Kapitel 95

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Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal, nahm mir die ersten beiden Mikroskope und brachte sie in den anderen Raum. Danach stapelte ich bei jedem Mal einfach noch ein drittes Mikroskop auf meine Arme und hoffte, dass es nicht zu Boden fallen würde.
Dann war ich endlich fertig und machte mich genervt hoch zehn auf den Weg zu meinem Wagen. Den hatte ich heute in einer Seitenstraße parken müssen, weil der Parkplatz restlos überfüllt gewesen war. Hätten die den blöden Parkplatz nicht größer machen können?!
Ich latschte los und wühlte dabei in meiner Tasche nach meinem Handy, als ich plötzlich gegen etwas hartes krachte.
Ich ächzte und sah auf.
Alec. War ja klar.
Er machte nicht einmal die Anstalten, aus dem Weg zu gehen. Blöder Trottel.
"Ich möchte nicht mit dir reden, okay?!", rief ich, bevor er irgendetwas sagen konnte und wollte mich an ihm vorbeidrängen, doch er stellte sich mir nochmals in den Weg.
"Ich weiß.", sagte er.
Ich sah zu Boden. "Verdammt, Alec, mach es nicht schlimmer, als es ist."
"Du bist also jetzt mit Tyler zusammen?", fragte er leise.
Ich wurde allmählich wirklich sauer.
"Ja, bin ich und jetzt lass mich gefälligst durch oder ich hol mein Pfefferspray raus!", zischte ich und schob ihn weg.
"Sei doch ehrlich zu dir selbst und gib zu, dass du ihn nicht liebst!", rief Alec und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Das tat er immer, wenn er aufgebracht war. "Er ist nicht das was du brauchst, verdammt!"
"Ach ja?! Und was brauch ich deiner Meinung nach?!", keifte ich zurück.
"Mich.", sagte er schlicht.
Ich stieß ein schnauben aus und wollte an ihm vorbeigehen.

~~~~~
Er sah sie an und wusste, dass er versagt hatte. Er hatte die einzige Person auf Erden, die ihm etwas bedeutete so sehr verletzt, dass sie nichts mehr von ihm wissen wollte. Und er konnte sie irgendwie sogar verstehen. Er war sprachlos.

"Ich liebe dich.", flüsterte er leise.

"Nein.", sagte sie und schüttelte den Kopf. Dann funkelte sie ihn wütend an. "Nein tust du nicht. Ich weiß echt nicht, was in deinem Kopf vorgeht oder welche verkorkste Vorstellung du von Liebe hast und wieso verdammt du mir so nahe kommen musstest! Vielleicht wolltest du einfach nicht allein sein. Oder ich war gut für dein Ego. Oder du konntest mit mir vergessen, was für ein miserables Leben du führst. Aber du liebst mich nicht. So etwas tut man nicht, wenn man jemanden liebt. Also hör auf damit, dir etwas einzureden, nur damit du dich weniger schuldig fühlst. Und wehe du kommst Tyler noch einmal zu nahe!"
Er nickte nur. Was hatte er auch erwartet?
Er stand da wie das letzte Arschloch, hatte er ernsthaft geglaubt, sie würde ihm verzeihen und ihm um den Hals fallen?!
Sie ging ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei.

~~~~~~
"Leah?", hörte ich ihn, einige Meter hinter mir noch einmal fragen.
"Was?!", zischte ich, ohne mich umzudrehen.
"Bringt er dich zum lachen?", flüsterte Alec.
Ich drehte mich um und legte alle Eiseskälte, die mir zur Verfügung stand, in meinen Blick. Ich sah ihm direkt in die Augen und sagte kalt: "Er bringt mich immerhin nicht zum weinen."
Alec nickte nur.
Ich drehte mich um und lief davon.
Weg von ihm. Weg von der Tonne an Gefühlen und der Enttäuschung, die er über mir ausgeleert hatte.
Wieso konnte er es nicht einfach lassen? Immer wenn ich versuchte, darüber hinwegzukommen, was auch so schon schwierig genug war, weil ich ihn jeden gottverdammten Tag in der Schule sehen musste, schafft er es, alles wieder aufzureißen.
Wütend stapfte ich zu meinem Auto.
Ich setzte mich und drehte den Schlüssel im Schloss.
Mein alter Audi brummte einmal kurz auf und ging wieder aus.
Ich schnaubte und zwang mich, nicht auszurasten.
Vorsichtig drehte ich den Schlüssel noch einmal.
Kanternd erwachte meine alte Schrottkarre.
Ich legte den Rückwärtsgang ein und wollte ausparken, als ich plötzlich einen Knall hörte.
Mein Auto erstarb.
"Verdammt!", schrie ich und schlug mit der Hand auf das Lenkrad. Verdammte Scheisse!
Konnte der Tag noch schlimmer werden?

Bad boys do it better?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt