Kapitel 87: sie lässt mich fühlen

1K 79 3
                                    

Danke.

"Laylaaaa!" brüllt Kylie, als sie in mein Zimmer stürmt.
Etwas verstört mustert sie mich, da ich mitten im Raum stehe und sie nur fragend ansehe.
Kurz schüttelt sie den Kopf: "Sie haben den Mörder, er wird gerade zur Wache hier gebracht, damit ihr ihn vielleicht identifizieren könnt." blubbert sie schnell herunter, weshalb ich meinen Kopf schief lege.
"Wann sollen wir bei der Wache sein?" frage ich nach. "In 15 Minuten." antwortet sie, nimmt mich an der Hand und zerrt mich die Treppe herunter.

"Sind Sie bereit?" fragt der Polizist, worauf mein Bruder und ich nur nicken und den Raum betreten, wo sich ein Mann mit den Füßen am Boden und den Händen am Tisch gefesselt befindet.
"Das sind die Erben der Leute, die Sie getötet haben." sagt die tiefe Stimme hinter mir.
Sofort sieht der Mann auf. Seine Augen strahlen eine furchterregende Kälte aus, doch das Speil spiele ich auch.
Ebenfalls strahlen meine Augen pure Kälte aus, während ich mich dem jungen Mann gegenüber setze.
"Layla Adams... Du bist ja ein bildhübsches Mädchen..." lächelt er so freundlich, als ober keiner Fliege etwas antun könnte.
"Warum?" frage ich distanziert, immerhin weiß ich nicht, ob er es auch auf Manu und mich abgesehen hatte.
"Ich wollte das Gefühl wissen... Wie ist es, jemanden den Schädel vom Körper zu ballern? Nun ja... sehr beruhigend..." grinst er, weshalb der Uniformierte sofort eingreifen will, doch ich halte ihn mit einer Handgeste davon ab.
"Wieso ausgerechnet solche reichen Leute?" harke ich weiter nach, was den Dunkelblonden auflachen lässt.
"Sie haben mir meinen Vater genommen, als er dir helfen wollte... Er war so ein guter Mann... Und ich wollte ihn rächen... Das tat ich..." lächelt er befreit.
Mein alter Lehrer... Der Erste, der sich gegen diese beiden Monster stellte...
"Es tut mir leid..." antworte ich nur, doch er sieht mich nur ruhig an.
"Dich trifft keine Schuld. Du hast selbst unter diesen Leuten gelitten... Sie haben ihre gerechte Strafe bekommen, auch wenn das vom Staat nicht anerkannt wird." antwortet er und will eine seiner Hände in die Nähe von meinen legen, doch sowohl Manu als auch der Polizist stürzen sofort auf uns zu.
"Können wir gehen? Wir kennen ihn nicht. Und offensichtlich hat er es nicht auf uns abgesehen." fragt mein Bruder beschützend und läuft mit mir aus dem Raum, als der Mann in Uniform knapp nickt.
"Der Sohn deines damaligen Lehrers?" harkt er nach.
"Ja..." antworte ich leise.

"Layla, wir müssen shoppen gehen.. Ich brauch ein Kleid für den Abschlussball. Und Manu einen Anzug, aber den nehme ich nicht mit, der ist da so perfektionistisch. Dem kaufen wir einfach, was mir gefällt." lächelt sie, als sie auf meinem Bett liegend eine Zeitschrift durchblättert.
"Ich geh glaub ich in Hoodie dort hin." antworte ich, mit dem Wissen, dass ich wahrscheinlich gleich umgebracht werde.
"Das kannst du vergessen!" kreischt sie und rollt sich auf mich, sodass ich fixiert unter ihr liege.
"Was stellst du dir denn vor?" grinse ich und komme näher an ihr Gesicht, mit der Hoffnung, dass sie unsicher werden könnte, liege dabei jedoch falsch, denn sie kommt mir auch nur noch näher.
"Du gehst mit Stella. Und du ziehst ein Kleid an!" schnauzt sie, doch sofort schubse ich sie von mir herunter.
"Ich zieh mir etwas besseres an, aber kein Kleid." sage ich ernst, doch sie zieht nur einen Schmollmund.
"Ich liebe dich, aber nein Kylie. Unter keinen Umständen." versichere ich meine Aussage, nach der sie sich geschlagen gibt.
"Scheiß Kampflesbe..." murrt sie und springt aus meinem Bett, was ich ihr nachmache und sie von hinten umarme.
"Kampflesbe?" hauche ich ihr ins Ohr, doch sie lacht nur auf.
"Ja." bestätigt nun sie ihre Aussage, weshalb ich ihr in die Seite zwicke, was sie erschrocken von mir weg springen lässt.
"Layla!" kreischt sie, als ich beginne schelmisch zu grinsen.

"MANU!" quietscht sie durch das ganze Haus, während sie hastig die Treppe hinunter stolpert.
"Was?!" fragt erschrocken nach und stürmt aus der Küche in den Flur, wo Kylie ihm sofort in die Arme springt.
"Deine Schwester will mich vergewaltigen!" jammert sie dramatisch, was Manu nur mit den Schultern zucken lässt.
"Wenn es nur das ist." lächelt er und beobachtet mich, wie ich langsam die Treppe herunter trotte.
"Sie wollte, dass ich ein Kleid anziehe. Da müssen Maßnahmen ergriffen werden." verteidige ich mich, weswegen Manu leise lachen muss.
"Selbst ich habe sie noch nie in einem Kleid gesehen." lacht er herzhaft.
"Ich werde sie überreden! Selbst, wenn sie nur mal eins anprobiert! mit Absatzschuhen..." bestimmt Kylie mit einem gemeinen Grinsen auf den Lippen.
"Mal sehen, ich brauch ja wahrscheinlich was für Stella." antworte ich mit zuckenden Schultern, was den beiden Personen vor mir den Mund aufklappen lässt.
Laut beginnt Kylie in der wahrscheinlich höchsten Tonlage zu kreischen und springt mir in die Arme, weshalb ich sie instinktiv anhebe und sie nun ihre Beine um meine Hüfte schlingen kann.
"Jetzt will ich aber auch mal einen auf unfassbar eifersüchtig machen.." schmollt mein Bruder.
Kylie lacht kurz auf, streckt ihm ihre Zunge raus und sieht mich dann an.
"Ich muss weiter nach Kleidern suchen, trag mich nach oben, du Knecht!" befiehlt sie, doch ich grinse nur schief.
"Kannst du froh sein, dass du unter dem Schutz meines Bruders stehst..." hauche ich in ihr Ohr, was Manuel anscheinend auch gehört hat, da er nur auflacht.
"Mach mit ihr, was immer du willst." sagt er, bevor er wieder ins Wohnzimmer verschwindet.
"MANU DU ARSCH! LAYLA, ICH WARNE DICH!" jammert sie laut, während ich schon die Treppen mit ihr auf dem Arm nach oben schreite.
"Ich bin so froh, dass ich herausgefunden habe, dass du kitzlig bist..." flüstere ich und trete mit ihr in mein Zimmer.

Eine drückende Stille liegt im Raum, Kylie ist vor einigen Minuten in einen tiefen Schlaf gefallen, mit dem Gesicht auf ihrer Zeitschrift...
Wie kann Evelyn das nur von mir denken? Ich habe ihr so viel gegeben... Alles was ich zu bieten hatte... Geld, Geschenke... doch vor allem mein Herz... Ein Organ, das ich seit Jahren zu vermissen schien... Sie liebt mich, auch heute noch.. Ich spüre es förmlich... Wie sie mich immer ansieht... Dieser Schmerz in ihren Augen, das Wissen, etwas falsch gemacht zu haben... Doch sie ist so in dieser Überzeugung... Sie ist so in ihrer falschen Welt gefangen... Um nichts hätte ich sie betrogen, niemand hätte mich dazu gebracht... Doch sie lässt mich fühlen, als ob ich es tat...
Doch ich muss nach vorn blicken...

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt