In der Schachtel lag zusammengefaltet ein blutrotes Abendkleid.
Ich hob es behutsam heraus und hielt es von mir weg, um es genauer zu betrachten.
Ich hatte noch nie so ein wunderschönes Kleid gesehen. Es war lang und hatte keine Ärmel, dafür aber wunderschöne kleine Verzierungen am unteren Saum. Es musste ein Vermögen gekostet haben.
Fassungslos ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl sinken.
Wenn das Kleid von Dad war, warum?
Ich legte es vorsichtig auf mein Bett, stürmte die Treppen hinunter und zu Dad in den Garten.
Er saß immer noch völlig entspannt in seinem Liegestuhl und las.
„Dad, was ist das für ein Kleid? Ist das von dir? Bist du verrückt geworden?", sprudelte ich atemlos heraus.
Er lächelte und klappe sein Buch zu.
„Ja, das Kleid ist von mir. Ich dachte, die Farbe würde dir stehen."
„Es ist wundervoll, aber wofür?", fragte ich, immer noch völlig verwirrt.
„Nächste Woche ist doch dieser Ballabend von deiner Schule. Und ich dachte, da kauf ich dir ein Kleid.", erklärte er.
Da fiel es mir wieder ein. Dieser verdammte Ball. Val hatte schon seit Wochen ihr Kleid und selbst Sophie hatte sich von ihr bequatschen lassen, ein Kleid zu tragen. Val ging mit Vince. Und Sophie hatte Zac gefragt.
„Dad...ich...ich geh gar nicht hin.", murmelte ich leise.
Er sah mich an, völlig entsetzt.
„Wie, du gehst nicht hin?!"
Ich senkte den Blick. Er hatte sich so Mühe gemacht mit der Überraschung und vermutlich einen Haufen Geld ausgegeben.
„Naja, ich tanz doch so schlecht und außerdem hab ich niemanden gefragt, ob er mit mir hingeht. Es ist Damenwahl dieses Jahr."
Der Ball fand jedes Jahr statt, und jede Jahrgangsstufe hatte an einem anderen Tag eine festliche Feier in der riesigen Villa des Bürgermeisters. Die gesamte Schule war jedes Jahr total gespannt auf diesen Abend. Dieses Jahr irgendwie nicht. Zumindest, was mich betraf. Ich hatte es ehrlich gesagt völlig vergessen.
„Na und? Frag doch irgendjemanden!", meinte mein Vater.
„Okay ich schau mal, wie ich das mach.", sagte ich. Ja ich würde versuchen, mich irgendwie da heraus zu mogeln. „Und vielen Dank für das Kleid, so was Schönes hab ich noch nie gesehen."
Ich gab ihm einen Kuss.
„Für dich doch immer.", sagte er leise und lächelte.
Ich latschte zurück in mein Zimmer.
Andächtig betrachtete ich das Kleid. Dann beschloss ich, es anzuprobieren.
In einem Anfall von Euphorie riss ich mir beinahe meine Klamotten vom Leib und schlüpfte in den roten Stoff.
Er fühlte sich unglaublich weich an. Ich trat vor meinen Spiegel und war absolut baff.
Ich sah unglaublich aus. Meine Haare und Augen wirkten fast schwarz durch das dunkle und trotzdem leuchtende Rot und außerdem betonte das Kleid meine Figur.
Vorsichtig strich ich über die Verzierungen.
Wahnsinn.
Dann beschloss ich, Val anzurufen.
Nachdem es fünf Mal geklingelte hatte, hob sie endlich ab und schnaufte ein „Hallo?" ins Telefon.
„Val, geht's dir gut?", fragte ich.
„Ja, mein dummer Bruder hat mir mein Handy weggenommen und ich musste es mir erst zurück erkämpfen.", erklärte sie und lachte.
Ich musste grinsen. Dann erzählte ich ihr von Dads Geschenk.
Und sie rastete völlig aus. Sie quietschte mir ins Ohr und verlangte ein Foto. Ich versprach ihr, noch eins zu machen. Sie freute sich wie wahnsinnig, dass ich nun doch gezwungen war, auf den Ball mitzukommen.
Als ich aufgelegt hatte, schoss ich das versprochene Foto und zog das Kleid ebenso vorsichtig, wie ich es angezogen hatte wieder aus.

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Bad boys do it better?
Teen FictionEs war einer dieser Tage, an dem man besser gar nicht aufstand. Ich hätte an diesem Montag einfach im Bett liegen bleiben sollen. Dann wäre dieser ganze Schlamassel alles nie passiert....Eigentlich mag Leah ihr Leben. Sie ist 18, hat einen netten Da...