Kapitel 86

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Alec wandte sich gerade wieder seinen Erdnüssen zu, als er einen kräftigen Schlag auf den Rücken spürte. Josh. Der ließ sich grinsend auf den Stuhl, auf dem bis eben noch Amber gesessen hatte, fallen und wedelte mit seinem Handy herum.

„Ich hab ihre Nummer!"; triumphierte er. Alec musste lachen. „Und was lief bei dir so mit der heißen Rothaarigen?"

Alec schüttelte den Kopf und sagte ausweichend: „Nichts lief. Die war nix für mich."

„Was?! Warum?! Die war mindestens ne 9!", rief Josh mit entsetztem Gesicht. Alec zuckte nur dem Schultern.

„Mir egal."

„Ich versteh dich nicht, Bruder.", sagte sein bester Freund. Dann schwiegen sie beide. Die Geräusche der Bar hingen um sie herum in der Luft.

„Es ist wegen ihr oder? Du bist eifersüchtig, wegen der Sache mit ihr und Tyler.", fragte Josh plötzlich.

Alec sah ihn überrascht an. „Wieso denn das?! Warum sollte ich denn eifersüchtig sein? Schon vergessen, wir haben nichts mehr am Laufen!"

„Ja, aber das hättest du gern.", stellte Josh trocken fest. „Du bist so scheiße drauf, weil du sauer bist, dass sie jetzt nicht bei dir, sondern bei diesem Typen ist."

Wütend stopfte Alec sich eine Ladung Nüsse in den Mund und kaute darauf herum. Josh sah ihm aufmerksam dabei zu.

Verdammt. Sein bester Freund hatte recht. Er war eifersüchtig. Nein, um genau zu sein, kochte er vor Wut. Diesen anderen mit ihr allein zu wissen, machte ihn aggressiv. Er ballte die Faust. Er hatte nichts gegen Tyler, doch allein die Tatsache, dass er jetzt gerade vermutlich bei Leah war, ließ Alec beinahe durchdrehen. Am liebsten hätte er jetzt seine Autoschlüssel gepackt und wäre zu ihr gefahren. Aber das ging nicht. Sie war nicht seine Freundin, er hatte kein Recht, sie nur für sich zu beanspruchen. Zumindest kein recht mehr.

„Fahr zu ihr.", unterbrach Josh seinen Gedankengang.

„Wieso denn?", fragte Alec und versuchte, ein betont gleichgültiges Gesicht aufzusetzen.

„Weil sie dir etwas bedeutet, Mann! Ich kenn dich seit 14 Jahren. Ich seh doch, was mit dir los ist. Fahr zu ihr, mach's nicht kaputt."

Alec warf die Hand voll Erdnüsse, die er gerade in die Hand genommen hatte, zurück in die Schale und zischte genervt zurück: „Ach ja?! Und woher meinst du das zu wissen?!"

„Wie du sie ansiehst, wie du mit ihr redest, wie du lächelst, wenn du sie siehst. Und jetzt fahr verdammt noch mal endlich, los!" Er schubste Alec fast von seinem Hocker.

„Ich hasse dich, Bruder.", sagte dieser nur.

Dann schnappte er sich seine Jacke, die Autoschlüssel und rannte hinaus.

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Er stand vor ihrer Haustür und wollte auf die Klingel drücken. In dem Moment schoss sein Adrenalin nach oben. Was würde sie sagen? Würde sie ihm die Tür vor der Nase zuknallen? Er könnte es ihr nicht einmal verübeln.

Die gesamten 20 Minuten, die er im Auto verbracht hatte, hatte er nachgedacht. 10 Minuten Fahrt und 10 Minuten im-Auto-Herumgesitze. Er hatte erst mal in seinem Auto auf der gegenüberliegenden Straßenseite gesessen, bevor den Mut aufbrachte, die Autotür zu öffnen, die Straße zu überqueren und durch ihren Vorgarten zur Haustür zu gehen.

Es dämmerte schon, aber das Auto ihres Dads stand nicht in der Einfahrt. Vermutlich war er noch in der Arbeit.

Verdammt, er hatte sich noch gar nicht überlegt, was er ihr sagen sollte. Sein Finger verharrte in der Luft vor dem Klingelknopf. Noch war Zeit, umzudrehen und einfach zu verschwinden. Sie würde es nicht einmal merken.
Nein! Nein, diesmal nicht. Er war immer davongelaufen. Vor Problemen, Konflikten und am schlimmsten, Verantwortung. Doch diesmal würde er es wieder hinbiegen. Und wenn sie ihn abwies, dann sei es so, aber er hätte es wenigstens versucht. Seine Hand schnellte aus einem Impuls heraus nach vorn und bevor er es realisierte, hörte er es schon klingeln. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Bad boys do it better?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt