Ein Herzschlag entfernt

Schlaf gut, Harold.

Das unliebsame Klingeln meines Handyweckers ließ mich aus meinem mehr als kurzen Schlaf aufschrecken.
Kurz schielte ich zu Louis, der sich an mich geklammert hatte und seelenruhig schlief.
Ich hatte ihn schon immer für seinen tiefen Schlaf beneidet. Wenn er erstmal schlief, könnte neben ihm das ganze Haus explodieren, er würde es nicht merken.
Doch Louis hatte jetzt keine Zeit mehr zum schlafen.
Wir mussten bald in der Lobby sein.

Ich versuchte erst gar nicht Louis vorsichtig zu wecken.
Es würde eh nichts bringen.
Ich eilte in das Badezimmer, füllte einen Zahnputzbecher voller Wasser und kippte es ihm genau über den Kopf.
Panisch riss er die Augen auf und sprang aus dem Bett.
Wie ein begossener Pudel sah er an sich herab, dann zu mir und schüttelte seinen Kopf.
„Im Ernst?".
„Anders bekommt man dich nicht wach und wir müssen gleich los".
Louis grummelte etwas, ehe er sich einmal durch die nassen Haare fuhr und seufzte.
„Ich würde so viel lieber neben dir im Bett liegen bleiben".
Mein Herz machte einen Sprung und ich seufzte.
Das wollte ich auch, doch es ging nicht.

„Wieso sind deine Haare nass?".
Liam begutachtete Louis stirnrunzelnd und zupfte an einer nassen Haarsträhne.
„War duschen" grummelte dieser nur und sah zu mir.
Niall bekam den Blick mit und grinste.
„Duschen also?"
„Alleine!".
Schmollend verschränkte der Ire die Arme vor der Brust.
Er sollte aufhören sich so in dieses Larryding reinzusteigern.
Es stand ja nichtmal fest, ob es überhaupt wieder ein Larryding werden würde.

Wir wurden abgeholt und als unsere Stylistin uns sah, stöhnte sie genervt auf.
„Eure Augenringe bringen mich noch ins Grab."

Doch sie tat wie immer ihr Bestes, was sich sehen lassen konnte.
Wir sahen alle samt aus wie gerade frisch aus dem Urlaub und so stieg unsere Laune ebenfalls.
Wir rockten die Bühne.
Die Fans rasteten aus und mein Puls beschleunigte sich auf das unermessliche.
Ich liebte diesen Job.

„Ich liebe Paris", rief Liam, als das Konzert vorbei war und wir in der Garderobe ankamen.
„Habt ihr gesehen wie sie ausgerastet sind, als Liam sich mit dem Shirt den Schweiß aus dem Gesicht gewischt hat?". Niall kicherte und Liam verdrehte die Augen.
„Ich bin nur noch müde" murmelte Louis und setzte sich auf eine Couch.
„Freu dich nicht auf das ausschlafen. Wir müssen um halb fünf am Flughafen sein".
Halb Fünf.
Ungläubig sah ich zu Liam, doch dieser zuckte nur mit den Schultern.
„War nicht meine Idee."

Feiern konnten wir uns abschminken und so machten wir uns alle auf den Weg in unsere Zimmer.
Unser nächstes Ziel würde Deutschland werden, wo wir gleich drei Konzerte spielten.
Anfangen würden wir in München, dann Berlin und als Letztes kam Köln dran.

Ich verschwand unter die Dusche und als ich wieder heraus kam, klopfte es mal wieder an meiner Tür.
Das machte der doch wirklich mit Absicht.
Ich öffnete Louis die Tür und abermals scannte er meinen Körper ab, was mich leicht rot werden ließ und ein Kribbeln in mir auslöste.
Konnte er bitte aufhören mich so anzusehen?

Louis ging ohne ein Wort in mein Zimmer, schmiss sich auf das Bett und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.
„Langsam glaube ich dir das nicht mehr, dass du das nicht mit Absicht machst".
Lachend schüttelte ich den Kopf.
„Ich dir auch nicht."

Ich zog mich um und setzte mich neben Louis auf das Bett.
Fragend sah ich ihn an, wollte den Grund für sein Erscheinen wissen.
„Also...ähm...ich dachte mir...." unbeholfen kratzte er sich am Kopf und ich nickte.
Ich wusste was er dachte.
Louis lächelte leicht und breitete seine Arme aus, in die ich mich leicht zögernd legte.
Das es sich so schnell wieder so vertraut anfühlte, machte mir ein wenig Angst.
Ich wollte das nicht so schnell, doch mein Herz begann wie von alleine, Tag für Tag ein bisschen mehr zusammen zu wachsen.

„Lass uns schlafen" kam es leise von Louis und ehe ich mich versah, wurde das Licht ausgeschaltet.
„Schlaf gut, Harold".
Und dann folgte ein Kuss auf meine Stirn.
Federleicht.
Doch der reichte aus, dass ich an Schlaf nicht mehr denken konnte.