Kapitel 87

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Er hörte Schritte, die sich näherten und im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür und sie stand vor ihm. Sie sah so unglaublich schön aus in den kurzen Shorts und dem Top, das sie trug, dass es ihm fast den Atem nahm. Und sie lächelte. Ihm wurde sofort warm ums Herz. Doch als sie ihn sah, gefror ihr Lächeln und wich einem unglaublich verletzten Gesichtsausdruck.

„Hi." Mehr brachte er nicht heraus.

„Was machst du hier?", fragte sie anstelle einer Begrüßung.

„Ich...ich bin nur hergekommen um kurz mit dir zu reden. Um dir zu sagen, dass es mir leid tut.", stammelte er mühevoll zusammen und verfluchte sich innerlich selbst dafür, hier wie ein Idiot vor ihrer Tür zu stehen und sich einen abzustammeln.

„Ist grade schlecht, ich bin nicht allein.", sagte sie kalt. Ihre dunkelbraunen Augen waren fast schwarz, sie war wütend. Sie war nicht allein. Dieser Satz versetzte ihm einen Stich. Der Andere.

„Ich möchte das mit dir klären, Leah!"

Sie sah ihn an und ihrem Gesicht spiegelte sich alles wider, was sie gerade vermutlich fühlte. Liebe, Hass, Schmerz...

„Du hast exakt 2 Minuten!", zischte sie schließlich. Dann drehte sie sich um und rief ein „Bin gleich wieder da!" ins Haus. Als sie sich ihm wieder zuwandte, war in ihren Augen nur Kälte. Keine Wärme, nur pures Eis.

Sie schloss die Tür hinter sich, sah ihn an, stieg die Stufen der Veranda auf den Weg, der zum Haus führte, hinunter und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wusste, er musste ihr jetzt die Wahrheit sagen. Es würde sie verletzen und wenn sie danach nichts mehr von ihm wissen wollte, könnte er wenigstens von sich behaupten, ihr letztendlich die Wahrheit gesagt zu haben. Doch wo sollte er bloß anfangen?

Sie stand da, ihr Gesichtsausdruck ließ Wut vermuten, doch aus ihren Augen stach der Schmerz.

„Du hast noch eineinhalb Minuten.", sagte sie kalt.

„Ich wollte nicht, dass das so endet! Ich wollte dich nicht verletzen!", versuchte er sich zu erklären.

„Wieso verdammt hast du dann diese Wette gemacht?!", fragte sie und für einen kurzen Moment sah er Tränen in ihren Augen, doch sie wischte sie mit einer fließenden Bewegung weg.

„Ich weiß es nicht! Nate hatte die Idee und ich...Und da hab ich eingewilligt."

„Wie lang lief das schon?!", rief sie.

„Ich...keine Ahnung, seitdem ich in deinen Mathekurs gewechselt bin.", stotterte er, überrumpelt von ihrer Frage. Er wusste nicht, was er noch sagen konnte, ohne wie ein kompletter Vollarsch da zustehen.

„Wie bitte?! So lange schon? Dann war nichts davon echt?! Nichts?! Alles gelogen?!", rief sie entsetzt. Sie fuhr sich durch die Haare und schüttelte den Kopf, sie war außer sich. „Oh Gott und ich Idiotin bin auf dich reingefallen!"

„Nein, nicht alles. Am Anfang ja, aber jetzt...", fing er an, doch sie unterbrach ihn.

„Okay, ich...ich hab verstanden. Und ich hab mich geirrt.", sagte sie. Dann wurde ihr Gesicht wieder kalt. "Du bist doch wie Diego."

Es brach ihm das Herz. Sie so verletzt und wütend zu sehen. Den Hass und Schmerz, der sich in ihrem Gesicht spiegelte. Und dass sie ihn mit diesem Diego verglich. Er wusste, dass er verhielt wie das größte Arschloch, aber was sollte er tun?

„Nein! Nein, Leah, warte!"

Doch sie machte auf dem Absatz kehrt und wollte die Stufen der Veranda hinaufsteigen, doch er hielt sie am Arm zurück.

„WAS?!", schrie sie ihn an. „Auf wie viele Arten willst du mir eigentlich noch wehtun?! Es reicht, ich hab genug gehört, okay?!"

„Nein, hast du nicht!", rief er, ihren Arm immer noch festhaltend. Wütend machte sie sich los. Seine Stimme überschlug sich fast, als er weiterbrüllte.

„Es tut mir leid, ich kann nur immer wieder sagen, dass es mir leid tut! Dass ich dich eine Schlampe genannt hab, das mit der Wette, alles einfach! Es war eine dumme Idee und glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich es bereue! Am Anfang, ja, da war es nur die Wette. Aber dann...du bist so.....Argh!", er rang nach Worten. „So störrisch, und rechthaberisch und absolut verrückt, und du verdrehst ständig die Augen und boxt mich, wenn ich irgendwas Blödes sage, und du bist der aufrichtigste Mensch den ich kenne. Du bist großzügig, klug und witzig und du verstehst mich einfach. Und ich möchte das verdammt noch mal wieder grade biegen, und ich möchte, dass du mir verzeihst, weil ich dich liebe!", platze es aus ihm heraus.

Sie riss die Augen auf, erstaunt über die Worte, die er soeben gesagt hatte. Verdammt, er selbst hatte nicht beabsichtigt, es zu sagen. Diese drei Worte hatte er noch zu niemandem gesagt. Doch tief in seinem Innersten wusste er, dass es die Wahrheit war. Dieses Mädchen hatte alles verändert. Sie hatte ihn verändert.

Sie war noch zu baff, um irgendetwas von sich zu geben, und wollte stattdessen ins Haus rennen.

„Leah?", rief er noch ein letztes Mal.

Sie drehte sich um, den Türknauf schon in der Hand.

„Ich kämpfe um dich.", sagte er leise.

Sie sah zu Boden, und dann direkt in seine Augen.

„Ich weiß...", flüsterte sie dann, bevor sie ins Haus schlüpfte.

Bad boys do it better?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt