Das würde ich auch gerne wissen

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„Ist etwas passiert?".
Nialls ernste Miene machte mir Sorgen. So einen Blick kannte ich von meinem besten Freund eigentlich gar nicht. Selbst in absurden Situationen hatte er stets ein Lächeln auf dem Gesicht.
„Komm".

Mein bester Freund ging in mein Wohnzimmer, in das ich ihm folgte. Als Niall sich auf das Sofa setzte, standen bereits zwei Gläser Whiskey auf meinem Couchtisch. Eines voll und das andere fast leer.
„Wie lange bist du denn schon hier?".
Niall zuckte mit den Schultern und deutete mir mich zu setzen. Schweigend schob er das volle Glas über den Tisch.
„Das wirst du brauchen".
Skeptisch hob ich meine Augenbraunen.
„Du machst mir Angst", gestand ich und musterte ihn erneut.
Niall seufzte einmal und lehnte sich nach hinten an die Lehne des Sofas.
„Ich weiß es".
Fragend trank ich einen Schluck von dem Whiskey und sah weiterhin zu dem blonden Iren.
„Weshalb Louis so ist".
Nun hatte mein bester Freund meine komplette Aufmerksamkeit.
„Wie-", wollte ich wissen, doch Niall schüttelte den Kopf.
„Manchmal muss man Menschen einfach zwingen sich den Frust von der Seele zu reden. Es war nicht leicht Louis zu knacken, aber ich habe es geschafft. Harry...das...das was ich dir jetzt erzähle ist sehr vertraulich. Louis darf nicht erfahren, dass ich es dir gesagt habe. Ich musste es ihm versprechen, da es ihm unangenehm ist. Sein ganzes Verhalten ist ihm unangenehm."
Zögerlich nickte ich.
„Ich ver-" - meine Haustür die sich öffnete unterbrach mich.
Fragend schauten Niall und ich zur Wohnzimmertür, als Zayn herein kam.

Klar - klingeln wurde überbewertet.
Wobei ich bei Liam ja auch einfach hereingegangen war.

„Harry, ich...kann ich es dir bitte erklären?".
Abrupt blieb Zayn im Türrahmen stehen, als er Niall erblickte.
„Zayn?".
Überrascht legte Niall ein Lächeln auf.
„Was machst du denn hier?", wollte mein bester Freund wissen, stand auf und nahm unseren ehemaligen Bandkollegen in den Arm.
„Ich kann dir sagen was er hier macht", murmelte ich sauer und verschränkte meine Arme vor der Brust. Neugierig drehte Niall sich zu mir um, bemerkte dabei Zayns flehenden Blick nicht, den er mir zu warf.
„Du störst eigentlich gerade".
Niall wollte mir etwas Wichtiges erzählen. Ich hatte jetzt keine Zeit mir die Ausrede von Zayn anzuhören.
„Aber..bitte. Es ... es ist nicht einfach und...ich...verdammt, Haz. Ich ...ich weiß einfach nicht was mit mir los ist", klagte mein Freund und senkte den Blick.
Niall sah mich warnend an.
Wenn ich ihn jetzt weg schicken würde, würde mein bester Freund mir die Hölle heiß machen.
„Aber-", wollte ich protestieren, doch Niall schüttelte den Kopf.
„Ich kann dir das auch noch nachher sagen".

Gut, dann kümmerten wir uns jetzt erst um Zayns Problem und anschließend um Meins. Meinetwegen.

Dankend lächelte Zayn und setzte sich neben mich auf das Sofa, gefolgt von Niall, der vorher wie selbst verständlich in meine Küche gegangen war und Zayn ebenfalls ein Glas vor die Nase stellte.

„Niall sollte vielleicht unsere Vorgeschichte kennen".
Es war nur fair.
Zögerlich schaute Zayn auf, nickte dann aber und sah zu Niall.
„Harry hat mich vorhin in einer sehr...brisanten Situation gefunden".
So konnte man das natürlich auch nennen.
„Ich habe ihn und Liam in flagranti erwischt".
Niall klappte der Mund auf.
„Nein", kam es fassungslos von ihm, als sein offener Mund sich zu einem Grinsen verzog und er begeistert in die Hände klatschte.
„Wusste ich es doch. Hailee schuldet mir einen neuen Fernseher."
„Hä?".
Nicht nur Zayn verstand Bahnhof.
„Wir haben gewettet. Sie meinte ihr würdet nie wieder zusammen kommen, doch ich habe dagegen gewettet. Und Tada - ich bekomme einen neuen Fernseher".
Zayn schüttelte heftig den Kopf.
„Wir sind nicht wieder zusammen."
„Aber... hä?."
Mein bester Freund schaute mich fragend an, doch ich blieb mit versteinerter Miene neben Zayn sitzen.
„Ich...okay. Beginnen wir am Anfang."
Zayn nahm einen Schluck aus seinem Glas und sah erst mich und dann Niall an.
„Ich habe Liam vor wenigen Tagen eine Nachricht geschrieben. Ich habe ihm gesagt, dass es mir Leid tat. Leid, dass ich einfach abgehauen war und allgemein die ganze Nacht der VMAs. Es hätte gar nicht erst soweit kommen dürfen. Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben müssen."
„Oh ja!".
Mein Kommentar konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
„Jedenfalls ist dann dieser Chatverlauf irgendwie aus dem Runder gelaufen".
Als Zayn unsere Blicke spürte, wurde er rot und senkte seinen Blick.
„Wir...wir haben...naja...wir haben angefangen mit Sexting."
„Zayn! Nennst du sowas entschuldigen? Und was verdammt nochmal ist mit Gigi? Sexting ... im Ernst. Das ist genau wie fremdgehen".
Kopfschüttelnd wand ich meinen Blick von ihm ab.
„Ich weiß, aber... Gott, Liam ist einfach...er...ihr habt ja keine Ahnung wie er sein kann. Wie verführerisch er einen in den Bann ziehen kann."
Einen Moment herrschte Stille, bis Zayn weiter sprach.
„Wir haben vier Tage lang geschrieben. Die Nachrichten wurden immer versauter und irgendwann wollte ich nur noch zu ihm. Also bin ich kurzerhand her geflogen."
„Und dann sofort mit ihm in die Kiste gesprungen", folgerte ich und Zayn schaute schuldig in meine Augen.
„Wir wollten reden. Wir hatten abgemacht, dass wir über den ganzen Kram sprechen. Doch als er mir die Tür aufgemacht hat, da...da war das Reden vergessen."

Niall sah mich unsicher an, dann zu Zayn.
„Dir ist aber schon klar, dass Liam dich liebt? Das ihm dieses Verhalten mehr bedeutet als dir?".
Unsicher nickte Zayn.

„Und warum tust du es dann?".
Erschrocken zuckten wir Drei zusammen und unsere Köpfe schellten zur Wohnzimmertür.
Liam kannte anscheinend auch kein Klopfen.
„Liam, dass....".
„Was bin ich für dich, Zayn?".
Unser Freund war den Tränen nahe, was auch Zayn bemerkte und schnell aufstand. Er ging mit schnellen Schritten auf Liam zu, stoppte vor ihm und legte seine Hand auf dessen Wange.
„Du...du...-", frustriert schnaufte Zayn aus, sah dann auf den Boden.
„Es geht einfach nicht."
„Was geht nicht?", wollte unser Bandkollege wissen und sah Zayn fordernd an.
„Ich kann nicht mit dir zusammen sein, Liam. Ich kann mein Leben nicht einfach aufgeben. Nicht einfach ändern. Ich...-".
„Du kannst Gigi nicht verletzen", beendete ich seinen Satz und zögerlich nickte er.
„Ernsthaft? Nur deshalb?". Niall starrte Zayn fassungslos an, doch dieser schüttelte den Kopf. „Nein ich...ich...ich brauche einfach eine Beziehung die nicht verheimlicht wird. Ich kann dieses Versteckspiel nicht mehr. Das hat mir damals schon gereicht, wobei wir ja nie zusammen waren. Ich will einfach nicht in einem Interview lügen. Ich will zu mir selbst stehen. Zu mir und...und meiner Sexualität."
„Dann tu es", kam es flüsternd von Liam und Zayn hob seinen Blick.
„Ich würde dich nie wieder verleugnen, Zayn. Nie, nie wieder. Ich liebe dich und das kann von mir aus die ganze Welt erfahren."
Sprachlos öffnete Zayn seinen Mund, als es an meiner Haustür klingelte.

