Kapitel 17: Auch wieder da?

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Meine Eltern hätten mich um die nächste Ecke zusammenschlagen lassen.

"Ob Kylie heut in die Schule kommt? Dass Manu seine Gefühle gestanden hat muss sie ja ziemlich geflasht haben, sie war seitdem nicht mal auf WhatsApp online!" fragt das verschlafene Mädchen in meinem Arm, das nicht mal eine Minute wach war.
"Sicher, ein Wochenende abzutauchen ist was anderes als zu schwänzen. Sie gibt zwar einen Scheiß auf alles, aber dafür ist sie dann doch noch ein bisschen zu brav." murre ich in ihr Ohr und ziehe sie etwas näher zu mir, um meine Augen wieder zu schließen.
"Wir müssen aufstehen Babe." meckert sie leise, doch ich weiß, dass sie am liebsten auch liegen bleiben würde.
"Ach Prinzessin, ist doch viel schöner so.. zusammen... im Bett... es ist schön warm... und ausziehen müssen wir uns nicht mal, das haben wir ja gestern schon gemacht... und Morgensport lässt einen gut in den Tag starten..." erkläre ich ihr langsam und streiche währenddessen von ihrem Schlüsselbein immer weiter runter, bis ich an ihrer Hüfte angekommen bin und sie frech grinsend ansehe.
"Und wie schön uns das in den Tag starten lässt." lächelt sie, rappelt sich mit einem Schlag auf, dass sie sich auf mein Becken setzen kann und meine Hände links und rechts neben meinem Kopf fixiert.
"Wie schön so eine Morgenrunde sein kann, haben wir noch nie ausprobiert..." haucht sie gegen meinen Hals, um kurz darauf meine Jawline entlang zu küssen, weshalb ich mich entspannt nach hinten fallen lasse und die Augen genießerisch schließe.

"Aber wir haben keine Zeit." flüstert sie mir dann doch ins Ohr, erhebt sich und klettert von meinem Bett, um dann mit dem Rücken zu mir gewendet ins Bad stiefelt, weshalb ich meinen Blick nicht von ihr abwenden kann.
Als sie dann um die Ecke verschwindet, springe ich förmlich aus meinem Bett und laufe ihr schnell hinterher ins Bad, wo ich dann auch die Tür hinter uns abschließe.
"Und wenn wir zwei in eins machen? Duschen und Morgensport?" raune ich ihr von hinten ins Ohr und fahre ihr durch die zerzausten Haare.
"Das könnte sich einrichten lassen." antwortet sie etwas gepresst, da ich mit extrem zarten Küssen ihrem Hals entlang fahre.
"Was anderes hätte ich jetzt nicht akzeptiert." schmunzle ich, während ich sie vorsichtig in meine Dusche schiebe.

"Bis später Manuel!" brülle ich durch das viel zu große Haus, wo nur ein: "Dann müsst ihr zum ficken das nächste Mal früher aufstehen!" zurück kommt, doch darauf kann ich nicht mehr reagieren, da unser Bus in nicht mal zwei Minuten fährt.
"Manu weiß auch alles..." murmelt meine Freundin, als wir uns auf nebeneinanderliegende Sitze fallen lassen.
"Der Junge ist am Morgen immer so zur Schule gerannt, jetzt weiß ich wieso." schmunzle ich und lege meinen Arm um ihre Schulter, was jemanden hinter mir zum schnaufen bringt.
"Macht das Zuhause." knurrt ein Mädchen in unserem Alter hinter uns, weshalb ich sie prüfend ansehe.
Ihre Augen sind tief schwarz um malt von Eyeliner, Kajal und Wimperntusche. Ihre hellblauen Kontaktlinsen haben eine schreckliche Qualität, weshalb man ihre bernsteinbraunen Augen hindurch schimmern sieht. Und ihr blonder Ansatz zerstört die ziemlich gut gefärbten schwarzen Haare. Und ihre große Klappe? Die hat sie, weil fünf Leute um sie herum sitzen.
"Und selbst wenn ich sie hier jetzt lecken würde, hätte es dich nicht anzugehen." knurre ich genervt, weshalb der Kopf eines Jungens interessiert zu uns sieht.
"Legt los." grinst er, was mich nur eine Augenbraue hochziehen lässt.
"Damit du mit Zeigefinger und Daumen deinen Mikropenis angeilen kannst? Kein Interesse." lache ich auf und will mich wieder zu meiner Freundin wenden, die inzwischen auch nach hinten sieht, wo auch der nächste Junge interessiert hin sieht.
"Brown, du bist Lesbe? Vögelst du nicht Nick?" fragt der nächste, weswegen Evelyn die Augen verdreht.
"Erstens: Gewöhne dir schonmal Adams an, weil ich diese Frau in zwei Jahren heiraten werde. Zweitens: Hat Nick mich nicht mal in Unterwäsche gesehen." antwortet sie gereizt, was einen der Jungs wieder zum reden veranlassen will, doch er schließt sofort seinen Mund und starrt an uns vorbei.

"Sven, verpiss dich mit deinem Assi-Pack aus meinem Sichtfeld oder ich schwöre bei Gott, ich stecke dir den Kopf deiner hässlichen Fratzenfreundin in den Arsch du elendige Ratte." erklingt plötzlich Kylies liebevolle Stimme, die anscheinend gerade an der Haltestelle eingestiegen ist, woraufhin sich der Bus wieder in Bewegung setzt.
"Wie sollen wir bitte gehen hm?" fragt das Mädchen neben dem Typen schnippisch, was Kylie genauso schnippisch erwidert.
"Ihr könnt an der nächsten Haltestelle aussteigen, zur Förderschule sind es ja nur noch zwei Kilometer." fährt sie sie mordlustig an, worauf das Mädchen wieder was erwidern will, doch ihr Freund sie beängstigt davon abhält und den Stop-Knopf neben sich drückt, was den Bus an der nächsten Haltestelle den Bus zum stehen bringt und die fünf Personen zum Aussteigen.
"Wow." lache ich und klatsche bei Kylie ein, die einen imaginären Hut von ihrem Kopf zieht.

"Was war los bei dir? Das ganze Wochenende abgetaucht nach dem Liebesgeständnis nicht mal online gewesen." fragt meine Freundin prüfend nach, grinst sie aber wissend an.
Kylie steht nur mit ihrem typischen Gesichtsausdruck mitten im Gang, den sie immer auf setzt wenn sie bei irgendwas ertappt wurde, es aber niemals zugeben würde. Deswegen ist sie auch schon einigen Schulverweisen entkommen, laut Evelyns Aussagen.
"Halt die Schnauze Evie, ich hab Michael gefickt..." murmelt sie, doch Evelyns Blick liegt noch immer grinsend auf ihr.
"Ich glaub dafür war der Schock von dir und Michael zu groß Schatzi, so ein gutaussehender Kerl hat die noch nie seine Liebe gestanden." provoziert sie Kylie weiter, während ihre Maske fest sitzen bleibt.
"Nicht nur einmal..." redet sie weiter, doch die Braunhaarige schüttelt den Kopf.
"Die wollten alle nur mit dir in die Kiste, es hat noch nie jemand gesagt, dass er auf dich steht." geht es weiter, dass Kylie sie nun genervt ansieht.
"Er hat es doch nicht mal gesagt!" keift sie das Mädchen an, weshalb meine Freundin und ich uns kurz unverständlich in die Augen sehen, um dann wieder zu Kylie zu blicken.
"Also dir muss man echt alles deutlicher als deutlich machen oder? Kylie, dieser Junge hat wegen dir geheult. Geheult. Ich habe ihn aus drei verschiedenen Gründen weinen sehen in meinem Leben. Erstens: Als er sich als kleiner Junge ständig aufs Maul gelegt hat. Zweitens: Als mein Vater ihn krankenhausreif geprügelt hat und selbst da hat er erst nach Stunden mit heulen angefangen, weil er keine Schwäche zeigen wollte. Drittens: Wegen einem Mädchen. Das waren einmal ich, verständlich, ich stand nicht nur einmal vorm Tod. Und du. Ich hab sein Herz förmlich brechen hören, als du einfach abgehauen bist. Ihn ahnungslos stehen lassen hast." hänge ich mich jetzt rein, um ihr wenigstens ein wenig ins Gewissen zu reden, doch wieder nur ihre Maske.
"So eine Pussy..." flüstert sie in sich hinein, aber nicht auf diese negative, herablassende Art... eher: Oh wirklich? Ich habe ein Herz gebrochen, obwohl ich es nicht mal wollte?

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt