~Kapitel 95~

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Alena

Den restlichen Tag verbrachte jeder für sich. Nur um die Pferde und Kinder kümmerten Sophia und ich uns sozusagen gemeinsam. Auch wenn wir nicht ein Wort miteinander redeten. Warum auch immer im Moment alles so merkwürdig war. Gerade als ich aus der Dusche kam und rüber in mein und Jungkooks Zimmer gehen wollte, kam Jimin zu mir. "Sag mal, kann es sein das es dir nicht so gut geht?", fragte er. Irgendwie überraschte mich diese Frage ein wenig. Blinzelnd sah ich ihn an. Dann schüttelte ich den Kopf. "Und wieso bist du dann so merkwürdig drauf? Nicht nur zu uns anderen sagst du kaum etwas. Jungkook ignorierst du weitest gehend und Sophia und du wechseln nicht einmal ein Wort", erklärte er. Genervt verdrehte ich die Augen. "Im Grunde geht es doch sowieso nur um sie. Immer nur höre ich: Sophia hier, Sophia da, Sophia dies, Sophia das. Weißt du wie sehr mich das nervt?", warf ich ihm an den Kopf. "Ach man Alena, so ist das doch gar nicht", widersprach er. Aber mir war egal was er jetzt sagte. Ich schob mich an ihm vorbei und ging in mein Zimmer.

Dort setzte ich mich schmollend aufs Bett und winkelte die Beine an. Wieso verstanden sie denn einfach nicht, dass es mir auf die Nerven ging, dass alles sich immer nur um Sie drehte? Ich wollte auch mal das sich alle solche Sorgen um mich machten, wie sie es immer bei ihr taten. "Alena?", hörte ich Jungkook vorsichtig fragen. "Was?!", fragte ich wütend. "Jetzt komm doch mal wieder runter. Jimin hat mir das eben erzählt. Ich glaube du verstehst da einiges falsch", erzählte er und setzte sich zu mir. Mein Blick wanderte zu ihm und es war als würde sich eine unangenehme Kälte zwischen uns ausbreiten. "Achja tue ich das?", fragte ich vorwurfsvoll nach. "Ja tust du. Es ist nicht so das wir uns mehr Sorgen um sie machen als um dich. Wir machen uns immer gleich viele Sorgen um jeden von uns. Da bist du keine Ausnahme. Schon gar nicht bei mir, dass weißt du doch genau", sagte er dann und legte seine Hand auf mein Knie. Ich biss mir auf die Lippe und sah nach unten. Sagte er das jetzt einfach nur so? Immerhin war es offensichtlich das sich momentan alles um Sophia drehte. Oder um die Pferde. Klar war das schlimm, aber musste deswegen jetzt so ein Zirkus veranstaltet werden? In mir breitete sich wieder diese Wut aus und ich schlug seine Hand von meinem Knie. Dann sprang ich halbwegs vom Bett auf und sah ihn an. "Und es geht eben doch nur darum was sie macht und wie es ihr geht!", warf ich ihm noch an den Kopf. Verdutzt sah er mir nach wie ich das Zimmer verließ.

Sophia

Eigentlich war ich gerade auf dem Weg um noch einmal nach Minho zu schauen, da lief mir Alena über den Weg. "Nanu", sagte ich leise und sah ihr nach wie sie die Treppe nach oben lief. Da  stimmte doch irgendwas nicht. Leise seufzte ich und ging schnell zu Minho. "Na wie geht es dir?", fragte ich meinen ältesten Sohn. "Schon viel besser. Ich bin froh das ich wieder zuhause bin", erklärte er und lächelte. "Das freut mich zu hören. Dann ruh dich mal schön aus, ja? Damit du schnell wieder ganz gesund bist", erklärte ich. Er nickte eifrig. Als er seine Augen geschlossen hatte, machte ich das Licht aus und verließ sein Zimmer wieder. "Sie ist total merkwürdig drauf", hörte ich Jungkook sagen und verharrte in meiner Bewegung. "Ja das ist uns auch schon aufgefallen. Irgendwas kann da nicht stimmen. Vielleicht sollte Sophia einmal mit ihr sprechen", hörte ich dann Namjoon sagen. Gerade als ich mich zu ihm und Jungkook begeben wollte, stieß der die Luft geräuschvoll aus. "Ich glaube das wäre nur kontraproduktiv", sagte er. Wieder blieb ich stehen und hielt fast schon den Atem an. Wieso sollte das Kontraproduktiv sein? "Wieso?", fragte Namjoon und ich wusste jetzt schon genau das er mindestens genauso verwirrt war wie ich. "Na ja. Sie meint, dass sich hier alles nur um Sophia drehen würde. Jeder hier würde sich nur um sie Sorgen machen und Alena völlig allein stehen lassen und so weiter", sagte Jungkook.

Ich fühlte ein leichtes Stechen in meiner Brust und sah zu Boden. Drängte ich mich so sehr in den Mittelpunkt? "Wie kommt sie denn darauf? Wir behandeln alle gleich, dass haben wir schon immer. Im Moment gibt es halt viele Probleme die mit Sophia zu tun haben. Aber würde es mit Alena zutun haben würden wir ihr ja auch genauso beistehen", sagte Namjoon. Langsam nickte ich. Als wollte ich ihm zustimmen. Auch wenn er es nicht sah. Vor allem ich wollte immer für sie da sein, weil sie für mich ja fast wie eine kleine Schwester war. "Tja ich wünschte ich könnte sagen das sie auf mich gehört hat, aber nein. Sie will mir nicht einmal richtig zuhören. Vielleicht sollten wir ihr einfach ein bisschen Zeit geben", schlug Jungkook dann vor. "Ja vielleicht hast du recht. Wir sollten das alles auf jeden Fall im Auge behalten", antwortete Namjoon dann noch ehe die beiden verschiedene Wege gingen. Seufzend sah ich nach unten. Wenn es also im Grunde darum ging, dass sie meinte alle würden sich nur um mich Sorgen machen, dann täuschte sie sich mehr als alles andere. Für mich selber fasste ich nun den Plan, so gut es ging alles alleine auf die Reihe zu bekommen. So das sie sich nicht alle um mich sorgten. "Rap Mon", rief ich und der weiße Hund kam sofort angelaufen. "Lust eine kleine Runde spazieren zu gehen?", fragte ich. Bei dem Wort spazieren, sprang er sofort ein wenig hoch und bellte einmal. "Na dann komm", sagte ich und zog mir schnell ein paar wärmere Sachen an.

Mit Rap Mon an der Leine ging ich raus und da dann in Richtung Park. Es wehte eine recht frische Briese. Schnell zog ich den Reißverschluss meiner Jacke noch ein Stückchen höher damit ich mich nicht noch erkältete. Zufrieden schnüffelte Rap Mon hier und da an einem Grasbüschel. So schön, dachte ich und sog die klare Luft ein. "Entschuldigen Sie?", hörte ich jemanden fragen. Ich drehte mich um und sah in die braunen Augen eines Mädchens. "Ja?", fragte ich und musterte sie neugierig. Irgendwie erinnerte sie mich an jemanden, aber an wen konnte ich nicht einordnen. "Wissen sie wo es zu dieser Straße geht?", fragte die Person. Ich betrachtete den Zettel den sie mir hin hielt und jetzt dämmerte es mir. "Oh nein das tut mir leid, leider habe ich absolut keine Ahnung wo diese Straße ist", log ich und lächelte das Mädchen dann an. Man konnte genau sehen dass ihr diese Antwort nicht gefiel. "Ganz sicher?", hakte sie nach. Herausfordernd sah ich sie an. "Absolut sicher." Das Mädchen stieß geräuschvoll die Luft aus. "Du weißt wer ich bin oder?", hakte sie dann nach. "Lass mich raten. Du bist die Miso, von der Alena erzählt hat. Die aber eigentlich gar nicht existiert", murmelte ich.

Meine Hand umfasste die Leine immer stärker und mit der anderen die ich in der Jackentasche hatte, tastete ich  nach meinem Handy. "Oh ja... genau die bin ich. Mein Plan ging ja leider nicht so wirklich auf", erklärte sie und seufzte. "Dabei wollte ich doch nur helfen", murmelte sie. Mein Blick lag noch immer auf ihr. Die Frage war, was sie genau hier wollte. Immerhin waren alle zuhause und somit hätte sie uns niemals irgendwas tun können. "Wie wäre es einfach damit", fing sie dann an und ich sah sie weiterhin an. "Du sagst mir wo ihr wohnt und lässt mich dieses verdammte Pferd mitnehmen und dafür tue ich dir und diesem kleinen Hund nichts." Ob sie nun blöffte oder nicht, konnte ich schlecht ausmachen. Am besten wäre aber gewesen wenn ich kein Risiko eingegangen wäre. Immerhin konnte das ziemlich gefährlich werden. Aber trotzdem schüttelte ich einfach nur den Kopf. "Vergiss es, dass geht dich nichts an. Dieses Pferd hat euch gar nichts getan", entgegnete ich. Sie sah mich sauer an. "Doch hat es", widersprach sie. "Nein hat sie nicht. Wie ich sehe stehst du vor mir. Und nur weil jemand der mit euch verwand ist ums Leben kam, heißt es nicht das es die Schuld von Lucia ist. Wie könnt ihr es nur wagen euch an einem Lebewesen rächen zu wollen. Das ist abscheulich. Sie hat niemanden mit Absicht umgebracht", warf ich  ihr an den Kopf.

Ein wenig verwundert über mein Rückfeuer, sah sie mich an. "Für uns ist sie aber die Schuldige und das wird sich nicht ändern, auch wenn sie ein Pferd ist", gab sie dann von sich. "Wenn ihr meint das es für euch eine Rache wert ist, einem unschuldigen Lebewesen etwas anzutun, dann nur zu, aber ich finde es ist ziemlich unfair weil sie sich nicht wehren kann. Sie war ein sehr ängstliches und scheues Pferd als ich sie kennen lernte. Vielleicht hat ihr einfach nur ein bisschen Zuneigung und Zeit gefehlt", sagte ich ruhig. Scheinbar dachte sie ein wenig nach. "So habe ich das noch nicht wirklich gesehen. Aber wenn sie doch die Ursache dafür war das sie gestorben ist...", murmelte sie und ich konnte sehen wie ihr Tränen in die Augen stiegen. "Komm mal her", sagte ich und nahm sie in den Arm. "Glaub mir sie meinte das nie böse. Sie brauchte nur eine menge Zeit", erklärte ich noch einmal ruhig. "Na komm ich zeig sie dir und vielleicht wirst du dann verstehen das sie eigentlich total lieb ist", sagte ich. "Wirklich?", fragte sie unsicher nach.

"Ja, aber nur wenn du mir versprichst ihr nichts zu tun", sagte ich. "Okay ich verspreche es", sagte sie und wischte sich dann die Tränen weg. Auf dem Weg zu unserem Haus unterhielten wir uns ein wenig und sie erzählte mir auch von dem Unfall. Es war schon eine sehr herzzerreißende Geschichte und irgendwie konnte ich sie auch verstehen, aber ein unschuldiges werloses Tier dafür verurteilen? das war doch keine Lösung. Zuhause angekommen, nahm ich sie eben mit in den Eingangsbereich. Da kam Namjoon zu uns sah sie fragend an. Bevor er etwas fragte, gab er mir einen Kuss. "Ich wusste gar nicht das wir Besuch erwarten", bemerkte er und reichte Miso die Hand. "Das war auch eher spontan", erklärte ich knapp undn nahm dann seine Hand. "Ich wollte ihr einmal Lucia zeigen und erkläre dir dann gleich wer sie ist." Er nickte und meinte das es eine gute Idee wäre. Also durchquerten wir die untere Etage und wollten gerade in den Garten gehen. "STOPP!", hörte ich Alena rufen. Wenig später stand sie vor Miso und hielt sie am Handgelenk fest. "Was wagst du es hier aufzukreuzen?!", fragte sie sauer. Miso schluckte und wusste wohl nicht, was sie sagen sollte. "Alena komm runter. Ich habe das geklärt", fing ich an zu sagen. "Sei einfach leise. Sie soll verschwinden!" Fassungslos sah ich Alena an. "Nein", da klinkte sich Jungkook ein. "Wenn Sophia sie mit hierher bringt, wird sie ihr vertrauen. Was heißt das wurde geklärt. Lass sie doch erstmal erklären, bevor du dieses Mädchen so anfährst." Wütend drehte Alena sich zu ihm um. "Stellst du dich jetzt auch noch gegen mich? Danke auch!", sagte sie und ließ Miso los. Dann lief sie in Richtung ihres Zimmers und sperrte sich dort mit Milly ein. "Na super so sollte das jetzt nicht ausgehen", bemerkte Taehyung der jetzt dazu kam. "Es tut mir so leid. Das wollte ich nicht. Wirklich", stotterte Miso und sah betreten zu Boden. "Mach dir nichts draus wir bekommen das schon wieder hin", sagte ich aufmunternd.

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