Langsam erhob ich mich.
Ich hatte ein ungutes Gefühl in meinem Magen, dennoch ging ich zu meiner Haustür und öffnete diese.
Doch als ich sah, wer da vor mir stand, wäre ich am liebsten schreiend weggelaufen.

„Gigi!".
„Überraschung!".
Kichernd fiel mir die Blondine in die Arme. Überrumpelt erwiderte ich diese, drückte sie jedoch im gleichen Moment wieder von mir.
„Was machst du hier?".
Grinsend drückte sie sich an mir vorbei in mein Haus.
„Ich habe  morgen ein Shooting in LA und da dachte ich mir, ich schaue mal nach dem Rechten. Du hast so niedergeschlagen gewirkt in New York und... naja... ich wollte einfach schauen wie es dir geht".
Kurz lächelte ich, doch dann wurde mir bewusst, wer dort gerade in meinem Wohnzimmer stand.
„Das..ähm-". „Oh! Ist Louis bei dir?". Aufgeregt riss sie ihre Augen auf, doch schnell schüttelte ich meinen Kopf.
„Schade, aber dann können wir uns ja einen schönen Abend machen, oder?".
Grinsend drehte sie sich um und marschierte direkt ins Wohnzimmer.
So schnell, dass ich gar nicht reagieren konnte.

„Zayn?!".

Als ich in mein Wohnzimmer kam, stand Gigi wie angewurzelt vor ihrem Freund.
„Ich dachte du bist in Vancouver."

Oh oh.

Ertappt und verlegen rieb sich mein Freund über den Hinterkopf.
Liam schaute mit schmerzverzerrten Gesicht auf den Boden und Niall? Niall saß dort auf meinem Sofa und bekam seinen Mund nicht mehr zu.

Ja, Niall. Ich konnte es gerade auch nicht glauben.

„Ich...also", stotterte Gigis Freund und suchte vermutlich nach einer Ausrede.
„Was ist hier los? Warum bist du hier? Und warum schaut Niall so, als wenn er gerade einen Schlaganfall bekommt?".
Niall sah wirklich seltsam aus.
Gigis Blick flog zu Liam.
„Und warum schaust du wie ein angeschossenes Reh?".

Gott, hier würde vermutlich gleich die Bombe hoch gehen.

Skeptisch verzog Gigi ihre Augen, drehte sich dann zu mir.
Oh bitte nicht. Haltet mich da raus.

„Harry".
Zu spät.
„Was verdammt wird hier gespielt?".
„Nun-", begann ich, als es erneut klingelte.
Himmel, wer war das denn jetzt schon wieder?
Liam verschwand schnell aus dem Wohnzimmer. Vermutlich um einfach aus der Situation heraus zu kommen.
„Ich...ich bin eigentlich nicht der Richtige, um dir das zu erklären", gestand ich und sah zu Zayn. Er sollte endlich klaren Tisch machen, damit dieses Theater hier ein Ende hatte.

Man konnte Gigi die Verwirrung deutlich ansehen.
Erneut drehte sie sich zu ihrem Freund.
„Zayn, was ist los? Warum hast du mich angelogen? Was wird hier bitte gespielt?".

„Das würde ich auch gerne wissen".

Bei seiner Stimme lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Geschockt schaute ich erneut zur Wohnzimmertür, in der nun Louis aufgetaucht war.

Dann waren wir ja jetzt alle komplett.

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt