... oder sie haben sich beide den Zeh an einem Möbelstück gestoßen.

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Ich suchte eine weitere halbe Stunde den Saal nach meinem Freund ab, doch anscheinend hatte Liam wirklich Recht und Louis war abgehauen.
Er war sauer, dass wusste ich, auch wenn er es nicht gesagt hatte.
Doch er hatte keinen Grund sauer zu sein. Ich hatte Nichts getan.

Ein Taxi fuhr mich zum Hotel und als ich in unser Zimmer trat, fand ich Louis auf dem Bett. Als er mich sah, verschränkte er seien Arme vor der Brust und schenkte mir einen hasserfüllten Blick.
Seufzend ließ ich meine Anzugsjacke von meinen Schultern gleiten und legte sie auf das Fußende des Bettes.
„Warum bist du gegangen?".
Louis schnaufte sauer auf.
„Das fragst du noch?".

Ja. Anscheinend schon, oder?

Als ich nicht antwortete, sprang Louis vom Bett und baute sich vor mir auf. Vermutlich sollte es bedrohlich wirken, doch es war alles andere als das.
„Erst flirtest du den ganzen Abend mit irgendwelchen Menschen und dann...dann sehe ich dich mit dieser blonden Schrulle!".
„Taylor. Sie heißt Taylor", berichtigte ich ihn und das war mein Fehler.
Louis' Gesicht wurde dunkelrot und er stemmte seine Hände in die Hüften.
„ICH WEIß WIE SIE HEIßT!".
„Louis", versuchte ich es in noch immer ruhiger Stimme und legte meine Hände auf seine Schultern, die er allerdings sofort wegschlug.
„Ich habe mich nur mit ihr unterhalten".
Louis verdrehte die Augen.
„Ja und?! Du weißt das ich sie nicht ausstehen kann."

Okay.
Seine Eifersucht war ja am Anfang noch ganz niedlich, doch jetzt gerade nervte sie tierisch. Was war nur in ihn gefahren?

„Ich habe dir gesagt das ich es nicht haben kann, wenn du mit anderen flirtest und was tust du? Du machst genau das! Lässt dich von dem blonden Biest angrabbeln und dir schöne Augen machen".
„Also zuerst: Taylor hat mich nicht angegrabbelt und mir auch keine schönen Augen gemacht. Und ich habe auch nicht mit anderen geflirtet. Du verwechselst da etwas, Louis. Nur weil ich mich mit anderen Menschen unterhalte, heißt es nicht, dass ich sie gleich mit in mein Hotel schleppe und mich dort mit ihnen vergnüge."
Meine Stimme nahm einen schneidenden Ton an, dass konnte ich nicht unterdrücken. Denn so langsam wurde ich sauer.
„Wenn ich nicht das gleiche Zimmer haben würde, hättest du das sicherlich getan."
Mein Freund senkte den Blick, doch dieser Satz ließ meine Sicherungen durchbrennen.
„Jetzt hör mir mal zu!".
Erschrocken zuckte mein Freund zusammen und sah mich an.
„Ich wiederhole mich noch einmal. ICH HABE NICHT GEFLIRTET! Aber eines kann ich dir sagen, wenn du dich weiterhin so benimmst, werde ich es vielleicht tun. Dann kennst du wenigstens den Unterschied".
Ich wollte ihn nicht anschreien, aber in diesem Moment hatte ich keine Kontrolle mehr über meine Gefühle.
Louis' Augen füllten sich mit Tränen und sofort bereute ich meine Worte.
„Lou-". „RAUS!".
Verwirrt wich ich einen Schritt zurück.
„Was?".
„Raus habe ich gesagt! Du kannst woanders schlafen. Und deinen dummen Spabereich kannst du dir sonst wohin schieben."
Verbittert lachte ich auf.
„Und wo soll ich deiner Meinung nach schlafen?".
„Mir doch egal".
Und damit verschwand Louis im Badezimmer.

Sauer schaute ich gegen die geschlossene Tür.
Er würde solange nicht raus kommen, bis ich das Zimmer verlassen hatte.
Doch wo sollte ich denn bitte schlafen?
Bei Niall und Hailee? Nein. Ganz sicher nicht.

Wütend schnappte ich mir meine Sakko und verließ mit einem lauten Türenknallen das Zimmer. Er war wütend - gut. Aber das war ich jetzt auch.
Louis übertrieb maßlos.

Einen Moment blieb ich vor der Tür stehen, atmete einmal tief durch und fuhr mir durch meine Haare.
Dann würde ich eben bei Liam schlafen.
Ich wollte mich gerade in Bewegung setzen, als die Fahrstuhltür aufging und Liam und Zayn den schmalen Flur betraten.
Mir klappte die Kinnlade herunter, als ich sah, dass die beiden ein küssendes, ineinander gewickeltes Etwas bildeten, das sich nur mit Mühe und Not den Weg zum Zimmer erkämpfen konnte.
Sie bemerkten mich nichtmal, als Liam die Tür öffnete und sie gemeinsam ins Innere stolperten.
Geschockt und irgendwie in Trance öffnete ich die Tür hinter meinem Rücken wieder und betrat rückwärts den Raum.

„Harold! Ich habe gesagt du sollst verschwinden".
Ich drehte mich um und mein Gesicht schien wohl Bände zu sprechen.
„Was...was ist passiert?".
Louis sprang vom Bett auf und blieb vor mir stehen.
„Haz...du...du siehst aus, als wenn du einen Geist gesehen hättest."
Eigentlich hätte ich gelacht darüber, wie schnell Louis zwischen seinen Gefühlslagen wechseln konnte. Wollte er mich nicht eben noch aus dem Zimmer werfen? Und jetzt? Jetzt sah er mich besorgt an.
„Liam", murmelte ich und ließ mich auf das Bett sinken.
„Was ist mit ihm? Geht es ihm gut?".
Beklommen nickte ich, wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte was ich da gerade gesehen hatte.
„Harry, bitte rede mit mir. Was ist mit Liam?".

Ich atmete einmal tief durch und schaute in die blauen Augen meines Freundes.
Der Hass war verschwunden und hatte Platz für Besorgnis gemacht.
„Ich habe gerade gesehen, wie er und Zayn übereinander hergefallen sind, als würde es kein morgen mehr geben".
Louis riss seine Augen auf und auch wie mir, klappte ihm der Mund auf.
„Nicht dein Ernst".
„Doch. Sie sind gerade ins Zimmer".

Wie von der Tarantel gestochen eilte mein Freund zur Wand, die Liams Zimmer von unserem trennte und presste sein Ohr dagegen.
„Louis".
„Shhhh".
Augenverdrehend versuchte ich das zu verarbeiten.
Zayn und Liam.
Einerseits freute ich mich für Liam, andererseits waren meine Gedanken bei Gigi, die sehr wahrscheinlich gerade betrogen wurde.

„Oh Gott, Harry. Die...ich glaube die schlafen miteinander".
Louis drehte seinen Kopf von der Wand und schaute mich geschockt an.
„Oder sie haben sich gerade beide den Zeh an einem Möbelstück gestoßen."

Louis kam langsam zu mir und setzte sich neben mich auf das Bett.
„Haz...es...es tut mir leid.", murmelte mein Freund und griff nach meiner Hand. Reumütig schaute er mir in die Augen.
„Ich habe total überreagiert. Ich hätte nicht einfach abhauen sollen, dir solche Vorwürfe machen und vor allem, hätte ich dich nicht aus dem Zimmer schmeißen sollen".
Ich nickte.
Das hätte er nicht.
Immerhin hatte er es eingesehen.
„Aber...ich kann doch nichts dafür. Immer wenn ich dich mit anderen Menschen sehe, dann werde ich sofort eifersüchtig. Sie wissen nunmal nicht das du vergeben bist und ich habe einfach Angst, dass du...naja...vielleicht schwach wirst und mich ersetzt."

Wieso hatte dieser Junge solch dumme Gedanken?
Ich hatte sie auch, ja, aber das war etwas anderes. Immerhin hatte Louis diese Brianasache getan und dadurch war mein Vertrauen gleich Null. Zumindest am Anfang. Mittlerweile vertraute ich ihm blind.

Ich zog Louis auf meinen Schoß, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und zog ihn eng an mich.
„Hör auf dir solche Gedanken zu machen. Ich liebe dich und wenn ich das sage, dann meine ich das auch Ernst. Ich habe kein Interesse an anderen Menschen."
„Aber-".
„Lass mich ausreden. Du musst wirklich an deiner Eifersucht arbeiten, denn wenn du jetzt jedes Mal so durchdrehst, wenn ich mich mit jemanden unterhalte, dann spiele ich nicht mehr mit. So geht das nicht."
Beklommen nickte Louis.
„Ich versuche es".
Lächelnd schob ich ihn etwas von mir, legte meine Hände auf seine Wangen und küsste ihn kurz.
„Dann ist jetzt alles wieder gut?".
Wieder nickte Louis und zufrieden zog ich ihn wieder an mich.
„Wollen wir dann doch noch in den Spabereich?"

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt