Kapitel 13

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Dad öffnete die Tür, als es klingelte. Ich brüllte, dass er Sophie hoch schicken sollte. Nachdem sie die Treppe raufgepoltert war, stürmte sie in mein Zimmer, warf ihre Jacke und ihre Tasche in hohem Bogen davon und sprang zu mir ins Bett.

„Drei Mal darfst du raten, was passiert ist!", rief sie begeistert.

„Hm, deine Eltern haben erkannt, dass du verrückt bist und stecken dich in ne Psychatrie?", vermutete ich.

Sie schüttelte den Kopf und grinste weiter wie ein Honigkuchenpferd.

„Du hast im Lotto gewonnen?", riet ich weiter.

„Ich halt's nicht mehr aus!", unterbrach sie mich. „Ich hatte auf der Party was mit.....Trommelwirbel...."

Jetzt hatte sie mich. Erwartend sah ich sie an.

Sie grinste nur.

„SOPHIE!!! WENN DU NICHT WILLST, DASS ICH DICH ERWÜRGE, SAG ES ENDLICH!", kreischte ich sie an.

„Okay okay...", sie hob beschwichtigend die Hände. „Mit Zac! Du weißt schon, dieser geile Kerl aus deinem Mathe-Kurs!"

Ich starrte sie eine Sekunde lang an, dann quietschte ich auf. Oh Gott ich wurde immer mehr zum Girlie.

„Wie wars? ERZÄHL! Alles, ich will Details!"

Und sie fing an zu erzählen. Anscheinend hatte sie ziemlich heftig mit diesem Zac rumgemacht. Während sie die Einzelheiten erzählte, versuchte ich, den letzten Abend zu rekonstruieren. Es gelang mir nicht sonderlich gut. Ich erinnerte mich daran, mich mit Zac über Basketball unterhalten und mit Sophie getanzt zu haben, aber danach war irgendwie nichts mehr.

„Erde an Leah? Hallooo?", meldete sich Sophie und fuchtelte mit einer Hand vor meinem Gesicht herum.

„Äh, was?", stammelte ich nur.

Sie lachte kurz, dann fragte sie besorgt: „Du hörst mir gar nicht richtig zu. Was ist denn los mit dir? Alles okay?"

„Ich...ich weiß nicht. Ich kann mich irgendwie nicht mehr an alles, was gestern passiert ist, erinnern.", murmelte ich leise.

Sophie sagte nur: „Oh. Das ist nicht gut."

Ich nickte.

„Was ist denn das letzte, was du noch weißt?", fragte sie.

„Ich hab mit dir und Val getanzt wie so ne Verrückte und...", fing ich an. Doch sie unterbrach mich entsetzt: „Mehr weißt du nicht mehr?!"

Ich schüttelte den Kopf: „Ich hab mich abgeschossen, wegen Alec, der ist mir so auf den Keks gegangen. Und er erinnert mich an...naja..."

Sophie sah mich an und biss sich auf die Lippe. Ich ahnte Schreckliches.

„Was?", wollte ich wissen.

„Du weißt es wirklich nicht mehr, hm?"

„ICH WEISS GAR NICHTS MEHR!", fing ich an zu schreien.

„Okay, okay!", versuchte sie mich zu beschwichtigen. „Ich hab nur noch gesehen, wie du mit Fuentes weggegangen bist."

Mir entgleiste vollends das Gesicht.

„UND WIESO HAST DU MICH DA NICHT WEGGEHOLT?!", heulte ich auf und vergrub mein Gesicht verzweifelt in meinem Kissen.

„Naja, du hast gelacht. Und du sahst zum ersten Mal seit Langem wieder richtig glücklich aus...", sagte sie leise.

Ich blickte von meinem Kissen auf.

„Ich bin fast nackt in einem Zimmer aufgewacht, mit einem fremden Sweatshirt an.", zum Beweis zeigte ich in die Ecke in der die graue Sweatjacke immer noch lag. „Dann hab ich meine Klamotten aufgesammelt, als Alec nur mit nem Handtuch an aus dem Bad kam und gefragt hab, ob ich auch Duschen will. Da bin ich abgehauen.", erklärte ich kurz und zog mir meine Decke über den Kopf.

Es dauerte einige Sekunden, bis Sophie begriff, dann riss sie mir die Decke weg.

„Wie bitte was?!", kreischte sie.

Ich bedeckte mein Gesicht mit den Händen. Das war alles so furchtbar, unglaublich peinlich.

„Ich weiß nicht, was passiert ist, aber wegen seinem dreckigen Grinsen konnte ich's mir schon denken."

„Fuentes? Alec Fuentes? Leah! Hallo? Geilster Kerl der Schule!", quietschte sie.

„Nützt mir gar nichts, da ich mich nicht erinnern kann!", schnaubte ich.

Sophie schüttelte mitfühlend den Kopf und sagte: „Okay, tut mir leid."

Ich grinste schwach.

Die nächsten drei Stunden verbrachten wir damit, zu überlegen, was passiert war. Ich hatte noch eine Familienpackung Eis auf dem Keller geholt, die wir komplett aufgegessen hatten. Sophie schwor, dass Eis gegen alles half.

„Vielleicht weiß er ja auch gar nichts mehr, und ist auch ohne jede Erinnerung aufgewacht, dann duschen gegangen und du hast das nur falsch interpretiert?", versuchte Sophie.

„Du hättest sein Gesicht sehen müssen. Das dreckige Grinsen hat alles gesagt.", machte ich ihren Versuch zunichte.

Sie zuckte hilflos mit den Schultern: „Hätt ja sein können..."

Irgendwann gaben wir auf. Sie erinnerte sich nur daran, mich mit Alec nach oben verschwinden gesehen zu haben und ich hatte leider gar nichts beizutragen, außer einige „Ich werd nach China auswandern müssen."'s. Dafür bekam ich jedes Mal von Sophie ein Kissen an den Kopf gedonnert.

Sie sah auf ihr Handy und sprang auf.

„Scheiße, schon so spät? Ich hab meiner Mom versprochen, ihr zu helfen, den Dachboden aufzuräumen!", rief sie und sammelte ihr Zeug zusammen.

Sie küsste mich auf die Wange.

„Geh ihm einfach aus dem Weg, okay?", sagte sie dann und verschwand wie der Blitz nach unten. Ich hörte die Haustür ins Schloss fallen.

Ich sah noch ein bisschen fern, bevor ich auch ins Bett ging.

Am Sonntag machte ich Hausaufgaben, sah fern, lag herum, las, duschte nochmal ausgiebig. Also größtenteils nichts. Irgendwann ging ich ins Bett. Hoffentlich würde ich Alec morgen nicht begegnen.

Bad boys do it better?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt