~Kapitel 64~

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23. Oktober 2020

Alena

Es vergingen Tage, Wochen und Monate. Alles hatte sich wieder soweit normalisiert. Die Jungs und wir hatten uns ein größeres Haus mit großem Garten und Pool gekauft und lebten nun dort. Die Kinder entwickelten sich alle prächtig und Minho passte auf seine beiden Freundinnen bestens auf. Auch wenn die Jungs viel auf Tour waren, hatten wir immer die Unterstützung von unseren Eltern und Daehyun. Heute war ein ziemlich nebliger und verregneter Tag. Mal wieder waren die Jungs auf einer Tour, irgendwo in einem anderen Land unterwegs und ich saß allein mit Sophia zuhause. "Haben deine Eltern sich schon gemeldet?", fragte ich sie, während wir eine Serie mit den kleinen guckten. Sanft wiegte sie Jihye hin und her. Dann nickte sie leicht. "Ja das mit dem Wochenende klappt wohl alles. Dann sollten wir langsam schon mal Koffer packen oder?", sagte sie. 

Ich nickte und krempelte meine Ärmel hoch. Sophia lachte kurz und legte Jihye dann auf die Krabbeldecke auf dem Boden. "Minho mein Lieber, pass gut auf deine kleine Schwester auf, ja?", sagte sie. Sofort bewegte er eifrig seinen Kopf auf und ab. "Mach ich Mami versprochen", sagte er. So konnten ich und Sophia uns in Ruhe darum kümmern die Koffer zu packen. "Das wir ja auch noch lustig mit den Hunden", bemerkte sie. Da musste ich ihr Recht geben. Auch wenn wir sie mitnahmen zu dem Wochenende, würde sie da immer mal wieder ein paar Stunden alleine bleiben müssen. "Aber die schaffen das schon, eigentlich verkraften sie das ja immer ganz gut, wenn man sie mal ein bisschen alleine lässt", sagte Sophia dann. Fertig mit dem packen der Koffer, stellten wir diese in der Nähe des Eingangsbereiches hin.

Die Kleinen spielten  noch immer zusammen und Minho passte ganz wie ein großer Bruder auf seine Schwester auf. Es machte Sophia wirklich glücklich, dass er so vieles schon verstand und immer gut aufpasste. Wir machten uns daran ein bisschen was zu kochen, da klingelte es an der Tür. "Wer ist das denn? Erwartest du Besuch?", fragte ich Sophia. Sie zuckte nur mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf. "Ich gehe eben nachsehen", erklärte ich und legte das Messer weg mit dem ich eben noch ein bisschen Fleisch klein geschnitten hatte. Durch den Türspion sah ich jemand großen vor der Tür stehen. Verwundert öffnete ich die Tür und sofort fiel mir jemand um den Hals. "Schwesterherz", hörte ich Daehyun traurig sagen. "Was machst du denn hier? Und was ist passiert?", hakte ich verwundert nach. Er ließ mich wieder los und sah betroffen zu Boden. "Unser Vater... Er hatte eben einen Unfall und es sthet sehr schlecht um ihn", erklärte mir mein Bruder. Geschockt sah ich ihn an.

"Ist alles in Ordnung Alena?", hörte ich Sophia fragen. Dann kam sie auch schon um die Ecke und sah uns. "Na nu. Hallo Daehyun", sagte sie und neigte sich leicht nach vorne. Als sie die Stimmung bemerkte sah sie uns fragend an. Schnell erklärte Daehyun ihr das. Unser Telefon klingelte und ich starrte Sophia an. "Ich geh schon ran, bleib du mal bei Daehyun", sagte sie und ich warf ihr nur noch einen dankbaren Blick zu ehe sie zum Telefon ging. Es dauerte einen Moment, dann kam sie wieder. "Das war das Krankenhaus. Ich glaube wir sollten zu ihm fahren, sein Zustand ist wohl noch schlechter geworden", erklärte sie uns. Sofort schlüpfte ich in meine Schuhe. Wir schnappten uns die Kinder und setzten uns dann in Sophias Auto, da dort die ganzen Kindersitze eingebaut waren. Daehyun saß hinten bei den Kleinen und Sophia fuhr uns zum Krankenhaus.

Dort angekommen, nahm sie Jihye auf den Arm und Minho an die Hand. Selber nahm ich Seoyoung auf den Arm und dann folgten wir Daehyun ins Krankenhaus hinein. Eine Schwester gab uns Auskunft, in welchem Zimmer mein Vater lag und wir bedankten uns, ehe wir uns dahin auf den Weg machten. Vorsichtig klopfte ich an und ein ganz leises herein ertönte. Wir betraten das Zimmer und da lag mein Vater dann. Ganz blass und glasige Augen. "Oh Alena, es ist so schön dich zu sehen", hauchte er und streckte die Hand nach mir aus. Tränen stiegen mir in die Augen und Seoyoung sah mich traurig an. "Mami was ist denn?", fragte sie und legte ihre Arme um meinen Hals. "Alles gut mein Schatz", flüsterte ich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich wollte so gerne sehen, wie meine Enkelin aufwächst. Wie sie zur Schule kommt, wie sie sich selber ein Leben aufbaut. Wir meine Tochter glücklich ist, genauso wie mein Sohn", erzählte mein Vater ehe er ein paar mal husten musste. Sophia neben mir standen ebenfalls schon die Tränen in den Augen.

"Du hast mir so viel geholfen Papa, wir haben so viel durchgestanden", sagte ich. Daehyun legte mir seine Hand auf die Schulter. "Und du hast immer an uns geglaubt, an uns alle", fügte er hinzu. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den Lippen meines Vaters. Sie waren schon ganz blau. "Auch wenn es einige Schicksalsschläge gab, ich habe mein Leben nie bereut und habe es genossen. Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass es nicht mehr lange anhalten würde. Es ist schade, dass ich so vieles nicht mit erleben werde, aber ich werde im Herzen immer bei euch sein und über euch wachen", erklärte er uns. Währenddessen drückte er meine Hand. Daehyun legte seine ebenfalls auf unsere Hände. Erschöpft drehte mein Vater seinen Kopf in Richtung Sophia. "Und dir danke ich für alles, was du für meine Tochter und auch meinen Sohn getan hast", sagte er. Minho der ja schon alles verstand was hier passierte trat an das Bett heran. "Onkel, wir werden dich nie vergessen", sagte er traurig.

Diese paar Worte killten alle meine Gefühle und die Tränen flossen nur noch so. "Ich euch auch nie", sagte mein Vater dann noch. Schweigend standen wir da, mit seiner eiskalten Hand in unseren und dann wich immer mehr das Leben aus ihm. Sein Körper wurde eiskalt und er schloss die Augen. Die Atmung blieb aus und jetzt wusste ich das er tot war. Ich biss mir auf die Lippe. "Komm her", sagte Daehyun und legte seine kräftigen Arme um mich. Weinend lag ich mit Seoyoung auf dem Arm, an seine Schulter angelehnt. Von Sophia war auch nur ein Schluchzen zu hören. "Es war noch viel zu früh für ihn zu gehen", murmelte Daehyun. Langsam nickte ich. Wieso nahm das Leben einem immer die wichtigsten Menschen. Warum durften sie nicht leben, bis sie von selber sterben wollten?

Traurig sah ich noch einmal zu meinem Vater. Dann klopfte es an der Tür und der behandelnde Arzt kam herein. "Er ist gerade verstorben", erklärte Daehyun diesem. "Das habe ich mir fast gedacht. Eigentlich hatte er nur noch auf sie gewartet, denn er wollte unbedingt bevor er geht noch einmal seine Kinder sehen", sagte der Arzt. Wenigstens hatten wir ihm so seinen letzten Wunsch erfüllt. Eine Weile unterhielten wir uns noch mit dem Arzt, aber draußen vor dem Zimmer. Danach mussten wir dann erstmal nach hause um das alles auch richtig verarbeiten zu können.

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