Kapitel 34: Gemeinsame Nächte?

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Wie ich das vermisst habe...

Nach zwanzig Minuten Lachkrampf auf dem Motorrad, da meine Freundin den absolut unübersichtlichen Verkehr nicht gewohnt ist und jedes Mal erschrocken aufkreischen musste, wenn ich ein Auto überholt habe oder wir überholt wurden, kommen wir endlich an der riesigen  Shopping Mall an.
„Woah." sagt sie begeistert, als wir absteigen und in das Gebäude laufen, wo ein überteuertes Geschäft nach dem anderen zu sehen ist.
„Willkommen in Paris Prinzessin." lächle ich und gebe ihr einen zarten Kuss auf die Wange, doch sie zieht mich schon begeistert mitten in das Getümmel.
„Das Kleid ist so schön..." träumt sie plötzlich und zeigt auf ein weinrotes Kleid, was nur bis knapp über ihr Knie reicht.
Alarmiert sehe ich mich um, scanne das ganze Center bis auf den letzten Winkel ab, doch nichts ist zusehen.
„Alles gut?" fragt sie liebevoll und streicht mir an der Taille entlang, was mich zu ihr sehen lässt und entspannt auszuatmen.
„Ja, willst du es haben?" lenke ich ab, während ich ihre immer größer werdenden Augen genau mustere und sie schmunzelnd in den Laden ziehe.

„Layla?" erklingt plötzlich eine bekannte Stimme hinter mir, welcher ich sofort meine Aufmerksamkeit schenke und anfange bis zu beiden Ohren zu grinsen.
„Michelle." stelle ich fest und laufe zu ihr, um sie kurz in die Arme zu schließen und sie knapp zu mustern.
Hübsch wie immer. Inzwischen müsste sie doch 20 Jahre alt sein, meine erste Liebe. Wie wir uns immer heimlich trafen, wenn ich mit meinen Eltern in Paris war... Und das nicht nur um zu kuscheln...
„Deine Neue?" fragt sie mit ihrem Akzent, in den ich mich damals verknallt hatte.
„Und hoffentlich Zukünftige." antworte ich und ziehe sie in meinen linken Arm, während sie nur leise ein: „Hallo." von sich abgibt, da sie mit großen Augen durch den Laden fährt.
„Also keine gemeinsamen Nächte mehr? Also sie würde mich nicht wirklich stören." kichert sie, was das Mädchen neben mir hellhörig werden lässt.
„Gemeinsame Nächte?" harkt sie ruhig nach, doch ihre Augen werden von einem gewissen Schimmer getränkt, der mich nur lächeln lässt.
„Das muss ich doch jetzt nicht erläutern oder?" frage ich nach, während ich ihr einen Kuss auf die Haare hauche, wonach sie sich sofort mehr an mich lehnt und das Mädchen vor uns eingehend mustert.
„Keine Sorge, als Layla einmal eine Freundin hatte und mit ihren Eltern her kam, ist sowas auch nicht vorgekommen. Sie ist wirklich die treuste Seele die ich kennenlernen durfte." erklärt sie anwesend, da sie einige Klamotten aufhängen muss und mit weiteren Preisen beklebt.

„Ich will wo anders etwas haben." murrt Evelyn plötzlich, weshalb ich mich beim rausgehen noch schnell von Michelle verabschiede und grinsend zu meine Freundin sehe, die mich an der Hand vom Laden weg zieht.
„Wer ist da denn eifersüchtig?" schmunzle ich, doch sie murrt nur ein leises: „Ich bin nicht eifersüchtig." und zieht weiter an meinem Arm, bis ich sie mit einer gekonnten Handbewegung zu mir ziehe und ich ihr tief in die Augen sehe.
„Da ist es." lächle ich.
„Was?" knurrt sie, doch ich lasse mich nicht unterkriegen.
„Die Eifersucht. Genau da, diese kleine Pupillenerweiterung." antworte ich, was sie dazu verleitet sich aus meinen Händen reißen zu wollen, da sie vor diesem Können zu viel Angst hat. Jemand, der dir jede Emotion aus den Augen lesen kann, während dieser Jemand nicht ein Gefühl bei Fremden ausstrahlen kann.
Etwas fester verschränke ich unsere Hände, um sie für einem Kuss zu mir zuziehen und ihr danach zart über die Wange zufahren.
„Du hast gesagt, du vertraust mir." flüstere ich knapp vor ihren Lippen, während ich ihren verschleierten Blick auf meine Lippen genauestens mustere.
„Tue ich auch." haucht sie und küsst mich erneut total sanft, um dann an mir hochzuspringen und ihre Beine um meine Hüfte zu schlingen.
„Ich habe nie jemanden so sehr geliebt wie dich. Wenn das ein Mädchen gemacht hätte, mit dem ich zusammen war, hätte ich sie in der Öffentlichkeit weggeschubst. Ohne zu zögern. Bitte glaub mir, dass das mit Michelle nichts weiter als Erfahrung war und Rebellion gegen meine Eltern, auch wenn sie es nicht wussten. Ich musste etwas für mich tun, um zu wissen, dass ich sie mit etwas zerstören könnte." hauche ich gegen ihre Wange, um diese dann kurz zu küssen und sie dann wieder vorsichtig auf den Boden abzustellen.
„Ich vertraue dir doch, und natürlich glaube ich dir." lächelt sie, nimmt mich wieder an der Hand und zieht mich quer durch das Center.

Nach gerade mal zwei Stunden trage ich mehr Klamottentüten, als sich Normalverdiener leisten könnten. Jedoch gehört auch nicht alles meiner Freundin, die gerade begeistert an einer Bluse hängen bleibt, da auch ich mich nicht wirklich zusammengerissen habe.
Wann ist man schonmal in Paris?
„Look at this ass." lacht plötzlich irgendein Jugendlicher in meinem Alter und klopft seinem Kumpel auf die Schulter, um auf mein Mädchen zu zeigen.
Nicht nur ich habe das mitbekommen, ein Pärchen zwischen 20-30 und Evelyn sehen zu den Jungs, die wie behinderte lachen und sich wie Gorillas, die gerade herausgefunden haben, dass sie eine Banane schälen müssen, bevor man sie essen kann, einschlagen.
Hilfesuchend sieht meine Freundin zu mir, was mich nur beruhigend flüstern lässt: „Das sind nur ein paar Spasten, einfach nicht beachten."
Außerdem weißt du doch, dass ich sofort für dich töten würde...

„Willst du weiter?" frage ich ruhig und stelle mich nah hinter sie, als sie etwas panisch Klamotten ansieht, da die Typen sie immer noch wie schwanzgesteuerte Löwen anstarren.
„Ja..." antwortet sie etwas zögerlich, dreht sich von den Jungs weg und läuft aus dem Laden.
Warum hast du Angst vor dieser Situation? Ist dir schonmal etwas passiert?
Reflexartig sehe ich zu dem Braunhaarigen, der vorhin seinen Kumpel wie ein Affe angerempelt hat, um ihn Evelyn zu zeigen.
Verwirrt erwidert er meinen Blick, bis er anscheinend bemerkt, dass es eine Drohung sein soll. Ohne weiter auf seiner Erwiderung einzugehen, laufe ich ebenfalls aus dem Laden, um meine Freundin einzusammeln und weiterzugehen.

„Hattest du Angst?" frage ich nach, da sie seitdem bedrückt auf den Boden sieht.
„Nein... also nicht richtig... ist halt ein komisches Gefühl... Als Frau fühlt man sich da doch immer etwas beengt oder? Wenn so ältere Typen einen so anstarren. Also zumindest geht es mir dabei nicht gut. Aber Angst kann man das nicht wirklich nennen, ich weiß ja, dass mir bei dir nichts passieren kann." erklärt sie ihr Verhalten, woraufhin ich verständnisvoll nicke und sie ruhig ansehe.
„Entspann dich Prinzessin, wir gucken jetzt wo anders nach dieser Bluse. Und der Nächste, der sowas macht, wird direkt ins Krankenhaus geschlagen ja?" muntere ich sie etwas auf und stupse sie mit meinem Ellenbogen an, was sie kichern lässt und mit ihren so schönen Augen zu mir sehen lässt.
„Ouh ja! Und ich feuere dich an!" lacht sie wieder etwas lockerer, was mich auch wieder glücklicher wirken lässt.
Wenn es dir schlecht geht, ist das auch so bei mir...

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt