Kapitel 26

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Sophie wurde aufgerufen. Dann Val. Die grinste über ihr ganzes Gesicht. Im Gegensatz zu mir liebte sie solche Veranstaltungen. Und ich stand nur wie ein Idiot mit Alec auf der Tanzfläche und wartete, dass der Rest des Jahrgangs sich versammelte.

Val lief an mir vorbei und schaute mich völlig verwirrt an. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte ja selbst keine Ahnung wie ich in diese Situation gekommen war.

Das letzte Pärchen kam von der Treppe zu uns herüber.

Oh Gott. Jetzt ging es ans Tanzen. Theoretisch konnte ich die Walzer-Schritte, aber praktisch...

„Alec!", flüsterte ich panisch.

Er sah zu mir herunter. Verdammt, er war trotz meiner High Heels ein Riese. Er war mindestens 1, 95 groß.

„Was denn?"

„Ich kann nicht tanzen!", piepste ich mit einem Anflug von Panik in meiner Stimme.

Er lachte leise.

Mein Herz machte einen Satz bei seinem Lachen. Was in Dreiteufelsnamen war denn nur los?

„Keine Sorge, ich führe. Du musst gar nichts machen, princesa.", flüsterte er und lächelte mich an.

Ich schnaubte nur. Er hatte leicht reden.

„Und nun! Der erste Walzer des Abends!", hörte ich Stimme der Bürgermeisters-Frau durch einen Lautsprecher.

Alec nahm meine Hand und drehte mich zu sich herum.

„Entspann dich, du siehst aus, als hättest du grade ne Leiche gesehen!", grinste er mich an.

„So ungefähr fühl ich mich auch. Ich kann einfach nicht Tanzen.", verteidigte ich mich.

Er lachte nur wieder. Trottel.

Ich legte meine Hand auf seine Schulter und er seine an meine Taille. Er zog mich näher zu sich heran.

Ich atmete noch einmal tief ein. Und merkte, wie gut er roch.

Verdammt, bei Geruch wurde ich schwach. Aber ich musste mich jetzt zusammenreißen, weil sonst mit meinen unglaublichen Tanzkünsten noch jemandem auf den Fuß trampeln würde. Und mit High Heels war das kein Spaß.

Die Musik setzte ein.

Ich sah zu ihm auf. Und er zu mir herunter. Seine grünen Augen schienen mich zu durchbohren.

Und ich war gefangen. Unfähig, den Blick wieder abzuwenden. Wie ein Kaninchen vor der Schlange. Ich hatte das Gefühl, er könne direkt in meine Seele sehen. Mein Kopf füllte sich mit einer seltsamen Leere, als er mir direkt in die Augen sah.

Alec begann, sich mit mir im Kreis zu drehen. Meine Beine bewegten sich von alleine.

Ich konnte mich immer noch nicht von seinen Augen losreißen. Grün. Mit blauen Sprenkeln.

Was wäre, wenn er doch nicht so ein Arsch ist, wie alle denken? Was, wenn er ganz anders ist? Wieso hat er das getan, wo ich ihn doch auf der Party und in der Schule so dermaßen angeschnauzt hatte? Und wo zur Hölle war Tyler überhaupt?

Die tausend Gedanken, die noch bis eben in meinem Kopf Karussell gefahren waren, waren mit einemmal wie weggefegt. Mein Kopf war leer.

„Danke.", sagte Alec in diesem Augenblick leise und holte mich damit in die Realität zurück. Himmel, ich hatte wirklich zu viele Schnulzen gesehen.

Vielen Dank Sophie, dass du mich immer gezwungen hast, die mit dir anzuschauen!, dachte ich.

„Wofür denn?", fragte ich ebenso leise zurück.

Er lächelte. „Ich hätte den Abend mit Virginia verbringen müssen, schon vergessen? Mit dir kann ich ihn wenigstens genießen."

Ich verdrehte die Augen und grinste.

Die Musik endete. Die Menge klatschte. Ich lächelte Alec zu und er grinste nur.

Val und Vince kamen zu uns und gemeinsam gingen wir zum Rande der Tanzfläche. Val war total happy, das merkte man ihr an. Und Vince sah sie mit einem liebevollen und zugleich belustigten Blick an, als sie mit den Händen gestikulierte, um mir zu erzählen, wie Virginia Cathy berichtet hatte, dass ich eine Date-klauende Hure war. Ich musste lachen, wie sie Virginias hochnäsigen Ton imitierte. Sogar Alec lachte.

„Sophie und Zac können kaum die Finger voneinander lassen.", erzählte sie weiter.

Ich grinste. „Ja ich weiß, hab sie vorhin extra allein gelassen."

„Apropos, wo sind die beiden eigentlich?", fragte Vince.

„Knutschen im Büro vom Bürgermeister, schätz ich.", sagte Alec.

Ich boxte ihm gegen den Arm. „Nicht jeder ist so versaut wie du, Fuentes!"

„Ich hab nur Spaß, princesa.", lachte er und schenkte mir ein breites Lächeln. Und mein Herz machte einen Satz. Schon wieder.

Ich streckte ihm frech die Zunge raus.

Als ich Val ansah, zog sie ihre Augenbrauen hoch und sah mich mit einem Sophie-typischen, vielsagenden Blick an. Ich verdrehte nur die Augen.

Val nahm Vince's Hand und sagte zu ihn: „Ich möchte was essen, kommst du mit?"

Er nickte und gab ihr einen Kuss.

Die beiden verabschiedeten sich und verschwanden im Getümmel.

Ich war mit Alec alleine. Und das war mir ganz und gar nicht recht. Ich hatte mich selbst nicht unter Kontrolle und damit konnte ich nicht im Geringsten umgehen.

Gerade als ich mir einen Fluchtplan überlegen wollte, trat er ganz nah an mich heran, fasste mich an der Hüfte und sah wieder zu mir herunter.

Und ich starrte wie paralysiert in seine Augen. Grün. Mit blauen Sprenkeln. Und mein Kopf füllte sich wieder mit der Zuckerwatte, die keinen klaren Gedanken zuließ.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, flüsterte er mir zu: „Du haust jetzt aber nicht einfach wieder ab. Diesmal nicht, okay?"

Ich sagte gar nichts. Unfähig, irgendetwas zu tun, stand ich vor ihm.

Er grinste und fuhr fort: „Kommst du mir nach draußen? Hier drin ist es so voll."

NEIN!, brüllte eine kleine Stimme in meinem Kopf. Ich schob sie beiseite.

„Okay.", sagte ich nur.

Er lächelte und ließ mich los. Dann drehte er sich um und ging auf den Eingang zu.

Ich lief hinterher und pflügte mir eine Gasse durch die Menschen.

Erst vor der Villa blieb Alec stehen und drehte sich zu mir um.

Ich hatte erwartet, dass draußen mehr Leute stehen würden. Tatsächlich war bis auf ein Pärchen und eine ältere Dame niemand vor dem Haus.

Alec lächelte mir zu.

„Gehst du ein Stück mit mir?"

Ich nickte nur. Wie schaffte es dieser Kerl nur, mich so sprachlos zu machen?

Bad boys do it better?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt