Das ist doch Bullshit!

7.7K 576 34
                                    

Ein heftiges Poltern aus dem Nebenzimmer ließ Louis und mich aus unserem Schlaf hochschrecken.
Orientierungslos schaute ich auf mein Handy um zu wissen, wie spät es überhaupt war.
„Verdammt was macht der da um 6.00 Uhr in der Früh?", wollte ich von Louis wissen, welcher sich die Decke über den Kopf gezogen hatte und womöglich versuchte weiter zu schlafen.
Ein erneutes Poltern erklang, gefolgt von einem lauten Fluchen.
Gut.
Dieses Hotel würde sicherlich keine fünf Sterne von mir als Bewertung bekommen. Die Wände waren dünn wie Papier.
„Hazza...los mach was", kam es nuschelnd unter der Bettdecke neben mir und frustriert kletterte ich aus dem Bett.

Ich zog mir meinen dicken Pullover über und verließ das Zimmer, um wenige Sekunden später nebenan bei Liam zu klopfen.
Das Poltern verstummte, doch als nichts geschah, klopfte ich erneut und sofort wurde die Tür aufgerissen.
„Oh, du bist es".
Enttäuscht drehte Liam sich um und ging wieder ins Zimmer, gefolgt von mir.
Als ich allerdings mitten im Hotelzimmer meines Kollegen stand, konnte ich nicht anders als ein leises „Um Gottes Willen", aussprechen.
Jetzt wusste ich auch, was da so gepoltert hatte.
Liam hatte das halbe Zimmer auseinander genommen.
Angefangen vom Bett, wobei das noch glimpflich davon gekommen ist. Lediglich ein Kissen war kaputt gerissen und das restliche Bettzeug lag verteilt im Raum. Neben dem Bett lag eine zerdepperte Vase, daneben ein Bild, was von der Wand gefegt wurde. Sein Kofferinhalt gesellte sich zu dem Bettzeug wild im Raum, wobei der Koffer selbst neben der Badezimmertür lag. Und so wie er aussah, war er nicht gerade sanft gegen die Wand gelehnt worden.

„Liam, was...was ist los?".
Ich konnte es ahnen, doch wollte es von ihm selbst hören.
Liam ließ sich auf das Bett fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Er ist weg".
Gut, dass er Zayn meinte konnte ich mir denken, doch Liam wusste ja nicht, dass ich ihn getroffen hatte, geschweige denn, dass ich die Beiden gesehen hatte.
„Wer?", fragte ich deshalb scheinheilig und setzte mich neben ihn.
„Zayn."
Ich brauchte nicht überrascht tun, denn Liam konnte mein Gesicht eh nicht sehen. Noch immer lag es vergraben in seinen Händen.
„Er...er...er ist einfach abgehauen. Wie nach einem billigen One-Night-Stand."
Liam riss den Kopf hoch und schaute mich mit geröteten Augen an.
„Dabei dachte ich...ich...verdammt, Harry, bin ich nur ein One-Night-Stand?".
Liams Augen füllten sich mit Tränen und schnell legte ich meine Arme um meinen Kumpel. Kaum, dass meine Arme ihn umschlossen hatten, erklang auch schon das Schluchzen, welches mir im Herzen weh tat.

Liebeskummer war schlimm.
Es saugte einem die Kraft aus dem Körper, sorgte für Schmerzen und zerfraß einen von Innen.
Ich kannte das Gefühl und war froh, dass ich es nun endlich nicht mehr hatte.

„Alles okay bei euch?".
Louis kam ins Zimmer geschlichen und schaute Liam besorgt an. Erst jetzt fiel mir, dass ich die Tür hinter mir nicht verschlossen hatte.
„Oh je".
Louis krabbelte neben mich auf das Bett, lehnte sich gegen meinen Arm und fuhr Liam sanft durch die Haare.
„Ich dachte...ach keine Ahnung was ich dachte", kam es weinerlich von Liam und langsam hob er seinen Kopf.
„Möchtest du uns nicht sagen was passiert ist?".
Liam zögerte einen Moment und nickte.
„Zayn und ich...uff ich kürze es einfach ab. Wir sind gemeinsam von der Party verschwunden und hier gelandet. Lange Rede, kurzer Sinn - wir haben miteinander geschlafen und jetzt ist er einfach verschwunden. Er hat sich einfach raus geschlichen, als wenn ich nur so ein dahergelaufener One-Night-Stand wäre. Dabei -", Liam stoppte kurz, da die Tränen sich wieder in seinen Augen sammelten und er sich über das Gesicht wischte. „Dabei war es so wie damals...es hat sich einfach richtig angefühlt und die Dinge die er gesagt hat... aber jetzt ist er weg. Wieder bei IHR".

****

Louis und ich hatten noch Stunden bei Liam verbracht und ihn getröstet, bis irgendwann Niall dazu kam und diesen Part dann übernahm.
Louis und ich waren uns einig, was wir machen mussten und so kam es, dass wir keine Stunde nachdem wir bei Liam verschwunden waren, gemeinsam vor Zayns Appartement standen und klingelten.
Völlig verschlafen öffnete dieser die Tür und auch wenn er vielleicht gerade erst aufgestanden war, wirkte er nicht sehr überrascht uns zu sehen.

Schweigend folgten wir ihm in das Wohnzimmer, wo Louis und ich uns auf das große Sofa setzten, wo ich vor wenigen Wochen noch gemeinsam mit Gigi saß.
Bei dem Gedanken an sie bekam ich einen Kloß im Hals.
Zayn verschwand in die Küche und kam wenig später mit drei Tassen Kaffee zurück, setzte sich uns gegenüber und schaute uns an.
„Okay, legt schon los", grummelte er und nahm einen Schluck des schwarzen Getränks.
„Wir sind nicht hier um dich anzuschreien".
Überrascht hob Zayn seine Augenbrauen.
„Nicht?".
Louis neben mir kuschelte sich enger an mich und schüttelte den Kopf.
„Wir wollen wissen, warum du das gemacht hast."
„Ja, warum hast du Gigi betrogen und das auch noch mit Liam, der dir erst vor kurzem seine Gefühle gestanden hat.", fügte ich hinzu und schaute unseren ehemaligen Kollegen forschend an.
„Ich habe keine Ahnung".
„Das ist doch Bullshit!".
Sauer sprang Louis auf und stemmte seine Hände in die Hüften.
„Du kannst mir nicht erzählen, dass du keine Ahnung hattest. Das würde ich dir abkaufen, wenn es ein X-beliebiger Mensch gewesen wäre, aber nicht bei Liam. Nicht bei eurer Vorgeschichte!".
„Love". Kopfschüttelnd griff ich nach seiner Hand und zog ihn auf meinen Schoß.
Man konnte Zayn nicht anschreien, wenn man von ihm eine Antwort wollte. Denn wenn man dieses tat, machte Zayn zu und redete gar nicht mehr.

Wie auch jetzt und weil das Drama noch nicht perfekt war, ging die Wohnungstür auf und eine freudenstrahlende Gigi betrat das Wohnzimmer.

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt