Kapitel 23

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„Lass uns doch schon mal reingehen, Tyler findet uns dann schon.", schlug Vince vor.

Ich nickte. Val nahm mich am Arm und gemeinsam gingen wir in den großen Saal der Villa. Eine weite Treppe führte von dort aus in das obere Stockwerk. Wie jedes Jahr würden die einzelnen Schülerinnen die Treppe „hinabschreiten", wie die Frau des Bürgermeisters es so schön formuliert hatte, und sich am Fuße der Treppe von ihrem Partner zum obligatorischen Walzer abholen lassen.

Das Blöde an der Sache war erstes, dass ich mich vor diesem Tanz trotz meiner katastrophalen Koordinationsfähigkeiten nicht drücken konnte und zweitens, wie ich mit langem Kleid und High Heels diese verdammte Treppe runterkommen sollte, ohne dabei mich und alle anderen Teilnehmer zu verletzen.

Bevor ich mir weitere Horrorszenarien ausmalen konnte, ließ Val mich los und verschwand mit Vince im Getümmel. Sophie küsste gerade Zac und weil ich die beiden nicht stören wollte, pflügte ich mir einen Weg durch die Menschen hinüber zur Treppe. Von dort würde ich einen besseren Überblick haben und Tyler sofort sehen, wenn er ankam.

Ich trat einem Typ aus meinem Französisch-Kurs auf den Fuß, während ich mich durch die Leute quetschte. Super. Der arme Kerl.

Bei der Treppe angekommen, stelle ich mich neben die Lautsprecherboxen und hielt Ausschau nach Tylers blonden Haaren.

Ich ließ meinen Blick über die Menschen streifen. In diesem Moment sah ich ihn. Alec.

Er kam gerade zur Tür herein, gemeinsam mit Josh.

Die beiden gingen zu zwei der Schulschlampen. Cathy und Virginia. Beide hatten enge, gerade über den Po reichende Kleider an, die mehr zu einer Party gepasst hätten.

Die können sich auch gleich Schlampe auf die Stirn schreiben., dachte ich und schüttelte den Kopf.

Alec ging zu Virginia und küsste sie auf die Wange. Dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr und sie lachte übertrieben. Wahrscheinlich hatte er einen dreckigen Witz gerissen, denn sie schlug ihm mit gespielter Empörung gegen den Oberarm.

Was zum Teufel war mit mir los? Wieso interessierte mich überhaupt, was er tat und mit wem?

Großer Gott, dieser Kerl machte mich wahnsinnig.

Ich schnaubte und setzte mich in Bewegung. Ich wollte zum Buffet, etwas essen. SOFORT.

Also pflügte ich zurück durch die Menge und kam atemlos bei dem Tisch mit den Häppchen an.

Gott sei Dank. Ich aß zwei kleine Brote und griff nach einem Schoko-Törtchen, als ich plötzlich die vertraute tiefe Stimme neben mir hörte.

„Na, princesa, mit wem bist du hier?", fragte mich ein dreckig grinsender Alec. Meine Laune war schon wieder im Minusbereich. Wie schaffte es dieser Kerl eigentlich, mich so aus der Fassung zu bringen?!

Ich biss von meinem Törtchen ab, kaute und sagte dann kurz: „Geht dich nichts an."

Er grinste mich an, nahm mir mein angebissenes Dessert aus der Hand und steckte es sich genüsslich in den Mund.

„Das war meins!", zischte ich empört.

Er grinste nur wieder.

„Du hast keine Ansteckblume.", bemerkte er.

„Ich weiß.", sagte ich nur. „Mein Date ist noch nicht da."

Ich sagte mit Absicht Date und nicht Partner.

Alec sah mich kurz an, dann drehte sich zu einem der großen Blumenkübel an den Seiten des Büffets um, zog eine einzelne Rose heraus, wandte sich wieder mir zu und sagte leise: „Hier. Ein Mädchen in einem solchen Kleid braucht eine Blume, auch wenn sein Date noch nicht da ist."

Er hielt mir die Rose hin.

„Alec, du hast die Rose grade aus dem Blumenpott da geklaut.", sagte ich.

Er sah mich an und ein Grinsen erhellte sein Gesicht. Verdammt, wie konnte jemand im Anzug so gut aussehen? Wie er jetzt aussah, mit den leicht verwuschelten Haaren und seinem schwarzen Anzug und dem weißen Hemd, das in krassem Kontrast zu seiner gebräunten Haut stand, hätte er auch locker als Abercrombie&Fitch-Model durchgehen können. Seine Augen leuchteten und er sagte spitzbübisch: „Kannst du nicht beweisen."

Ich musste lachen.

„Nimmst du sie jetzt?", fragte er.

Ich nickte und nahm die Blume. Er lächelte.

In diesem Moment kam Virginia von hinten und fragte mit ihrer nervigen, lauten Stimme: „Alec, Lisa, ich hoffe ihr amüsiert euch gut, aber leider musst du jetzt mitkommen, Alec. Ich muss dir noch was zeigen."

Der schmutzige Schlampen-Unterton in ihrer Stimme gefiel mir gar nicht. Ich konnte mir schon vorstellen, was sie ihm „zeigen" wollte.

„Leah. Sie heißt Leah, nicht Lisa.", verbesserte Alec sie mürrisch.

„Wie auch immer.", sagte Virginia leichthin und musterte mich von Kopf bis Fuß.

Dann warf sie ihre schlecht gefärbten Pseudo-Blonden Haare über die Schulter und zog Alec mit sich fort.

Er lächelte mir noch entschuldigend zu, bevor er aus meinem Blickfeld verschwand.

Ich stand da, mit der Rose in der Hand, und fragte mich selbst, was das gerade wohl gewesen war.

Bad boys do it better?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt