Ein Herzschlag entfernt

...Wo ist dein Schoßhündchen?

Louis sah ich erst wieder, als wir in den Saal gebeten wurden und der eigentliche Grund für diese Veranstaltung begann.
Und ich wünschte mir nichts Sehnlicheres, als irgendwo anders zu sein.
Die Stimmung war nämlich ziemlich frostig.

Liam, rechts neben mir, starrte mit zusammengepresster Kiefermuskulatur auf einen Fleck vor sich, vermutlich aus dem einfachen Grund, dass Zayn genau hinter uns saß.
Louis, links neben mir, spielte noch immer die beleidigte Leberwurst und ignorierte mich, sprach stattdessen mit Niall über irgendetwas Unbedeutendes.

Jemand tippte mir von hinten auf die Schulter, als auch schon Zayns Kopf erschien.
„Was ich angestellt habe weiß ja, aber was hast du angestellt?".
Sein Flüstern war leise, dennoch verkrampfte sich Liam neben mir, als er Zayns Kopf zwischen uns bemerkte.
Seufzend drehte ich mich zu meinem Kumpel um.
„Ich habe mit anderen Menschen geredet."
„Anderen Menschen?!".
Louis drehte sich aufgebracht zu uns um und sah mich mit einem vor Eifersucht nur so geplagten Blick an.
„Erst baggert dich Sam Smith an, dann hängt dir diese verrückte Cara an den Lippen und zum Schluss kann ich mit zusehen, wie sich diese Camille an dich ran schmeißt und du auch noch auf den Flirt eingehst? Das nennst du unterhalten?".
Schmunzelnd lehnte Zayn sich wieder zurück und schaute sich im Saal um.
Ich hingegen setzte mich wieder richtig hin, legte meine Hand unauffällig auf den Oberschenkel meines Freundes und beugte mich zu seinem Ohr.
„Sam und Cara sind alte Freunde, Louis. Wir haben uns nur unterhalten und Camille hat nicht mit mir geflirtet, sie wollte lediglich wissen wie es bei Gucci lief. Wir kennen uns von einigen Fotoshootings. Und um dich zu beruhigen, sie hat einen festen Freund".
Sauer presste Louis seine Lippen aufeinander.
„Das ist ein Grund, aber kein Hindernis."
Lächelnd schüttelte ich den Kopf, fuhr mit meiner Hand seinen Oberschenkel noch ein Stückchen weit nach oben.
„Eifersucht steht dir nicht. Noch dazu, wenn sie völlig unbegründet ist."
Louis wollte gerade wieder protestieren, als das Licht gedämmt wurde und die Show begann.
Das Thema war noch nicht durch, dass wusste ich. Doch für zwei Stunden würde Louis jetzt die Klappe halten und die Verleihungen über sich ergehen lassen.

****

Wie erwartet gewannen wir einen der Preise für das Beste Musikvideo Großbritanniens. Freudig sprangen wir auf die Bühne, ließen Liam die Rede halten und verschwanden dann schnell wieder auf unsere Plätze.
Das Liam wie der letzte Depp stotterte und eigentlich nur wirres Zeug von sich gab, fiel hoffentlich niemanden auf.
Sein Blick klebte die ganze Zeit, während er auf der Bühne war, auf Zayn und dieser, so hatte ich beobachtet, hatte stur auf seinen Schoß gestarrt.

Als dann endlich die Show vorbei war, verschwanden wir zur Aftershowparty.
Der Teil des Abends, der am meisten Spaß machte.
„Jetzt guck nicht so. Eine Stunde und dann hauen wir beide ab".
Lächelnd knuffte ich meinem Freund in die Seite, bekam tatsächlich ein leichtes Lächeln. „Gut. Eine Stunde." Und damit verschwand er zu Liam, welcher bereits an der Bar stand.

„Er hasst mich".
Zayn erschien neben mir und starrte an die Bar.
Zu Liam.
„Er hasst dich nicht. Er kann nur nicht mit der unerwiderten Liebe umgehen".
Ein Seufzen erklang neben mir und ich schaute den Schwarzhaarigen an.
„Ich glaube ich betrinke mich einfach und verschwinde dann".

Zayn verschwand an eine andere Bar, am anderen Ende des Saals und suchend schaute ich mich nach meinem besten Freund um. Doch Niall und Hailee waren wie vom Erdboden verschluckt.
„Na, ganz alleine? Wo sind deine Anhängsel?".
Fragend drehte ich mich um, als ich in das grinsende Gesicht von Taylor Swift schaute.
„Die sind hier verteilt und du? Wo ist dein Schoßhündchen?".
„In Australien".
Ich nickte.
Sie nickte.
Und dann umarmten wir uns lachend.

Ja, Taylor und mich verband etwas seltsames.
Wir waren keine Freunde, mochten uns aber irgendwie, auch wenn unsere Gespräche meist einen Hauch Sarkasmus enthielten.
Wir hatten uns früher eine Weile gedatet, doch schnell hatte ich bemerkt, dass sie nicht die Person war, die ich wollte. Schon damals war ich Louis komplett verfallen, wusste es nur noch nicht.
„Es gibt Gerüchte", sagte die Blondine vor mir und sah mich mit einem Lächeln an, dass  man ihr wirklich abkaufen konnte.
„Erzähl mir was Neues".
Ein Kichern erklang und spielerisch schlug sie mit gegen die Brust.
„Du und Louis?".
Genervt verdrehte ich meine Augen. Ich würde jetzt nicht zugeben, dass Louis und ich zusammen waren. Dann konnte ich nämlich gleich zur Sun gehen und ihnen ein exklusiv Interview geben. Denn Eins konnte Taylor nicht - Geheimnisse für sich behalten.
„Und du bist schwanger - mal wieder", konterte ich stattdessen und wieder erklang das Kichern.
„Dachte ich es mir. Du bist einfach nicht schwul".

Wenn du wüsstest.

„War ja nett, Taylor, aber ich suche mal nach meinem Anhang".
Ich drehte mich zur Bar, doch von Liam und Louis war keine Spur mehr.
Ich sollte meinen Kollegen Sender einpflanzen lassen. So konnte man sie wenigstens wieder finden.

Eine halbe Stunde suchte ich, drängelte mich durch die Menschen, wurde hin und wieder aufgehalten, bis ich endlich Liam fand.
Völlig betrunken.
„Was hast du denn bitte in der kurzen Zeit alles getrunken?".
Liam grinste, kippte einen Shot herunter und lachte.
„So Einiges."
Seine Augen waren wässrig und seine Aussprache nicht mehr die Beste.
„Du solltest ins Hotel".
„Und DU" - Liam drückte mir seinen Zeigefinger auf die Brust. „Solltest nicht mit anderen Flirten, sondern zu Louis gehen".

Jetzt fing der auch noch an.
Ich flirtete nicht!

Seufzend fuhr ich mir über das Gesicht und schaute zu Liam, welcher sich erneut ein Getränk bestellt hatte.
„Und wo ist Louis?".
Liam zuckte mit den Schultern.
„Abgehauen."

Toll.
Ganz, ganz Toll.