Wassertropfen

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Louis Lippen schienen überall zu sein.
Sie suchten sich ihren Weg von meinem Kinn, über meinen Hals, meiner Brust, wieder hinauf zu meinem Hals und endeten immer wieder auf meinem Mund.
Seine Hände ruhten auf meiner Hüfte, drückten mich aber bestimmend gegen die Wand. Das Wasser war längst vergessen und das eigentliche Duschen ebenfalls.

„Harold".
Louis biss leicht in mein Ohr und ich keuchte auf.
Wollte er mich hier in den Wahnsinn treiben?
Das gelang ihm ziemlich gut.
Selbst wenn er seine Hände ruhen ließ, seine Lippen machten aus mir ein wimmerndes Wrack.
„Harold".
Erneut hauchte er meinen Namen und ließ mit seinen Lippen von mir ab.
Ich öffnete meine Augen und sah direkt in das fesselnde Blau.
Kleine Wassertropfen lagen auf seinen Wimpern, seine Augen nicht ganz offen.
„Ich...", Louis schluckte schwer und presste sich enger an mich.
Ein Keuchen entfloh meiner Kehle, als sich unsere Laibe berührten.
„Ich würde gerne-", Louis rang mit sich, schloss kurz die Augen, nur um wenige Sekunden später wieder direkt in meine und schauen.
„Ich würde gerne mit dir schlafen".

Sein Satz katapultierte mich in die harte Realität zurück.
Er begann sich an mir zu reiben, doch ich schob ihn sanft, aber bestimmend von mir.
„Ich kann das nicht...noch nicht" murmelte ich leise, mied seinen Blick und griff nach der Duschgelflasche.
Auch wenn mein Körper danach schrie, diesen Schritt zu gehen war ich einfach noch nicht bereit.
Eilig rieb ich mich mit Duschgel ein, wusch es von meinem Körper und stieg aus der Dusche.
Louis stand bedröppelt unter dem Wasserstrahl und sah gegen die Fliesenwand, wo ich noch vor wenigen Minuten gestanden hatte.

Als ich mich im Zimmer umgezogen hatte, hörte ich wie im Badezimmer endlich das Wasser ausging und keine zwei Minuten später Louis den Raum betrat.
Er hatte sich das Handtuch um die Hüfte gewickelt und sah unsicher auf den Boden.
„Es tut mir leid", vernahm ich es leise und seufzend ging ich auf ihn zu, blieb direkt vor ihm stehen.
Ich legte meine Hände auf seine Wangen, hob seinen Kopf und zwang ihn damit mich anzusehen.
„Ich liebe dich", hauchte ich leise und küsste ihn einmal kurz.
„Aber... ich kann diesen Schritt einfach noch nicht gehen".
Denn in meinem Kopf hatte sich eine Panik angesammelt.
Eine Panik, die meinen gesamten Körper in Beschlag nahm.
Das letzte Mal, als wir endlich miteinander schlafen wollten hatte alles zerstört.
Das letzte Mal war auch das letzte Mal, dass Louis und ich miteinander geredet hatten und das für ganze sieben Jahre.
Und irgendwie - irgendwie hatte ich Angst, dass dieser Schritt erneut alles kaputt machen würde.
Und das wollte ich nicht.
Nicht, wo ich jetzt endlich Louis bei mir hatte.
Als meinen Freund.

Louis nickte und schmiegte sein Gesicht gegen meine Hand.
„Ich kann warten", flüsterte er leise und sah mich wieder an.
„Ich liebe dich".

Als Louis auch endlich angezogen war, machten wir uns auf den Weg in die Lobby.
Es herrschte eine seltsame Stimmung und ich gab mir alleine die Schuld daran.
Aber was sollte ich denn machen?
Ich war blockiert.

Als der Fahrstuhl im Erdgeschoss ankam, entzog ich meine Hand und ließ somit unsere ineinander verschränkten Finger los.
Louis Blick huschte zu unseren Händen und es schien mir, als wenn es ihn traurig machen würde, dass ich jetzt seine Hand los ließ.
„Es könnten Paparazzos vor dem Hotel warten und uns sehen".
Louis nickte nur abwesend.

„Ah da seid ihr ja endlich".
Niall zwinkerte mir einmal zu und sah dann auf seine Uhr.
„Wir müssen gleich los. Lissabon wartet auf uns".

Ich suchte die Lobby nach Liam ab, konnte ihn aber nicht finden. Niall schien meinen Blick zu bemerken.
„Er ist nur kurz auf die Toilette. Harry?".
Fragend sah ich zu meinem besten Freund.
„Ich mache mir wirklich Sorgen um ihn. Ich habe gestern Abend ein Telefonat zwischen ihm und Cheryl mitbekommen und - Gott, ich habe Liam noch nie so schreien hören".
Dann hatten sie sich also schon wieder gestritten.

Nialls Blick glitt durch die Lobby und fragend hob er eine Augenbraue.
„Ist alles okay mit ihm?".
Ich folgte seinem Blick und sah zu Louis, welcher Gedankenverloren auf den Boden starrte. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er nicht mehr neben mir stand.
„J - ja. Wir hatten nur sowas wie eine kleine Meinungsverschiedenheit."

Ob man es so nennen konnte wusste ich nicht, aber dass Louis jetzt so in sich gekehrt war und ihm meine Abweisung so sehr zu schaffen machte, fand ich dann doch seltsam.

Ein Herzschlag entferntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt