Der nächste Montag war wie immer eine Qual. Zwei Stunden Mathe und meine Laune war danach bereits so im Minusbereich, dass ich nur noch wie ein genervter Zombie durch die Schule wankte. Val und Sophie versuchten zuerst noch, mich aufzumuntern, ließen es aber dann zur dritten Stunde bleiben, als sie merkten, dass das sowieso nichts bringen würde. Ich dachte den gesamten Tag nach. Während der Physik-Stunde fasste ich dann den Entschluss, Alec nach der Schule abzufangen und noch einmal mit ihm zu reden. Was genau ich sagen wollte, wusste ich noch nicht.
Also stürmte ich nach dem letzten Klingeln nach draußen und hielt Ausschau nach dem 1,90 großen, hellbraun behaarten Schädel, der für gewöhnlich alle überragte. Aber er war nicht da. Ich wartete 15 Minuten, als ich Josh und Adam lachend um die Ecke kommen sah. Und bevor ich wusste, was ich tat, rannten meine Beine los und ich brüllte: „Josh! Warte mal!"
Besagter bester Freund meines dämlichen, sturköpfigen Fast-Ex-Freundes, oder wie man Alec auch immer nennen sollte, drehte sich um. Als ich schnaufend vor ihm zum Stehen kam, grinste er.
„Hast du ne Ahnung, wo Alec ist?", fragte ich, immer noch etwas außer Puste von meinem Sprint quer über den Schulhof. Joshs Mine wurde ernst und er sagte leise: „Naja, also Alec geht's nicht sonderlich gut, er war seit letzter Woche nicht mehr in der Schule und ist auch nicht beim Football Training aufgetaucht."
Ich schluckte. Er hatte sich seit einer Woche krank gemeldet? Und ich hatte nicht einmal was davon mitbekommen, weil ich so mit mir selbst und damit, ihm aus dem Weg zu gehen beschäftigt war.
„Ähm... ja okay. Danke dir...", stammelte ich und wandte mich ab um zu gehen.
„Leah?", rief Josh mir hinterher. Ich sah mich noch einmal um. „Kannst du mal mit ihm reden? Er dreht total durch im Moment. Ich glaub, du bist die Einzige, die ihn zur Vernunft bringen kann..."
Ich nickte nur. Scheiße noch eins, wie zur HÖLLE sollte ich das anstellen?
Orientierungslos latschte ich über den Parkplatz zurück zu meinem Auto. Ich setzte ich und steckte den Schlüssel in die Zündung. Mit einem resignierten „Oh Goooott, ich bin so blöd!" stützte ich meinen Kopf in die Hände. Wie dämlich war ich eigentlich? Alec fehlte seit einer geschlagenen Woche. Scheiße. Ich musste mit ihm reden. Doch allein der Gedanke daran erfüllte mich mit Panik. Ich wollte ihm nicht gegenüber treten. Schlechtes Gewissen, Wut, Panik und Traurigkeit vermischten sich in meinem Herz und gaben mir das Gefühl, gerade eine Faust ins Gesicht gekriegt zu haben.
Ich seufzte und drehte den Schlüssel. Knatternd erwachte mein uralter Audi zum Leben. Als ich auf die Uhr sah, merkte ich, dass ich um diese Uhrzeit normalerweise schon längst zuhause war. Na toll.
Ich fuhr nicht nach Hause. Ich bog vorher ab und steuerte das gelbe Haus mit dem großen Garten an, mit dem ich so viele Erinnerungen meiner Kindheit verband. Das Haus meiner Großmutter. Das Auto piepte kurz, als ich ausstieg und auf den Knopf zum Verriegeln drückte. Ich klingelte und hörte dann die schweren, schlurfenden Schritte, die ich so gut kannte. Als die Tür geöffnet wurde, breitete sich ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht der alten Frau aus.
„Hi Grams.", flüsterte ich.„Leah, mein Schatz, komm her!", rief sie fröhlich und zog mich in ihre Arme. Sie drückte mir einen großmuttertypischen Kuss auf die Backe und zog mich ins Haus. Dann verfrachtete sie mich in die Küche und stellte mir einen riesigen Teller Pancakes vor die Nase. Ich musste lächeln. Als hätte sie geahnt, dass ich kommen würde. Sie humpelte zu mir an den Tisch und verzog kurz das Gesicht, als sie sich setzte. Ihre Hüfte machte anscheinend wieder Probleme. Ich fragte erst gar nicht, sie behauptete eh immer, dass es ihr prima ging.
„Na, was führt dich dazu, deine alte Großmutter spontan zu besuchen? Die Aussicht auf gutes Essen oder wolltest du einfach mal mit jemandem quatschen?", fragte sie heiter. Ich verschluckte mich an meinem Pancake. War ich so leicht zu durchschauen? Hustend wedelte ich mit der Hand in der Luft rum, bis sie mir schließlich ein Glas Wasser reichte, das ich eilig leer trank.
„Besser?", wollte sie wissen und ich nickte.
„Bin ich so einfach zu durchschauen?", fragte ich nun laut.
Sie lächelte nur.
„Ach, Grams...", seufzte ich. „Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll..."
„Hm...Ärger mit dem Freund?", tippte sie. Sie konnte mich lesen wie ein offenes Buch.
„Sozusagen.", antwortete ich. Sie sah mich aufmerksam an und ihre dunkelbraunen Augen, die genau wie meine waren, leuchteten erwartungsvoll.
„Wir hatten Streit. Er hat mich belogen. Zwar hat er sich entschuldigt und er ruft mich ständig an, aber ich hab ihn bis jetzt ignoriert. Ich weiß, dass es ihm leid tut, aber...ach keine Ahnung. Es geht ihm nicht so gut und ich hab keine Ahnung was ich tun soll.", schluchzte ich und ließ meinen Schädel mit einem Rums auf die Tischplatte knallen.
Sie strich mir über den Kopf und ich fühlte mich sofort zurückversetzt in meine Kindheit. Eine Zeit ohne Gefühlschaos. Und ohne Alec.
„Sprich mit ihm.", sagte meine Grams leise.
Ich schniefte nur ein schwaches „Ach ja?".
„Egal, was er dir getan hat, das was du ihm jetzt tust, ist viel schlimmer, Liebes."
Ich sah auf. Sie blickte mich an und lächelte.
„Du hast recht.", sagte ich nur.
Ich sprang auf, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und stürmte in den Flur hinaus. Dann rief ich noch ein „Danke Grams!" über die Schulter und stieg in mein Auto.
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Bad boys do it better?
Novela JuvenilEs war einer dieser Tage, an dem man besser gar nicht aufstand. Ich hätte an diesem Montag einfach im Bett liegen bleiben sollen. Dann wäre dieser ganze Schlamassel alles nie passiert....Eigentlich mag Leah ihr Leben. Sie ist 18, hat einen netten Da...