Bonuskapitel 6- Zum greifen nahe.

5.3K 419 43
                                    

Leise tapste Louis durch das große Haus. Es war verdammt früh, draußen noch dunkel und es hatte eine malerische Stille, die sich in diesem Moment um ihn legte.
Er verschloss die Küchentür hinter sich, damit Harry nicht wach wurde.
So leise wie es ging bereitete er Frühstück vor, mit dem er eine halbe Stunde später ins Schlafzimmer ging.
Das Tablett in seinen Händen war reichlich gefüllt und beinnahe wäre etwas herunter gefallen, als er die Tür öffnete, aber er konnte es gerade noch verhindern.

Mit einem zarten Lächeln auf den Lippen blieb er vor dem Bett stehen, betrachtete seinen Mann, der friedlich schlief und dabei einfach so atemberaubend schön aussah, dass Louis hätte weinen können.
Geräuschlos stellte er das Tablett auf dem Fußboden ab, ehe er zurück in das Bett kletterte und einen sanften Kuss auf die Stirn seines Mannes drückte.
Harry reagierte nicht, nahm diese zarte Berührung auf seiner Stirn nicht war, weshalb Louis erneut einen Kuss ansetzte, dann einen weiteren, dieses Mal allerdings auf der Wange des Lockenkopfes.
Immer weiter verteilte er Küsse, bis Harry sich endlich regte.
Auf seinen Lippen erschien ein Lächeln, als er mit geschlossenen Augen nach Louis griff und diesen an sich zog.
Als Louis' Lippen sich lösten, grummelte der Lockenkopf und drückte seinen Mann enger an sich. „Nicht aufhören".
Schmunzelnd begann Louis erneut kleine Küsse zu verteilen und als er dann an den Lippen Harrys ankam, verbanden sie diese gemeinsam zu einem sanften, liebevollen Kuss.

Müde öffnete Harry seine Augen und sah verschlafen in das tiefe Blau seiner großen Liebe. Louis' Augen leuchteten und mit einem zufriedenen und glücklichen Lächeln auf den Lippen griff Louis nach der Hand seines Liebsten, hauchte einen Kuss auf die Fingerknöchel und verlor sich ein paar Sekunden in dessen Augen.
„Alles Gute zum Hochzeitstag".
Harrys Körper kribbelte, als er sich aufrichtete und seinen Mann an sich zog.
„Wünsche ich dir auch", hauchte er leise, ehe sich ihre Lippen erneut zu einem Kuss verbunden.

Nur schwer konnten die Männer sich voneinander lösen, doch als sie es endlich schafften, drehte Louis sich um das Tablett zwischen sie auf das Bett zu stellen.
„Frühstück?", wollte Harry wissen und sah das üppige Buffet auf dem Tablett an.

Schweigend aßen die Männer und sahen sich dabei immer wieder in die Augen.
Das Louis dabei mehr als nur nervös war, merkte Harry sofort, doch er schob es auf ihren dritten Hochzeitstag. Es war etwas besonderes und die Männer könnten nicht glücklicher sein.
„Ich habe eine Kleinigkeit für dich", unterbrach der Lockenkopf dann die Stille und kletterte aus dem Bett. Louis' Augen folgten seinem Mann neugierig, als dieser vor der Badezimmertür stehen blieb und Louis fordernd ansah.
„Aber vorher gehe ich duschen und ich überlasse es dir, ob du mitkommst oder nicht".

****

Natürlich ging Louis mit unter die Dusche.
So ein Angebot ließ er sich nicht entgehen.

„Eigentlich können wir gleich nackt bleiben", flüsterte Harry gegen Louis' Ohr, als sie vor dem Spiegel standen, Harry dicht hinter Louis, und sich die Zähne putzen wollten.
Louis erschauderte und als Harry einen leichten Kuss auf seinen Hals hauchte, hätte er sich am liebsten das Handtuch von der Hüfte gerissen und Harry erneut in die Dusche gezerrt. Doch das ging nicht. Louis hatte auch ein Geschenk und zu dem mussten sie hinfahren.
Als er an das Geschenk dachte, wurde ihm flau im Magen.
„Alles okay?", wollte Harry leise wissen und ließ seine Fingerspitzen über den nackten Oberkörper seines Mannes gleiten. „J-ja".
Louis musste sich wirklich zusammen reißen. Ein erneuter Kuss auf seinen Hals ließ ihn fast die Fassung verlieren, weshalb er Harry von sich drückte und ihn böse anfunkelte. „Harold, hör auf".
Grinsend hob Harry seine Hände. „Ich mache doch gar nichts."
„Natürlich nich", murmelte Louis Augenrollend und begann sich endlich die Zähne zu putzen. Harry wusste nicht warum Louis es so eilig hatte, aber als er bei dem Zähneputzen erneut den Körperkontakt zu seinem Mann suchte, von Louis allerdings einen Klaps auf die Finger bekam und einen mahnenden Blick, wusste er, dass er dieses Spielchen lieber lassen sollte.

Immer wieder schaute Louis auf die Uhr, als Harry endlich mit einer kleinen Schachtel in der Küche erschien.
„Hast du es eilig?", wollte Harry lachend wissen und bemerkte erneut den prüfenden Blick von Louis, der die Uhr ansah.
„Eigentlich ja. Wir müssen gleich los".
Harry nickte nur, fragte gar nicht wohin und warum, er würde eh keine Antwort bekommen. „Dann lass mich dir wenigstens vorher noch ein Geschenk geben".

Lächelnd öffnete Louis die kleine Schachtel, und staunte nicht schlecht, als er ein kleines Blatt Papier heraus holte, auf dem Louis' Augen gezeichnet waren.
Okay, gezeichnet konnte man nicht sagen, eher gezaubert. Es wirkte, als wenn Louis sich direkt über einen Spiegel in die Augen schauen würde. Fragend hob er seinen Kopf und sah Harry an, welcher grinsend die Schachtel aus der Hand seines Mannes nahm und ihn an sich zog.
„Ich dachte es wäre mal wieder Zeit für ein Tattoo. Ich werde mir deine Augen tätowieren lassen, für dich müssen wir dann noch etwas finden."
„Meine Augen?" - Louis war sprachlos und hauchte Harry einen Kuss auf die Lippen, die noch immer leicht nach Zahnpasta schmeckten.
„Dann will ich deine Augen", beschloss er und ging im Kopf die Körperstellen durch, die für dieses Tattoo in Frage kamen.

Viel Zeit hatten die Männer allerdings nicht sich weiter darüber Gedanken zu machen, da die Zeit wirklich drängte.
Louis scheuchte Harry in den Wagen, ehe er die Wohnsiedlung verließ und auf den Highway fuhr.
Die Nervosität in ihm wurde immer stärker und plötzlich zweifelte er an seiner Idee.
Was war, wenn es doch nicht spüren toll wäre? Wenn Harry sich nicht freuen würde? Wenn es zu früh war?
Wie als wenn Harry diese Fragen hören konnte, legte der Lockenkopf seine Hand auf Louis' Oberschenkel und lächelte ihn an. Er merkte das Louis nervös war und wollte ihm ein wenig Nervosität nehmen, was auch immer er vor hatte.

Als sie nach einer längeren Fahrt endlich kurz vor dem Ziel waren, steuerte Louis einen Parkplatz einer Fastfoodkette an, was Harry verwirrt die Augen zusammen ziehen ließ.
„Wir sind jetzt über eine Stunde gefahren, damit wir einen Burger essen können? Louis, es gibt in L.A auch solche Läden".
Louis konnte darüber nicht lachen. Ihm war schlecht und am liebsten hätte er jetzt laut geschrien und sich übergeben.
Bevor jetzt aber noch mehr Zweifel kamen, musste er Harry die Wahrheit sagen. Wenn ihm das nicht gefiel, dann war es eben so. Louis würde lügen, wenn er sagen würde, dass er dann nicht traurig wäre, aber er konnte Harry zu nichts zwingen.

„Okay", nuschelte er eher zu sich selbst und griff dann nach Harrys Händen.
„Wir sind hier weil...weil...", der junge Mann kniff seine Augen zu und atmete zitternd ein.
„Love", hauchte Harry leise und drückte Louis' Hand fester. „Egal was es ist, es wird mir gefallen".
„Okay".
Erneut holte Louis Luft und sah dann seinem Mann in die Augen.
„Hier gibt es jemanden, der uns kennenlernen möchte".
Harry nickte, wusste zwar nicht warum hier jemand die beiden kennenlernen wollte, aber wenn Louis das Wichtig fand, dann war es eben so.
„Ich habe ein Foto von der Person".
Mit zitternden Händen kramte Louis ein Foto aus der Jackentasche und reichte es Harry. Als Harry das Bild ansah, leuchteten seine Augen sofort und er merkte, wie es um sein Herz wärmer wurde.
Ihn strahlte ein kleines Mädchen an. Blonde Haare, Grübchen und ein bezauberndes Lächeln. Sie war höchstens zwei, konnte sicherlich gerade erst Laufen so wie es auf dem Bild aussah.
„Das ist Amy", hörte er Louis' Stimme und Harry hob seinen Blick.
„Amy ist 22 Monate alt und hat schon schreckliches erlebt".
Sofort zog sich Harrys Herz zusammen. So ein kleiner Engel hatte schlechte Erfahrungen nicht verdient.
„Amy und ihre Eltern wurden eines Nachts von einem Feuer überrascht. Amy hat überlebt, ihre Eltern leider nicht. Für sie kam jede Hilfe zu spät".
harry merkte, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Er reagierte bei sowas immer viel zu Emotional.
„Jedenfalls...also...Amy...Amy sucht neue Eltern und...die Agentur hat mich angerufen und gesagt, dass sie endlich ein Kind für uns haben."
Nur langsam sickerte die Nachricht bei Harry durch. Doch als er es verstand , riss er seine Augen auf und sah seinen Ehemann aufgeregt an.
„W-was?".
„Sie haben mich angerufen und wir sollen Amy kennenlernen."
Nun konnte Harry seine Tränen nicht mehr zurück halten.
Seit Jahren wollten sie ein Baby, ein Kind - egal welches Alter, doch die Wartelisten waren einfach zu lang. Harry hatte die Hoffnung schon aufgegeben, doch das hier...er konnte nicht beschreiben wie er sich gerade fühlte.
„Wir bekommen eine Prinzessin?", wollte er sicherheitshalber von seinem Mann wissen und drückte das Foto in seiner Hand gegen seine Brust.
„Wenn die Harmonie stimmt und Amy uns mag, eine Bindung zu uns aufbaut, dann besteht eine gute Chance, dass wir Amy adoptieren können".
Harry schrie leise auf, was Louis zum lachen brachte und ehe er sich versah, schmiss sich der Lockenkopf in die Arme seines Mannes und begann vor Freude bitterlich an zu weinen.

Sein Wunsch war zum greifen nahe.

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt