mich quasi und als ich auf ihn zu ging, senkte er den Blick und verschwand nach Vorne zu den Sitzmöglichkeiten.
Unruhig ging ich hinterher.
Diesen Blick kannte ich und dieser Blick verhieß nichts Gutes.

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt